Kreis Olpe. Es sind die bewegendsten Geschichten des Sports, und sie sind emotionaler als Sieg oder Niederlage:
Schwere Krankheiten, schwere Verletzungen, elende Quälerei – und die Freude, wenn die Rückkehr gelingt. Stehaufmännchen, dies sind unsere Top Ten.
1.
Steffen Dicke: 2016 hatte Steffen Dicke den Schilddrüsen-Krebs besiegt. Die Krankheit, einige Operationen mit anschließenden Bestrahlungen, hatten den Klassetorwart gezwungen, nicht nur sein aktives Spiel in der Ersten des FC Lennestadt, sondern auch das Traineramt beim FCL II aufzugeben. Als sich Stammtorwart Kevin Schulte im September 2018 verletzte, kehrte der damals 35-jährige Steffen Dicke ins Westfalenliga-Tor des FC Lennestadt zurück. Fast ein Wunder. „Ich muss meinen Physiotherapeuten Martina Dettenberg und David Meiworm Dank sagen. Ohne die beiden glaube ich nicht, dass ich es geschafft hätt, zurückzukommen“, sagte er damals. Den größten Dank aber stattete er damals seiner Frau ab: „Sie war es, die mich permanent wieder aufgebaut hat, wenn ich mal in einem Tief war“.
2. Christoph Springob: 2016 sollte der Handballer der SG Attendorn/Ennest nach einem Nasenbeinbruch operiert werden. Dabei stellte man auffällige Blutwerte fest. Das hieß: Eine Dialysebehandlung, drei mal vier Stunden in der Woche von 4 bis 8 Uhr. Ein gewaltiger Einschnitt in die Lebensqualität des Handballers und natürlich auch in dessen sportliche Laufbahn. Sein Ex-Trainer Klaus Kraß beschreibt Springob als „außergewöhnlichen Menschen im sportlichen wie menschlichen Bereich“. Aber es gibt ein Happyend: Er hat eine Spenderniere, will wieder angreifen.
3. Julian Scheppe: Es war kein Kreuzbandriss, der Julian Scheppe vom September 2014 bis Februar 2016 außer Gefecht setzte, sondern eine Schambeinentzündung. Das sind, nimmt man die Zeiträume, fast zwei Kreuzbandrisse hintereinander. Die Verletzung war derart hartnäckig, dass man fast um die Karriere des jungen und so toll veranlagten Spielers fangen musste. Doch er stand wieder auf, und wie! In Olpe absolvierte er noch 64 Westfalenliga-Spiele, dann wechselte er zum SV Ottfingen, avancierte dort zum Spielenden Co-Trainer und stellt sich nun bei Finnentrop/Bamenohl der Herausforderung Oberliga Westfalen.
4. Sascha Rokitte: In einem Spiel für den SV Hohenlimburg 10 begann für Sascha Rokitte eine Odyssee, die zwei Jahre dauern sollte, und die ihn bis nach Regensburg führte. Der Mittelfußbruch wurde zunächst konservativ behandelt, ihm wurde in Köln eine Platte eingesetzt, doch darunter wurde ein weiterer Riss entdeckt. Also alles wieder auf Null. Und das alles im besten Fußballalter. Letztlich hatte Sascha Rokitte drei Operationen hinter sich: Im Juli 2012 in Weidenau, im August 2012 und April 2013 jeweils in Köln. Aber der Mittelfeldspieler kämpfte sich wieder heran, war eine zentrale Figur beim Landesliga-Aufstieg des VSV Wenden vor zwei Jahren und war es auch in der letzten Saison.
5. Dennis Pachutzki: Eine gute Zeit, sich eine Verletzung zuzuziehen, gibt es nicht, das ist klar. Aber es gibt Phasen, Karriere-Abschnitte, in denen ist es noch ein Stückchen tragischer als sonst. Wie bei Dennis Pachutzki aus Windhausen. Der war als ein Jugendlicher zur SG Wattenscheid 09 gewechselt, hatte gute Perspektiven zu Höherem. Doch dort zog er sich gleich zwei Kreuzbandrisse zu. Den zweiten, als er von Westfalia Herne zu Wattenscheid zurück wechselte. Es folgt eine dritte Operation, weil sich Keime gebildet hatten. Der Traum von der höherklassigen Karriere war in weite Ferne gerückt, wenn nicht ganz ausgeträumt. Pachutzki ging zurück zum SC LWL 05 und trainierte dort ein Jahr ohne Kreuzband. Heute ist er leidenschaftlicher Radfahrer, unternimmt große Touren. Im vergangen Sommer beispielsweise meisterte er mit Christian Florath und Tobias Kaufhold den Dreiländer-Giro durch Österreich, Italien und der Schweiz über 120 Kilometer.
6. Sebastian Wasem: Verdammte Halle! Das ist man versucht, im Falle Sebastian Wasem zu sagen. Im Januar 2012 riss sich der Fußballer beim Stadtpokal-Turnier Olpe erstmalig das Kreuzband. Nicht wenige Beobachter behaupten, dass dies der Spielvereinigung Olpe den Verbandsligaerhalt gekostet hat. Nach seiner Genesung hatte Wasem noch starke Jahre in der Oberliga (91 Spiele in drei Jahren für Kaan und Erndtebrück, sowie Westfalenliga, 28 Spiele in einer Saison für Kaan plus Oberliga-Aufstieg). Im Mai 2019 traf es ihn, inzwischen Spielender Co-Trainer des SC Drolshagen, zum zweiten Mal. Beim Spiel in Weißtal riss er sich das Kreuzband erneut, er stieg aber am Saisonende mit dem SCD in die Landesliga auf. Inzwischen ist Sebastian Wasem 30 Jahre und Cheftrainer des VfR Rüblinghausen, hat aber, nach einer Schulterverletzung, beschlossen: „Spielen werde ich nicht mehr“.
7. Christian Günther: Die Geste hat noch jeder in Erinnerung, der dabei war: In der letzten Minute des letzten Saisonspiels 2010/11, als sich alles bei der SG Finnentrop/Bamenohl für den Landesliga-Aufstiegsjubel bereit machte, schickte Trainer Benedikt Gabriel seinen Stürmer Christian Günther aufs Feld. Das Besondere daran: Es war sein erster „Einsatz“ seit Monaten. Denn beim Kreishallen-Masters im Januar war ihm das Kreuzband gerissen; für die SG ein Schlag, denn in de Saison zuvor war Günther mit 34 Treffern Bezirksliga-Torschützenkönig geworden. Er kämpfte sich wieder heran, musste aber, ehe er zum FC Lennestadt wechselte, einen Mittelfußbruch wegstecken. 2016/17 trug er mit 18 Toren zum Bezirksliga-Aufstieg der SG Serkenrode/Fretter bei. Auch dort verließ ihn das Pech nicht, im September 2019 brach er sich das Wadenbein. Im Jahr 2020 bestritt er noch drei „Vor-Corona“-Spiele für die SG (4 Tore!). Nun geht der 34-Jährige in seine fünfte Spielertrainer-Saison im Frettertal. Aufgeben? Nie! Günther: „Dafür liebt man den Fußball doch zu sehr“.
8. Burcu Özkanca: „Ich bin stolz auf meine Karriere und darauf, dass ich meinen Eltern etwas zurückgeben konnte“, sagte Burcu Özkanca im Rückblick auf ihre Fußball-Laufbahn. Diese war ein extremes Auf und Ab. Am Ende waren drei Kreuzbandrisse einfach zu viel. Von ihren zwölf Jahren im Leistungssport war Burcu Özkanca insgesamt drei Jahre verletzt. Sie hat es aber immer wieder geschafft den Anschluss zu finden. Der Glanzpunkt war der Gewinn der U17-Europameisterschaft in England. Die Jahre 2014, 2015 und 2016 waren ganz bitter für die talentierte Fußballerin aus Olpe. Unzählige Aufenthalte im Krankenhaus und unzählige Reha-Stunden. VfL Bochum, SF Siegen, VfL Bochum und wieder SF Siegen waren die Stationen, auf denen sie versuchte, wieder in die Spur zu kommen. Dennoch sagt sie: „Ich habe immer Freude am Fußball gehabt und Motivation empfunden. Andererseits gibt es auch ein Leben nach dem Fußball“.
9. Tim Weber: Einer der besten Fußballer, der je für den FSV Gerlingen gespielt hat - aber auch einer, der von vielen Verletzungen getroffen wurde. Ob auf dem Platz oder in der Halle. Aber durch nichts ließ er sich unterkriegen. Der Aufstieg in die Landesliga und in die Verbandsliga gehören zu den Höhepunkten in seiner erfolgreichen Laufbahn. Durch seine enge Ballführung und seiner Schnelligkeit war er von seinen Gegenspielern kaum unter Kontrolle zu bekommen. 2019/20 stand er als helfende Hand stand er für die Westfalenliga-Spielzeit noch zur Verfügung. Nach dem Rückzug aus der ersten Mannschaft machte Tim Weber in der Zweiten dort weiter, wo er in der Ersten aufgehört hatte: Mit Toreschießen. 18 Treffer steuerte er zum Aufstieg der Gerlinger zweiten in der Kreisliga B bei.
10. Nico Gerich: Der Fußballer des SV Rothemühle hatte sich am 30. September 2018 im Meisterschaftsspiel gegen den TuS Lenhausen einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Augenzeugen waren entsetzt. Sie sahen sofort, dass ihr Stürmer (Ex-Obmann Ecki Wirth: „Ein total feiner Kerl“) eine schreckliche Verletzung erlitten hatte, die ihn mehr als ein Jahr gekostet hat. Monatelang war das gebrochene Bein mit einer Stange stabilisiert worden – und die ist seit Donnerstag draußen. Sein Satz aus seiner schweren Zeit bleibt in Erinnerung: „Mir war von Anfang an klar, dass ich weiterspielen werde“.