Olpe. Es waren die Jahre 1989 und 1990, die in vielerlei Hinsicht richtungsweisend waren. Politisch war es der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung.
Lokalsportlich setzten in der heimischen Volleyballszene Verwerfungen ein. 1990 outeten sich die seit der Saison 1985/86 als Rot-Weiß Hünsborn 2 „getarnten“ Mannschaften des St. Franziskus-Gymnasiums mit der Vereinsgründung als Volleyballclubs SFG Olpe.
Damals waren noch Rot-Weiß Hünsborn 1, unter anderem mit Isabel Schneiders Mutter Andrea Schneider, der TV Rüblinghausen und die TSG Lennestadt in diversen Damenvolleyball-Ligen aktiv.
Bei den Herren lieferte der TV Olpe ein einjähriges Gastspiel in der Landesliga ab, bevor über Bezirksliga und Bezirksklasse zehn Jahre vergehen mussten, bis diese bis dato höchste Spielklasse erreicht wurde. Bezirksligist TV Grevenbrück stieg aus dem seit Mitte der 1970er-Jahre währenden Spielbetrieb des Westdeutschen Volleyballverbandes (WVV) aus, um dann später für vier Jahre, von 1995/96 bis 1998/99, in der Kreisklasse noch einmal ein Lebenszeichen von sich zu geben.
Starker Jahrgang 1977/78
Die Jahre 1989 und 1990 waren auch Jahre, die im Jugendbereich mit spektakulären Erfolgen für Furore sorgten - Erfolge, die einschlugen wie ein nicht angekündigter Meteorit. Die Protagonisten dieser Höhepunkte sollten später die Volleyballszene der Männer für einige Jahre mitbestimmen. Es waren Jungs der Jahrgänge 1977/78 des TV Olpe, die als E- und D-Jugend den Nachwuchs-Volleyball in NRW vor 30 Jahren mitgeprägt hatten. Mit den Titeln „Westdeutscher Meister“ konnten sie sich zweimal bei den Deutschen Jugendmeisterschaften mit den „Besten im Westen“ messen. Die neuen Bundesländer waren noch nicht dabei.
„Ich habe das Besondere, bei einer Deutschen Meisterschaft zu sein, gar nicht so richtig wahrgenommen“, blickt Sebastian Kühlmann heute zurück, „mir kam das so vor, als hätten wir eine neue Spielrunde erreicht. Es war nicht so sehr der Ehrgeiz, eigentlich mehr ein Spiel. Für mich war das wie ein Wochenendausflug mit Freunden und Familie.“
Bastian Schrage, nach eigener Aussage „sportverrückt“, hatte der Ehrgeiz schon früh gepackt, „nur nicht in der Schule“. Das Abitur hat er dennoch gemacht. „Als wir 1988 zum ersten Mal an einer Westdeutschen Meisterschaften teilnahmen, war ich schon total begeistert, dass wir es so weit geschafft hatten, auch wenn wir nur im Hinterfeld landeten. Das war schon ein Highlight.“
Übernachtung im Klassenraum
Doch das sollte in den beiden Folgejahren noch deutlich übertroffen, ja auf den Kopf gestellt werden. Bastian Schrage: „Als wir dann 1989 Westdeutscher Meister wurden, war ich völlig überwältigt, das erreicht nicht jeder. Das vergisst man nicht. In Creglingen übernachteten wir in einem Klassenraum. Dieses Erlebnis sitzt tief.“
Das gilt natürlich auch für die zweite DM-Teilnahme ein Jahr später, in der D-Jugend. „Das hat meine sportliche Entwicklung sehr geprägt, auch wenn meine Sportart Nummer Eins Tennis war und heute noch ist“, sagt Bastian Schrage. „Ich gehörte wie mein Klassenkamerad Felix Pullmann zum jüngeren Jahrgang, bin also da reingerutscht“, schaut Kay Naber, Geburtsjahrgang 1978, in den Rückspiegel.
Das gilt natürlich auch für die zweite DM-Teilnahme ein Jahr später, diesmal in der D-Jugend. Kay Naber, Jahrgang 1978, blickt in den Rückspiegel: „Das waren Jugendspiele auf höchstem Niveau.“ Vor allem an die Deutschen Meisterschaften 1990 in Dachau erinnert er sich bestens. „Dann haben wir auch noch in der Vorrunde gegen den späteren Deutschen Meister Dachau gewonnen.“
Es war in der Vorrunde eine knappe Entscheidung. Wie schon in Creglingen wurde das Halbfinale verpasst. „Ich glaube, wir wurden Fünfter.“ Das war 1989. In Dachau ein Jahr später war es Platz sechs. Aber was heißt das schon bei einer DM. „Es war ein Erfolg, überhaupt dort zu sein und war zugleich Ansporn für meine weitere Karriere.“ Die endete für Kay Naber in der Oberliga, zusammen mit Sebastian Kühlmann und Roland Schmidt.
Roland Schmidt in die Oberliga
Überhaupt, Roland Schmidt. Für ihn waren die Titelkämpfe nachhaltig. „Die beiden Meisterschaften haben mich dazu gebracht, weiterhin intensiv zu trainieren, zwischenzeitlich bis zu fünf Mal pro Woche.“ Seine hohe Motivation führte ihn in die Nachbarschaft zum Oberligisten VC Freudenberg, „wegen der höheren Spielklasse“.
Beeindruckend war für ihn auch, „wie konkurrenzfähig doch eine Mannschaft aus dem kleinen Olpe ist gegenüber den Mannschaften großer Vereine“ sein kann. Unter dem Strich zählte für Roland Schmidt die Bedeutung einer „tollen Mannschaftssportart, die weit über das Karriereende hinaus zu festen Freundschaften führte“.
Heute spielt er zusammen mit Kay Naber, Sebastian Kühlmann und Bastian Schrage wieder in einer Mannschaft. Tennis, Herren 40. Da schließt sich ein Kreis. Die Aufstellungen:
E-Jugend, Creglingen 1989, Platz 5: Mike Arens, Markus Finger, Harald Kaluza, Sebastian Kühlmann, Felix Pullmann, Roland Schmidt, Bastian Schrage, Marc Stein, Henning Stracke, Oliver Wingenbach.
D-Jugend, in Dachau 1990, Platz 6: Mike Arens, Markus Finger, Sebastian Kühlmann, Ralf Laux, Kay Naber, Felix Pullmann, Roland Schmidt, Bastian Schrage, Henning Stracke, Carsten Wurm.