Kreis Olpe. Viele kuriose Fußballspiele erlebte der Kreis Olpe in den letzten zehn Jahren. Jeder Fan hat mindestens eines im Kopf, das ihm unvergesslich ist.

Zehn haben wir aufgelistet. Dabei ist nicht die Zuschauerzahl das Haupt-Kriterium, sondern ein außergewöhnlicher Verlauf, eine besondere Dramatik und auch die Tragweite des Endergebnisses.

Wenn es gilt, zehn besonders spektakuläre Fußballspiele der letzten zehn Jahre herausfinden - da bleiben zwangsläufig einige auf der Strecke. Schließlich dürfte in diesem Zeitraum einige tausend Spiele im Kreis Olpe stattgefunden haben, erst recht, wenn man die Kreisligen mit dazu zählt. Deshalb kann diese Liste natürlich auch keinen Anspruch auf Vollzähligkeit erheben.


SG Finnentrop/Bamenohl -
SpVgg Brackel 5:4.

Viele denkwürdige Fußballschlachten hat die H&R-Arena in Finnentrop/Bamenohl gesehen, aber von der Dramatik her ist die vom 18. April 2018 sicher unerreicht. Bis zur 84. Minute lag die SG gegen die SpVgg Brackel mit 2:4 zurück und gewann noch mit 5:4.

Als das Tor fiel, sprintete alles, inklusive Bank und Trainer, zum Schützen. Phillip Hennes (84. und 86. Minute) schoss Finnentrop/Bamenohl zum 4:4-Ausgleich, ehe Christopher Hennes zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den Siegtreffer erzielte, den niemand mehr für möglich gehalten hatte, zumal die Elf von Ralf Behle zuvor schon mit 0:2 und 1:3 hinten gelegen hatte. Robin Entrup und Christopher Hennes hielten die Gsstgeber mit ihren Toren im Spiel. Häufig loben die Trainer die Moral ihrer Mannschaft. Aber wenn es jemals berechtigt war, dann diesmal. Ralf Behle: „Chapeau“!

GW Siegen –
VSV Wenden 6:6.

Mehr als zwölf Tore gab es nie in einem Spiel der Fußball Bundesliga seit 1963, und auch das passierte nur ein einziges Mal, nämlich 1978 zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund. Ein 12:0. Gerechter verteilt war dsa Dutzend beim Bezirksliga-Spiel zwischen Grün-Weiß Siegen und dem VSV Wenden. 6: 6 (3:3) hieß es am „Lindenberg“. „Ich hatte Herzklabaster, und nachher gab es überall nur noch Kopfschütteln“, erinnerte sich der damalige Sportliche Leiter Achim Hoffmann an jenen wilden 9. November 2014. Wenden lag in diesem Spiel nicht einmal hinten, aber die Siegener kamen immer wieder heran. Damit verspielte Wenden die letzte Chance, noch mal oben heranzukommen. Überragend: der Wendener Luca D’Aloia mit drei Toren. VSV-Trainer Peter Bäumgen: „Offensiv haben ich schöne Spielzüge und klasse Kombinationen gesehen. Defensiv war das eine reine Katastrophe“.


RSV Meinerzhagen –
SC Drolshagen 2:3.

„Wir haben keine Chance, aber die nutzen wir“. So mag das Motto des SC Drolshagen am 11. Oktober 2015 vor der Reise zum RSV Meinerzhagen gelautet haben. Drolshagen hatte in acht Bezirksliga-Saisonspielen nur vier Punkte geholt, Meinerzhagen dagegen war der große Aufstiegsfavorit. Zu allem Überfuss verletzte sich SC-Torwart Jannis Rothstein beim Warmmachen. Meinerzhagen spielte mit der Elf von Trainer Matthias Würde Katz‘ und Maus, hätte statt 2:0 auch 5:0 und höher führen müssen. Doch dann folgten vier unvergessliche Schlussminuten. Marco Vitale erzielte in der 88. den 1:2-Anschluss, Christopher Thomassen in der 90. das 2:2 und Oliver Weuste in der 92. sogar den 3:2-Siegtreffer.


FC Altenhof -
SV Hüsten 09 5:6.

Es war der vorentscheidende Tiefschlag, und am Ende stieg der FC Altenhof auch aus der Landesliga ab. Am 25. April 2018 verlor er mit 5:6 (2:2) das Sechs-Punkte-Spiel gegen den SV Hüsten. Was allem die Krone aufsetzt: Altenhof hatte schon mit 5:2 vorn gelegen und selbst in der 86. Minute noch mit 5:4. Dann rissen Christopher Gierse (86.) und Philipp Völker (90.) sie aus allen Träumen. Knackpunkte waren die Roten Karten gegen Henrik Stahl in der 65. und Markus Schneider in der 87. Minute. Mit dem 8:0 im Hinspiel hatten die Hüstener eine Saisonbilanz von 14:5-Toren gegen die Altenhofer. FCA-Trainer Sebastian Brüser rang nach Worten: „Fußball,“ so sprach er, „ist nun mal Kopfsache.“


SG Finnentrop/Bamenohl –
Westfalia Wickede 8:1.

Mit ihren Offensiv-Spektakeln spielte sich die SG Finnentrop Bamenohl immer in die Herzen der Zuschauer. Die Kehrseite der Medaille war eine recht hohe Zahl von Gegentoren. Beispiel die Westfalenliga-Saison 2018/19: Da schoss der Vizemeister mit 84 die meisten Tore, kassierte allerdings auch 51. Beste Unterhaltung bekamen die Fans im Herbst 2018. Da war zunächst der Blitz-Dreierpack von Heiko Entrup (50.), Tobias Kleppel (53.) und Moritz Kümhof (56.) zum 4:0 bis 6:0 beim 8:1 gegen Wickede. Die SG war auf den Geschmack gekommen. Im Heimspiel drauf gab es ein furioses 5:1 gegen die hoch gehandelte SpVgg Erkenschwick.


TuS Halberbracht –
SV 04 Attendorn, 8:9 n.E.

Für Kuriositäten ist auch der Pokal immer gut. Unvergessen ist für alle Augenzeugen der 23. August 2012. Der C-Kreisligist TuS Halberbracht zwang in der 2. Runde des Krombacher Pokals den Bezirksligisten SV 04 Attendorn nicht nur in die Verlängerung, sondern auch ins Elfmeterschießen. Erst nach 13 Elfern musste er sich mit 8:9 (2:2 nach 120 Minuten) geschlagen geben. „Ich bin richtig stolz auf die Mannschaft,“ freute sich TuS-Vorsitzender Guido Haase, „hier geht keiner enttäuscht vom Platz“. Der TuS glich zwei Attendorner Führungen aus. Die von Timo Gaertner aus der 11. Minute egalisierte Marco Winkel in der 60. Minute und auf das 1:2 von Raffael Klein aus der 100. Minute antwortete Sebastian Nawrath in der 115. Minute. Zwei Pokalspiel der abgebrochenen Saison 2019/20 erregten Aufsehen: Das Viertelfinale zwischen Türk Attendorn und RW Hünsborn 6:4 n.E. Landesligist Hünsborn ging 2:1 in Führung (Kevin Becker, 82.und 86.), David Engel schaffte in der 87. Minute das 2:2. Und da war das 6:3 nach Elfmeterschießen des damaligen A-Kreisligisten SV Rothemühle gegen den Westfalenligisten FC Lennestadt. Nur Marvin Gouranis traf für den Favoriten, alle anderen scheitern.


FSV Gerlingen –
Westfalia Kinderhaus 2:1.

Eine unerträgliche Spannung lag an Himmelfahrt 2019 über dem Sportplatz in Dortmund-Holzen. 84 Minuten lang stand es im Aufstiegsspiel zur Fußball-Verbandsliga 0:0 zwischen dem FSV Gerlingen und Westfalia Kinderhaus. Sollte ein Elferschießen über den größten Erfolg der Gerlinger Geschichte entscheiden? Nein, soweit kam es nicht. Denn ein Eigentor des Gegners und das 2:0 von Marcel Laube in der 90. Minute hoben den FSV Gerlingen auf Wolke Sieben. Es war das Highlight des Vereins, der wahrhaftig nicht als einer der Favoriten in die Saison gestartet war. Danach herrschten auf den Straßen des Ortes bis zum Morgen darauf Verhältnisse wie sonst nur an Schützenfest.


SG Finnentrop/Bamenohl –
FSV Werdohl 3:2.

Um 16.49 Uhr schlug an jenem 13. Juni 2015 der SG Finnentrop/Bamenohl die größte Stunde ihrer 103 Jahren Vereinsgeschichte. Zum ersten Mal gelang ihr unter dem Trainergespann Frank Rottstock/Mike Schrage der Westfalenliga-Aufstieg. Tim Schrage entschied in der 80. Minute mit einem coolen Schlenzer zum 3:2 gegen Werdohl das Spiel, das nichts für schwache Nerven war. Denn als die Werdohler die 2:0-Führung von Tobias Kleppel (56.) und Phillip Hennes (59.) in nur zwei Minuten ausgeglichen hatten (73. Und 75.), wurde es still in der H&R-Arena – aber eine Viertelstunde drauf umso lauter. „Ich brauche zwei, drei Tage, um das zu begreifen,“ brachte Kapitän Phillip Hennes heraus, „es ist ein Traum“. Auch Frank Rottstock war fassungslos: „Uns haben einige vor der Saison als Absteiger gehandelt“.


FC Lennestadt –
SSV Hagen abgebrochen.

Da denkt man, man hätte im Fußball schon alles erlebt, und dann sowas: Ein Spielabbruch in der Landesliga wegen zu wenig Spielern. Die Gäste aus Hagen waren nur mit sieben Spielern in den Kreis Olpe gereist, was für einen Landesligisten aus einer Stadt mit 180 000 Einwohnern schon ungewöhnlich ist. Nachdem die Hausherren das 2:0 erzielten, verletzte sich der Hagener Torhüter in der 35. Minute und konnte nicht mehr weiterspielen. Konsequenz: Der Schiedsrichter musste das Spiel abbrechen. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für den FC, der vier Tage drauf in Erlinghausen den Aufstieg perfekt machte.

FC Lennestadt -
FC Kirchhundem 1:1.
Ein kurioses Spiel? Nein, das Masters-Finale 2013 in Lennestadt verlief mit der hallen-eigenen Dramatik. Verrückt waren die letzten 1,6 Sekunden. Denn als die Uhr diese winzige Restspielzeit anzeigte, gab es Siebenmeter für den FC Lennestadt. Florian Friedrichs verwandelte, doch in die Flugbahn des Balles hinein ertönte die Schlusssirene. Tor? Oder kein Tor? Schiedsrichterin Andrea Rath entschied zum Entsetzen der Kirchhundemer auf Tor. Viele Minuten hitziger Diskussionen auf dem Parkett folgten, es dauerte, bis es weitergehen konnte. Weitergehen? Ja. Denn das Tor bedeutete das 1:1. Das Siebenmeterschießen gewann dann der FCL.