Welschen Ennest. Einen Fußball-Vizeweltmeister und zweifachen Europapokal-Gewinner, plus einen UEFA-Pokalsieger in lockerer Runde in der eigenen Garageneinfahrt?
Das können nicht viele Menschen aus dem Kreis Olpe vorweisen. Alfred Heinemann aus Welschen Ennest kann es. Der 76-Jährige war Gastgeber dieser kleinen aber feinen Gesellschaft. Manfred Kaltz (68), Europameister 1980, Europapokalsieger und dreifacher Deutscher Meister mit dem Hamburger SV, gehörte dazu.
Und Christian Schreier (61). Der gewann mit Bayer Leverkusen 1988 den UEFA-Pokal in jenem unvergessenen Rückspiel, das die Werkself gegen Espanyol Barcelona nach 0:3 im Hinspiel drehte und dann im Elferschießen triumphierte.
Insgesamt saßen 899 Bundesligaspiele und 70 A-Länderspiele, von denen 69 auf Kaltz entfielen, dort am Heinemannschen Anwesen beisammen. Auf Schützenfestbänken.
Eigentlich hatte Alfred Heinemann den Hubertusplatz inmitten von Welschen Ennest zum Treffpunkt ausgerufen. Heinemann ist flexibel: „Auf einmal hat es so geregnet, dass wir einfach in unsere Einfahrt gegangen sind“.
Abend im Hasenbahnhof
Nur: Wie kam der Welschen Ennester an diese Gäste? Zufällig widerfährt so etwas niemandem. Wohl aber dank älterer Beziehungen. „Christian Schreier hat zu Beginn seiner Karriere mit meinem Bruder zusammen beim TuS Schloss Neuhaus gespielt“, verriet Heinemann. Lang ist’s her. Schreier legte eine erfolgreiche Karriere hin. Nicht nur dank des UEFA-Pokalsieges war 1988 sein Jahr. Im Spätsommer gewann Schreier mit der Olympiamannschaft Bronze in Seoul.
Mittlerweile gehört Schreier, wie auch Manfred Kaltz, zum Trainerteam der Fußballschule des VfL Bochum. Die gastierte in der vergangenen Woche in Niederschelden-Gosenbach. Heinemann fuhr hin, schaute vorbei. Kontakte wollen gepflegt sein.
Intensiv wurde die Verbindung zu den beiden Fußballgrößen in der legendären Gaststätte „Hasenbahnhof“ in Brachthausen vor sechs Jahren. Der dortige Sportverein Brachthausen/Wirme hatte seinerzeit die Fußballschule des VfL Bochum zu Gast. Manfred Kaltz und Christian Schreier gehörten zum Trainerstab und luden Heinemann ein, doch nach Feierabend mit ins Lokal „Hasenbahnhof“ zu kommen. Beim nächsten Treffen zwei Jahre drauf zogen sie zur nächsten einer vom Stil her etwas anderen Kneipe in Altenhundem. Heinemann: „Da war das Durchschnittsalter 23 Jahre. Ich sag zu Manni: Das ist nix mehr für uns beide“.
Flanken vom Feinsten
Und was erzählt der Manfred Kaltz so aus alten Zeiten? „Er spricht ja an und für sich nicht viel“, antwortete Alfred Heinemann. Stimmt. Für wenig Worte war der HSV-Rekordspieler schon zu seiner aktiven Zeit bekannt. Er ließ Flanken sprechen. Seine gezirkelten Bälle veredelte Horst Hrubesch per Kopf. Zu den Nostalgikern, die lebenslang den alten Zeiten nachhängen, gehört Kaltz allerdings nicht. „Dass Horst Hrubesch in Hamburg jetzt die Jugendarbeit macht, wusste er noch gar nicht“, berichtete Alfred Heinemann, „überhaupt spricht er über den HSV eigentlich gar nicht. Fußballerisch macht er nichts mehr, außer der Fußballschule.“
Reserviert gab der Vizeweltmeister sich auch beim Besuch im Sauerland. Zunächst. Heinemann: „Aber mir wurde gesagt: Wenn es ihm irgendwo gefällt, dann taut er auf“. Das war in Welschen Ennest der Fall, sonst hätten die Sportsleute nicht von 19 bis 23 Uhr zusammen gehockt. Da ist es vor Vorteil, wenn noch einer von ihnen des Fahrens mächtig ist, erst recht, wenn das Hotel 30 Kilometer weit weg liegt. Im siegerländischen Obersdorf/Rödgen. Ganz Vorbild war da Benni Adamek, der Leiter der Fußballschule, der dem Pils entsagte und den Chauffeur machte.