Lennestadt. Mohamed Atwi, von der A-Jugend der Sportfreunde Siegen zum FC Lennestadt gewechselt, hat schon für die U19 des Libanon gespielt.

Der junge Fußballer im roten Trikot von Arsenal London wartete vor dem verschlossenen Eingangstor zum Hensel-Stadion. Gleich würde jemand aufschließen, dann war Training angesagt beim Fußball-Westfalenligisten FC Lennestadt.

Mohamed Atwi heißt der Spieler, war an diesem stillen Sonntagmorgen einer der neuen Gesichter beim FC Lennestadt. Weit mehr als sein Arsenal-Trikot stach das Tattoo des 19-Jährigen ins Auge. Die Umrisse Libanons und die rot-weiß-rote Nationalflagge mit der Zeder auf weißem Grund waren auf seinem Arm verewigt.

Die Nachfrage brachte einen interessanten Fakt zutage. Denn mit Mohamed Atwi hat der FC Lennestadt nicht „nur“ einen jungen Neuzugang für seine Westfalenliga- Mannschaft gewinnen können, sondern auch einen Nationalspieler. Der 19-Jährige, der frisch aus der A-Jugend der Sportfreunde Siegen kommt, kann auf Länderspiele in der U19 seines Heimatlandes Libanon zurückblicken.

Nach Tadschikistan und Armenien

Im April 2019 weilte Mohamed Atwi zum ersten Mal bei der Nationalmannschaft. „Aber nur zum Training“, erklärte er, „weil ich damals die Staatsbürgerschaft noch nicht hatte“. Im August wurde er wieder eingeladen, machte das Trainingslager mit „und dadurch habe ich im Sommer die gesamte Vorbereitung bei den Sportfreunden Siegen verpasst“.

Weit mehr als ein Ersatz für den verpassten Aufgalopp in Siegen waren die Erlebnisse, die Atwi im Spätsommer 2019 sammelte: Länderspiele. Und das in Gegenden, die zumindest abenteuerlich klingen. Atwi: „Wir waren eine Woche in Armenien und hatten dort zwei Spiele“. Danach ging es für ein paar Wochen nach Hause, ehe es ernst wurde. Es stand die Qualifikation für die Asien-Meisterschaft an.

Auch dieses Turnier führte ihn auf eine Reise, die für einen Mitteleuropäer nicht unbedingt alltäglich ist: Nach Tadschikistan. Dort, in der Hauptstadt Duschanbe, wurde die Gruppenphase ausgespielt.

Mohamed Atwi: „Am Ende sind wir sehr guter Gruppenzweiter geworden, haben es aber leider nicht geschafft, uns zu qualifizieren, weil nur die fünf besten Zweiten weiterkamen. Da waren Gruppen dabei, in denen fünf Mannschaften spielten, die hatten dann mehr Punkte“. Mohamed Atwi spielte meist auf der Sechser-, aber auch auf der Zehner-Position. „Es kam auf den Gegner an“.

Im Nachhinein wertet er das als eine gute Erfahrung. Das Trainingslager spielte sich nicht in der Hauptstadt Beirut ab, „es war im Norden, in den Bergen“. Bis zu jenem April letzten Jahres hatte Mohamed Atwi sein Heimatland noch nie gesehen. „Als ich ganz klein war, ja. Aber das war nicht so, dass ich mich heute noch daran erinnern könnte“.

Im Blickpunkt des Verbandes

Umso präsenter sind die Eindrücke aus 2019. „Es war sehr interessant. Auch Beirut an sich, wie dort alles neu aufgebaut worden ist nach dem Krieg“, schildert er, „es hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht“. Beirut sei eine wunderschöne Stadt am Mittelmeer. „Wenn dort nicht so eine angespannte Situation wäre, was sehr schade ist, kann ich nur jedem empfehlen, dorthin zu fahren. Das Essen ist super. Die libanesische ist meine Lieblingsküche“. Sprachlich klappte es „ein bisschen“. Atwi: „Früher, als ich im Kindergarten war, habe ich nur die Sprache gesprochen und kein Deutsch. Dann hieß es: Deutsch lernen, Deutsch sprechen. In der Zeit habe ich viel Arabisch verlernt. Aber ein wenig kann ich noch“.

Durch seine Einsätze in der U19 und seine Teilnahme am Traningslager ist Mohamed Atwi in den Fokus des Verbandes gerückt. Mehr als nur ein Traum ist daher die A-Nationalmannschaft. Atwi: „Das ist auf jeden Fall ein Ziel“. Aber auch eines, in das die Corona-Pandemie hinein gegrätscht hat. „Im Februar hätten wir eigentlich ein Turnier gehabt mit der U19. Aber das ist ausgefallen“.

Die U19 ist jetzt ohnehin Geschichte für Mohamed Atwi. Er hat die Altersgrenze überschritten, ist ein Jahr „zu alt“. Aktuell hat der libanesische Verband die Spieler, die im Ausland aktiv sind, nicht ein. „Sobald es um Corona ein bisschen ruhiger wird, werde ich wahrscheinlich wieder mit der Mannschaft trainieren“. Seine Sehnsucht nach diesem Tag X ist nur zu gut nachvollziehbar.

Denn diesmal spricht Atwi von der A-Nationalmannschaft.