Olpe. Es war einmal, so fangen alle Märchen an. Und das begann für Franka Linse aus Rehringhausen im Sommer 2016.

Da wurde die Hochspringerin des Skiclub Olpe im Stadion Obervieland in Bremen mit der Sprintstaffel der Startgemeinschaft Olpe/Fretter Deutsche Meisterin der U16.

„48,70 Sekunden bis zur Glückseligkeit“ titelte diese Zeitung am 19. August 2016. Und die 15-jährige Franka war dabei. Die vielseitige Athletin startete auch im Hochsprung und fuhr mit einer Bestleistung von 1,68 Metern nach Bremen. Diese Höhe reichte damals für Bronze. Franka Linse aber blieb schon bei 1,65 Meter hängen, „nur“ Platz 9. Schon sehr ärgerlich, wenn man so knapp an der Medaille war, vor allem aber, wenn man hoch motiviert ist.

Karl-Heinz Besting hat den sportlichen Werdegang genau verfolgt: „Franka springt bis zu einer bestimmten Höhe technisch fast perfekt, aber dann stimmt plötzlich nichts mehr beim Bewegungsablauf. Kopfsache.“ Die damalige Schülerin der Realschule Olpe sollte sich nach der DM in Bremen am 10. September 2016 in Hagen noch auf 1,71 Meter steigern.

Zeitlich nicht mehr zu schaffen

Tür und Tor schienen trotz des Stillstands für die mittlerweile 17-Jährige im Sommer 2018 offen zu stehen. Das Talent war ja noch da. Sie hatte sich zu einem Wechsel nach Leverkusen entschlossen. Es waren nicht nur sportliche, auch zeitliche Probleme. Von der Realschule Olpe wechselte sie aufs Gymnasium Maria Königin in Altenhundem. Für ihre Leistungsentwicklung hätte sie neben dem Training in Olpe zweimal pro Woche nach Leverkusen zum Kadertraining gemusst.. Zeitlich nicht mehr zu schaffen.

„Die Hochsprung-Kadertrainer aus Essen, Wattenscheid und Leverkusen hatten damals gemeinsam beraten und Potenzial in mir gesehen“, blickt die noch 18-Jährige auf das Procedere zwei Jahre zuvor zurück, „und sie besorgten mir letztlich einen Platz im Sportinternat in Leverkusen.“ Dort lebte sie zwei Jahre mit einer Kollegin in einer Zweier-WG zusammen.

Doch die Leistung stagnierte weiterhin. Ihre Bestleistung steht noch immer bei 1,71 Meter. „In Leverkusen war alles sehr neu für mich. Bayer, ein sehr großer Verein, alles war anders. Das Training war stark auf Hochsprung spezialisiert. Das war ein schwieriges Kapitel, aber es hat mir schon gefallen. Es war sportlich einfach sehr schwierig, eine ganz andere Nummer, sehr anspruchsvoll. Allein die Leistung zählte.“ Aber es fehlte die Harmonie, äußerte sie jetzt aktuell. Harmonie, die sie zuhause von der Gemeinschaft in der großen Gruppe der Olper Leichtathletik kannte und in Leverkusen vermisste.

Und doch haben sich vielleicht für die noch immer hoch motivierte Athletin die zwei Jahre in der Farbenstadt gelohnt. Ganz oben steht das erfolgreiche Abitur, mit dem sie nun eine Ausbildung bei der AOK zur Sozialversicherungsfachangestellten absolvieren will. „Das Leben in der Wohngemeinschaft war wichtig für mich. Ich bin selbstständiger geworden, auch selbstbewusster. Ich spüre eine positive Veränderung in mir.“ Da hat sie aus Leverkusen etwas viel Wichtigeres als Bestleistungen mitgenommen.

Auch wenn es sportlich schwierig war, so überwiegen diese Veränderungen jeden möglichen Höhenzentimeter mehr. So gesehen hat sich das Intermezzo Leverkusen für Franka Linse gelohnt. Und sie weiß nun die soziale Geborgenheit in der heimischen Leichtathletikfamilie erst richtig zu schätzen.

„Ich starte hier in Olpe einen Neubeginn,“ blickt sie nach vorne, „aber keine neuen Höhenflüge.“ Sie steckt ihre Ziele neu ab, realistisch. „Ich will wieder zurück zum Sprint, ohne den Hochsprung ganz aufzugeben.“ Hochsprung, just for fun? Wer weiß, was ohne Leistungsdruck noch möglich ist. Sie ist ja erst 18.

Vor zwei Jahren äußerte sie in einem Interview: „Eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften wäre sehr schön. Den Ehrgeiz habe ich, aber ich will auch mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben.“ Dafür werden in Olpe ihre neuen und alten Vereinskameradinnen zusammen mit Karl-Heinz Besting wie auch Cheftrainer Dieter Rotter sorgen.