Maumke. Wenn jemand mit „Sport und Integration“ reichlich Erfahrung hat, dann ist es Martin Blumka.
Ende der 1980er Jahre kam der gebürtige Pole nach Deutschland. Zuletzt trainierte er zwei Vereine mit Migrationshintergrund: Bis Ende 2019 den kurdischen Klub Azadi Attendorn und seit dem 1. Juli den türkischen B-Kreisligisten Vatanspor Meggen.
Martin Blumka, geboren 1968 in Posen, verbrachte seine Kinder- und Jugendzeit in Grünberg (polnisch Gora), einer Stadt mit heute 12.000 Einwohnern in Niederschlesien, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Breslau. Am 23. Januar 1945 besetzte die Rote Armee die bis dahin deutsche Stadt Grünberg, die dann unter polnische Verwaltung gestellt wurde. „Ich habe viele deutsche Vorfahren“, erzählt Martin Blumka.
Begonnen hat er seine Fußball-Karriere in der dritten polnischen Liga bei Lechia Zielona Gora. Blumka wechselte dann zu Dozamet Nowa Sol (Niederschlesien; deutsch: Neusalz an der Oder). Er erinnert sich an seine Anfangszeit: „Mein Stammverein, bei dem ich in der Jugend gekickt habe, spielte in der dritten Liga. Das war eine Profiliga, da hat keiner mehr gearbeitet“.
Spannende Jahre 1989 und 1990
Aber gekauft hat ihn dann Dozamet Nowa Sol. „Das kam dadurch, dass mein Bruder Rafael bei denen gespielt hat. Die waren aus der zweiten Liga abgestiegen“, erzählt Martin Blumka, „mein Bruder hat drei oder vier Jahre in der zweiten Liga gespielt. Die haben mich dann als Jugendspieler gekauft. Da war ich circa 18, und da begann meine Karriere im Seniorenbereich.“
In einer – nicht nur für seine Heimat Polen - spannenden Zeit ging es für Martin Blumka nach Deutschland. „1988/89 war mein erster Wohnort Düsseldorf, mein erster deutscher Verein der TV Angermünde, ein Stadtteil von Düsseldorf. Die Jungs spielten damals in der Landesliga“, erzählt Blumka.
Schon kurz danach zog er in den Kreis Olpe. Aber nicht so, wie es geplant war. „Durch einen Bekannten sollte ich mit meinem Bruder zu Rot-Weiß Lennestadt wechseln. Da meinte aber der damalige RWL-Vorsitzende Manni Kurzenacker, dass er schon zwei oder drei Polen habe. So sind wir zufälligerweise nach Maumke gegangen. Das war 1990.“
Lange blieb Martin Blumka nicht im Kreis Olpe. Kurz danach zog er nach Schmallenberg und Winterberg. Und es ging noch weiter weg, geographisch fast wieder in die alte Heimat. „Das war schon ein kleiner Zufall und da muss man auch etwas Glück haben. 1993 oder 94 hatte der PCK Schwedt an der Oder ein Trainingslager in Schmallenberg. Von denen bekam ich ein Angebot. Und so bin ich an die Grenze zu Polen gewechselt. Dort habe ich Verbandsliga und Landesliga gespielt. Daneben spielte ich noch in der vierten polnischen Liga bei Odra Chojna.“
Im Jahr 2000 kam Martin Blumka wieder nach Lennestadt zurück. „Das war wieder bedingt durch meinen Bruder. Ich war damals selbstständig im Bereich Fenster und Türen. Dann habe ich einen guten Job bei der Firma Heinrichs bekommen und habe ich angefangen, für den FC Bilstein zu spielen, wir haben direkt den Aufstieg in die Kreisliga A geschafft. Nach sechs Monaten ging dann meine Reise Richtung DJK Bonzel in die Bezirksliga.“
Nach der Station DJK Bonzel begann Blumkas Karriere als Spielertrainer. Seine erste Spielertrainer-Station war der SV Maumke. Es folgten der SV Heggen und der SV Rahrbachtal (2007 bis Herbst 2008). Nach einem halben Jahr als Spieler bei BW Oberveischede wechselte Blumka zu RW Lennestadt. Bei RWL feierte er mit dem Masterssieg 2011 einen seiner größten Erfolge. „Und wir haben Bezirksliga gespielt. Ich bin nicht abgestiegen“, lacht er.
Gern noch einen Aufstieg
RW Lennestadt war die mit Abstand längste Station. Heute gibt er zu: „Früher habe ich da gespielt, wo man mehr Geld geboten hat. Man hat sich nie richtig identifiziert mit einem Verein. Es gab keine Drei- oder Vierjahresverträge, sondern nur Einjahresverträge. Jedes Jahr wird neu verhandelt. Man darf niemandem übel nehmen, dass er nach einem Jahr wieder geht. Denn wenn du ein gutes Jahr hattest, dann kommen automatisch gute Angebote.“
Nach RW Lennestadt trainierte Martin Blumka zwei Jahre die A-Jugend der SG Finnentrop/Bamenohl, dann die Jugend der DJK Bonzel. Von Bonzel ging es für zwei Jahre zu Azadi Attendorn und im Sommer 2020 zum B-Kreisligisten Vatanspor Meggen. „Azadi und Vatanspor sind nicht so zu vergleichen. Vatanspor gibt es seit mehr als 20 Jahren. Das sind Jungs, die wissen wie es geht. Für mich ist das perfekt“, sagt Martin Blumka.
Gibt es Unterschiede zwischen deutschen Vereinen und denen mit Migrationshintergrund? „Ja, die gibt es natürlich“, sagt Martin Blumka. „Deutsche Vereine haben eine gewisse Disziplin. Ausländische Spieler tun sich damit etwas schwer. Das hat mit sehr viel Stolz und Respekt zu tun. Ich persönlich finde das super.“
Martin Blumka blickt dankbar an die vergangenen mehr als drei Jahrzehnte zurück. Vor allem daran welche Rolle der Fußball bei seiner Integration in die deutsche Gesellschaft spielte: „Es waren sehr interessante Zeiten. Wow. Ich bin mit vielen Weggefährten noch sehr befreundet. Ich durfte in Deutschland alles kennenlernen und bereue nichts. Am Anfang war natürlich die Sprache das größte Problem. Ich konnte anfangs kein Wort Deutsch. Das habe ich mir alles selber beigebacht. Dank Fußball und vieler Freunde konnte ich das Problem einigermaßen lösen. Die Sprache ist das A und O. Deswegen rate ich jedem Menschen mit Migrationshintergrund, die deutsche Sprache zu lernen.“
Und was erhofft sich Martin Blumka für seine weitere sportliche Zukunft? „Eigentlich habe ich es mit bald 52 Jahren nicht mehr nötig, jeden Sonntag an der Seitenlinie zu stehen und viel Zeit zu opfern. Das gilt vor allem meiner Frau gegenüber. Ich wünsche mir noch ein Erfolgserlebnis wie einen Aufstieg und dann kann ich ruhig und zufrieden in die fußballerische Rente gehen. Ich habe viele Erfolge gefeiert wie Aufstiege, Fast-Aufstiege, Pokalsiege und geile Siege gegen bessere Mannschaften. Ich wünsche allen nach Corona wieder viel Spaß mit Fußball und viele Erfolge.“