Kreis Olpe. Welches in diesem Sommer die spektakulärsten Wechsel im heimischen Fußball sind, darüber bedarf es keiner langen Diskussion.
An ihnen war der neue Oberligist SG Finnentrop/Bamenohl mehrfach beteiligt. Mit Julian Scheppe vom SV Ottfingen, Moritz Thöne vom FC Lennestadt und Alex Santana von der SpVg Olpe gelang es der SG, gleich zwei Spielmacher ihrer nun Ex Vereine zu verpflichten. Beide waren bezeichnenderweise auch spielende Co-Trainer. Hinzu kommt Marcel Schmidt vom Landesliga-Aufsteiger SV Arpe/Wormbach.
Auf der anderen Seite verloren die Finnentrop/Bamenohler mit Mike Schrage, Tim Schrage und mit Burhan Tuncdemir auch prägende Spieler. Aber welches waren die Aufsehen erregendsten Spielerwechsel der letzten 10 Jahre?
1. Jonas Ermes
Sicherlich der im Sommer 2015. Da wechselte Torwart Jonas Ermes vom Regionalligisten Alemannia Aachen zum Bezirksligisten SC LWL. Und das ohne Umwege. Nur drei Monate zuvor hatte der aus Rönkhausen stammende Ermes für die Alemannia gegen Rot-Weiss Essen im Tor gestanden – vor 30.000 Zuschauern am Tivoli. Das Spiel war live im WDR übertragen worden. Was ein Coup, den der damalige LWL-Vorsitzende Gilbert Florath bekannt geben durfte. Der Grund für den Wechsel war beruflicher Natur. Ermes studierte in Köln und wollte sich auf seinen späteren Beruf vorbereiten. Vor seiner Aachener Zeit hatte Jonas Ermes die U-Mannschaften des VfL Bochum durchlaufen und gehörte danach zum Regionalliga-Kader des VfL. Nach einem Jahr LWL wechselte Jonas Ermes zum RSV Meinerzhagen, gehörte er zum Trainerteam des Oberligisten.
2. Ingmar Klose
Wie man aus der Not das Beste machen kann, zeigte die SG Finnentrop/Bamenohl im Februar 2018: Ingmar Klose würde zur nächsten Saison kommen. Es bestand Handlungsbedarf, weil Marcel Grajewski zur SG Serkenrode/Fretter wechselte und Thomas Bauerdick studienbedingt aufhörte. Seinerzeit stand Klose noch in Diensten des Oberligisten 1. FC Kaan-Marienborn, und wurde am Ende der Saison – allerdings als Ersatz hinter Florian Hammel - Meister und Aufsteiger zur Regionalliga. Am Rückgang der Gegentore hatte er großen Anteil: In der Westfalenliga-Saison zuvor hatte die SG deren 81 kassiert und selbst in der Landesliga-Meistersaison waren es 48. Mit seiner Souveränität war er am Oberliga-Aufstieg 2020 und der Westfalenliga-Vizemeisterschaft 2019 der SG Finentrop/Bamenohl in hohem Maße beteiligt.
3. Adnan Spago
Es gibt Wechsel, die selbst ansonsten so erfolgreiche Vereinsvorsitzende nicht für möglich halten, die aber dann doch eintreten. Zu denen gehört der von Adnan Spago 2015/16. „Nein, ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass wir diesen Spieler bekommen“, gab Matthias Knoche, damaliger Vorsitzender des FC Lennestadt, heute zu. Spago war seinerzeit Spielertrainer beim FC Kirchhundem und das erfolgreich. Doch als Trainer wollte er nicht mehr tätig sein, sondern lediglich als Spieler. Da kam die Anfrage des ambitionierten Landesligisten FC Lennestadt gerade richtig. Spago wurde beim FCL nicht nur fußballerisch die herausragende Persönlichkeit auf dem Platz, sondern ihm werden auch große menschliche Qualitäten bescheinigt. Er trug zum Verbandsliga Aufstieg 2016 maßgeblich bei und verließ 2017 mit 37 Jahren den FCL. Knoche: „Wir haben ihm sehr viel zu verdanken“.
4. Christian Runkel
„Es war eine glückliche Fügung, dass wir ihn nach Wenden lotsen kommen“, blickt Achim Hoffmann, damals sportlicher Leiter des VSV Wenden, auf das Jahr 2016 zurück. Er meint damit Christian Runkel. „An dem war ich drei Jahre dran“. Runkel kam 27-jährig zur Saison 2017/18 vom Oberligisten 1. FC Kaan-Marienborn nach Schönau. Er hatte zuvor schon beim TuS Erndtebrück Oberliga- und Westfalenliga-Erfahrung gesammelt, stieg 2016 mit Kaan in die Oberliga auf. Da war Runkel im Kreis Olpe längst eine bekannte Größe. 2008 war er von der A-Jugend des SSV Bergneustadt zum Landesligisten SV Rothemühle gekommen, und hatte dort unter Trainer Maik Wolf äußerst erfolgreiche fünf Jahre. Die krönte er 2012; da wurde er mit 26 Treffern mit elf Toren Vorsprung Torschützenkönig der Landesliga. Bislang hat er für die Wendener in 68 Spielen 34 Tore erzielt. Ein Jahr später ging mit Andre Schilamow ein weiterer Käner den gleichen Weg, kam mit der Empfehlung von 113 Oberliga- , 51 Regionalliga-, und 53 NRW-Ligaspielen nach Schönau. 2018 war er mit Kaan in die Regionalliga aufgestiegen.
5. Thomas Ziegler
Traditionell rekrutieren sich die Spieler der SpVg Olpe zu großen Teilen aus dem eigenen Nachwuchs. Einen extern Neuzugang kann man durchaus als herausragend bezeichnen: Thomas Ziegler. Der wechselte vom Oberligisten TuS Erndtebrück, bei dem er Kapitän war, zum Kreuzberg. Er folgte damit seinem Bruder Oliver, der ein Jahr zuvor nach Olpe gewechselt war. „Thomas Ziegler war ein sehr wertvoller Spieler für uns“, blickt Björn Schneider, Sportlicher Leiter, zurück, „vor allen Dingen hat es uns gefreut, dass dieser Transfer zu unseren Konditionen machbar war“.
6. Dirk Hennecke
„Dirk Hennecke war ein absoluter Glücksfall für den FSV Gerlingen, ein großer Gewinn“, sagt Jürgen Pechmann, seinerzeit 1. Vorsitzender des Bieberg-Klubs. Hennecke wechselte als Spieler vom SV Ottfingen zunächst für ein halbes Jahr zu Spielvereinigung Olpe, „dann hat er für Stabilität in unserer Mannschaft gesorgt, war der Dreh und Angelpunkt“, erinnert sich Pechmann. Zunächst war er von Anfang an spielender Co-Trainer unter Paul Heinz Brüser, löste ihn dann auf der Chef Position ab und krönte seine Tätigkeit mit dem Aufstieg in die Fußball Westfalenliga 2018/19.
7. Michael Kügler
Für Aufsehen sorgte der Wechsel Michael Küglers vom 1. FC Kaan-Marienborn zum SV Ottfingen. Kügler, der in Dahl/Friedrichsthal wohnt und dort seine ersten Fußballschritte gemacht hatte, hatte eine große Karriere hinter sich. Er hat in der Jugend und in der Zweiten von Borussia Dortmund gespielt, beim 1. FC Nürnberg, bei Dynamo Dresden, und bei den Sportfreunden Lotte. Später wurde Kügler Trainer beim SV Ottfingen, mittlerweile ist er zu seinem Heimatverein SV Dahl/Friedrichsthal zurückgekehrt und dort in verantwortlicher Position.
8. Sebastian Braas
Mit der Empfehlung von sensationellen 41 Bezirksligatoren für Fortuna Freudenberg kam Braas gemeinsam mit Trainer Andreas Waffenschmidt zur Saison 2013/14 zu Rot-Weiß Hünsborn. Dort, eine Liga höher, behielt er seine Torgefährlichkeit (30 Tore in drei Saisons) und bildete mit Marius Uebach ein schlagkräftiges Angriffsduo. Eine Verletzungens-Seuche (Meniskus, Außenband) kosteten ihn eine bessere Bilanz. 2019 kehrte er zurück zur Fortuna, wurde dort Co-Trainer.
9. Jannis Rothstein
Für den SC Drolshagen war der Torwart einer der bedeutendste Zugang der letzten 10 Jahre. Sagt Tobias Stahlhacke, sportlicher Leiter. Seine Klasse verdankt Rothstein seiner Vorgeschichte, die beim 1. FC Köln und beim Wuppertaler SV spielt. Beim Eff-Ce stand er mit Leroy Sané in einer Mannschaft.. Aber wie kam er nach Drolshagen? „Glück“, antwortet Stahlhacke, „er suchte einen Verein in der Nähe seiner Arbeitsstelle“.
10. Zoran Jonjic
Zwar kam Zoran Jonjic vom FC Hilchenbach zum SV Brachthausen/Wirme. Nimmt man aber die Überschrift „Ex-Profi wechselt zum C-Kreisligisten“, dann hat dieser Transfer sehr wohl etwas Besonderes. Geschäftsführer Marco Jung erfuhr 2015, dass Zoran Jonjic beim FC Hilchenbach im Oktober 2014 beurlaubt worden war, und schlug ihn dem SVB-Vorstand vor. Volltreffer. 2018 führte Jonjic die Mannschaft in die Kreisliga B. Die Zusammenarbeit währt immer noch, die Mannschaft profitiert nach wie vor von der professionellen Einstellung des 52-Jährigen.