Finnentrop/Bamenohl. Zwillinge im herkömmlichen Sinne sind Rafael Camprobin Corchero und Gordon Meyer nicht.
Aber fußballerisch kommen die beiden Neuzugänge des Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl dem schon nahe.
Denn ihre Laufbahnen wiesen schon vor dem Wechsel ans Bamenohler Schloss Parallelen auf. Da ist ihre hochklassige Ausbildung, zudem sind beide auch privat befreundet. „Wir unternehmen öfters was zusammen“, sagt Camprobin.
Kennengelernt haben sie sich in der Schule und in der Kreisauswahl. Auch wenn es im Fußball häufig so ist, als Konkurrenten sehen sich die beiden nicht. „Geflachst wird natürlich“, sagt Camprobin, „wenn einer dem anderen einen Tunnel gegeben hat, ist das fünf Wochen Thema. Aber es hat nie gegeben, dass der eine dem anderen etwas nicht gegönnt hätte“. Was Meyer bestätigt: „Wir haben uns immer für den anderen gefreut, wenn der Erfolge feiern konnte“.
Campobrin wechselte 2014/15 zu Borussia Dortmund und durchlief dort vier Jahre lang die Jugendabteilung. Für ihn war es eine Riesen-Umstellung, was Professionalität anging. Immerhin zieht es Talente aus nah und fern zum BVB. Und auch nur die Besten ihrer Heimatregion. Camprobin: „Höchstes Niveau in Deutschland“. Es sind allesamt junge Fußballer, die eine Profikarriere anstreben. Camprobin:. „Ich wollte schon in den Profibereich. Das ist das Ziel von jedem, der das alles mitmacht“.
Luft ist dünn
Das gilt auch für Gordon Meyer. Er spielte in der U17 des VfL Bochum. „Logisch. Wenn man erstmal dort angekommen ist, dann träumt jeder von den Jungs, die da in der Kabine sitzen, davon, Profi zu werden. Aber man muss sich natürlich auch immer vor Augen führen, wie dünn die Luft dort oben ist“.
Wie kommt man als Jugendspieler des SC LWL 05 zu Borussia Dortmund? Camprobin: „Das geht nur über den Stützpunkt, ich habe Kreisauswahl gespielt“. Auf den Turnieren des FLVW sind die Scouts der großen Vereine zugegen und sichten die Talente. „Beim Arag-Cup in Kaiserau bin ich dann aufgefallen“, erinnert er sich.
Gordon Meyer erging es etwas anders. Der in Ostentrop/Schönholthausen aufgewachsene Spieler hatte beim FC Iserlohn einen Jahrgang übersprungen und war von der U16 in die U17 hochgezogen worden. Mit der spielte er gegen die U16 von Bochum. Dort ist er aufgefallen und zum Probetraining des VfL eingeladen worden.
Der große Sprung. Wie empfindet man den? „Ich hatte das Glück, dass ich schon in der U14 nach Dortmund gekommen bin“, sagte Camprobin. Da war es noch ein wenig entspannter. Welpenschutz ist für ihn nicht der richtige Ausdruck. „Aber du hast da noch nicht den Druck, als wenn du in einem Jahrgang und in ein Alter kommst, in dem es für den Verein schon stärker um Siege oder um Titel geht“. Zwar war es Neuland, aber „doch eher Vorfreude“. Die Fahrten nach Dortmund organisierte der BVB. Treffpunkt für ihn war Meinerzhagen.
Irgendwann kam für beide die SG Finnentrop/Bamenohl ins Spiel. Camprobin: „Ich hatte Gespräche mit André Ruhrmann und Ralf Behle, da haben sie mir ihre Spielphilosophie erklärt und gesagt, dass sie gerne hätten, wenn ich nach Bamenohl komme“. Die hatte auch Gordon Meyer: „In den ersten Gesprächen mit Ralf Behle und André Ruhrmann hatte ich schon ein Super-Gefühl. Mir war klar: Das ist mit die beste Option, die mir passieren konnte“. Er habe auch mit anderen Vereinen gesprochen, verrät er. „Aber nirgendwo kam diese Chemie, diese Überzeugung zustande wie bei Finnentrop/Bamenohl“.
Meyer sagte zu, Camprobin sagte zu. „Ich wäre auch beim Nicht-Aufstieg gekommen“, sagt Camprobin, „als die Saison abgebrochen wurde, und Finnentrop/Bamenohl, war klar, dass sie aufsteigen würden. Das war die beste Lösung. Auch wegen meines Ausbildungsplatzes“.
Gleiche Berufsausbildung
Womit eine weitere Parallele zutage tritt: Sowohl Camprobin als auch Meyer absolvieren eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger bei den Werthmann-Werkstätten. Meyer in Attendorn, Camprobin in Lennestadt: „Da habe ich nicht mehr eingesehen, den Aufwand der Fahrerei bis ins Ruhrgebiet auf mich zu nehmen für dieselbe Spielklasse“, sagt Gordon Meyer. Die Liga aber war nur ein Faktor. Gordon Meyer: „Ausschlaggebend war: Sie haben sich sehr um mich bemüht. Es ist im Kreis Olpe eine wirklich gute Adresse und der Oberliga-Aufstieg ist die Krönung obendrauf“. Beide können nun hochklassig spielen und trotzdem in der Heimat bleiben.
Camprobin freut sich auf die Saison. Oberliga ist reizvoll, und sollten die Corona-Beschränkungen mal gelockert werden, spielt er mit Finnentrop/Bamenohl vor zigfach größeren Zuschauerkulissen als bei den U19- oder U17-Spielen. Gordon Meyer: „Das wäre eine völlig neue Erfahrung“. Schon jetzt spürt er das breite Interesse an der SG Finnentrop/Bamenohl. Camprobin: „Man merkt, dass viele Menschen hinter dem Verein stehen und sich mit ihm verbunden fühlen“.