Ottfingen. Thorsten Seibert ist neuer Trainer des SV Ottfingen, seiner ersten Station im Kreis Olpe. Er freut sich auf die Aufgabe.

Immerhin hat es bislang zu zwei gemeinsamen Trainingseinheiten am Sportplatz „Siepen“ gereicht. Für den Fußball-Bezirksligisten SV Ottfingen und seinem neuen Trainer Thorsten Seibert (40).

„Ich freue mich darauf, wenn wir in den regulären Trainingsbetrieb starten und ich nicht nur Screenshots von Läufen bekomme oder whatsapps, sondern dass wir uns näher kennenlernen können“, sagt er.

Wie war der erste Eindruck, wie gefällt es ihm dort oben? Thorsten Seibert überlegt nicht lange; „Gut! Ich bin sehr gut willkommen geheißen worden. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass man mehr Zeit miteinander verbringt. Vielleicht mit einem Trainingslager“. Gerade einem neuen Trainer tue es weh, dass diese Form des sich Kennenlernens wegfällt. Seibert: „Aber das kann aufgrund der momentanen Situation nun mal nicht stattfinden“.

Schon ein Unterschied...

Sportfreunde Siegen, Oberliga. SV Ottfingen, Bezirksliga. Schon ein Unterschied. Vier Jahr lang hat Seibert bei den Sportfreunden Siegen gearbeitet, davon zuletzt als Cheftrainer der Oberliga-Mannschaft. Hier der Traditions- der Großstadtverein mit seinem riesigen Umfeld und der großen Aufmerksamkeit, die er erregt. Da stürzt vieles auf den Klub, aber auch auf den Trainer ein.

Nun der Dorfverein. Der hat zwar auch Tradition und wird interessiert beobachtet wird. Nur eben eine Nummer kleiner. Und familiärer. „Dazu muss man erstmal sagen: Ich hatte vier tolle und erfahrungsreiche Jahre in Siegen in unterschiedlichen Positionen. Und ich bin auch stolz, dass ich für diesen Verein arbeiten durfte“, resümiert Seibert.

Das lief im Sommer 2017 aus, dann hat sich Seibert zurückgenommen, was Fußball betraf, „auch um zu reflektieren, was passiert war und was ich alles gelernt hatte“. In Ottfingen sei ihm früh aufgefallen, dass da „viele Menschen sind, die mitwirken und sich engagieren“.

Das habe er unter anderem an den vielfältigen Whatsapp-Gruppen gemerkt, in die er schnell eingeladen wurde, um Teil des Ganzen zu werden. „Aber letztendlich werde ich das alles erst kennenlernen, wenn die Saison losgeht, wenn ich mit Zuschauern ins Gespräch komme und das Sportheim wieder eröffnet ist“. Im Moment sei er unfreiwillig auf Distanz. „Was weder an mir liegt, noch an Ottfingen liegt, sondern einfach an der Situation“.

Aber dass Ottfingen nun etwas derart anderes ist, das empfindet Thorsten Seibert, der in Siegen wohnt und arbeitet, nicht. Weil er selbst aus dem unteren Amateurbereich kommt und Ottfingen, was das Ambiente angeht, auch eine Art Rückkehr ist.

„Ich komme vom Dorf“, sagt er. Aus dem hessischen Eibach in der Nähe von Dillenburg. „Regionalliga, 3. Liga oder 2. Liga – dafür war ich als Spieler nie gut genug“, blickt er zurück, „mit dem MSV Duisburg habe ich in der A-Junioren-Bundesliga gespielt, Da habe ich festgestellt: Oje, was gibt es viele gute Fußballer. Gerade wenn man sich messen muss mit Schalke, Dortmund, Köln. Ich sah, dass es für mich nicht reichen würde“.

Die Ottfinger Verhältnisse sind für ihn keine unbekannten. „Vormittags trainieren können oder zwei Mal am Tag, das geht nun mal nicht“. Stattdessen hat er es mit Spielern zu tun, die Schichtbetrieb haben und deshalb nicht zum Training kommen können. „Und/oder in der Saison in Urlaub fahren, weil sie Familie haben und an Ferien gebunden sind. Aber darauf lasse ich mich gern ein“.

Wenn die Spieler allerdings können, dann sollten sie auch da sein. Das sei ihm wichtig. „Mein Anspruch ist schon, dass ich keine Trainingseinheit leiten muss, wo nicht zwölf Leute anwesend sind.“ Engagiert muss der Spieler sein. „Die Spielklasse selbst bedeutet mir nicht viel. Ich brauche das nicht für mein Ego. Ob Kreisliga C oder Oberliga, um es mal ganz überspitzt zu sagen: Wichtig ist, das Leidenschaft und Bereitschaft da sind“.

Für jedes Gespräch offen

Seine berufliche Situation erlaube ihm, Stand jetzt, „bei 100 Prozent der Spiele anwesend zu sein und bei 95 Prozent der Trainingsabende. Es kann immer sein, das man mal krank wird oder Auswärtstermine anstehen. Aber ich bin kein Trainer, der aus beruflichen Gründen nur einmal die Woche da ist“.

Als welchen Trainertypen sieht er sich? „Den Spielern erkläre ich, dass ich, dass ich zu einer kommunikativen Diktatur neige“. Das muss er erklären und tut es auch: „Ich bin für jedes Gespräch offen und für jede Diskussion zu haben. Das ist dann der kommunikative Teil. Aber es muss ihnen auch klar sein, dass ich derjenige bin, der die Entscheidungen trifft und in der Verantwortung steht“.

Unter die eine oder andere Debatte würde er auch einen Schlussstrich ziehen. Seibert: „Okay, wir haben jetzt drüber gesprochen. Ich habe mir Inputs geholt von Kapitän Spielern, Vereinsverantwortlichen, aber am Ende empfinde ich das Trainergeschäft als Diktatur, dann muss ich die Entscheidung treffen“.