Elben. Es ist ein Aufstieg mit schmückendem Beiwerk, den Grün-Weiß Elben als Vizemeister der Fußball-Kreisliga B hinter dem Gerlingen II hingelegt hat.

Sollte der westfälische Fußballverband dieser Tage den Sprung von Grün-Weiß Eben in die Kreisliga A amtlich machen, ist das für den Verein nicht nur ein Aufrücken in die nächst höhere Klasse, sondern auch die umgehende Reparatur eines bitteren Abstiegs.

Hinzu kommt, dass der Erfolg einen sehr jungen Vater hat: Spielertrainer Tobias Stevens (30). Der feierte gleich in seiner ersten Trainersaison einen Aufstieg. Mit 25 Treffern wurde er zudem zweitbester Torjäger der Liga.

Eine Ansammlung von Erfolgen, die Respekt verdient, erst recht vor dem Hintergrund der Anfänge. Als Tabellenletzter, mit nur 18 Punkten aus 30 Spielen, waren die Elbener 2018/19 aus der A-Liga gestürzt, und schafften nur zwölf Monate später, also auf Anhieb, die Rückkehr in die Beletage des Kreises.

Ziele für 2019/20 eher niedrig gesteckt

Das ist keineswegs selbstverständlich. Meist braucht ein Absteiger mehr als ein Jahr in der tieferen Liga, um sich wieder zu fangen. Nicht so Elben. Nicht so Tobias Stevens, der mit seinem Bruder und Torwart Sebastian das Trainerteam bildet. „Ich bin glücklich und stolz, dass wir das erreicht haben“, sagt er und schmunzelt: „Vor der Saison wollten sechs Mannschaften aufsteigen. Wir haben eigentlich nur gesagt: Wir wollen uns im Mittelfeld halten und uns stabilisieren“.

Wie hat Stevens die Mannschaft in so kurzer Zeit wieder hinbekommen? „Es war keine einfache Situation, die Jungs aufzubauen“, antwortete der Spielertrainer rückblickend. Wenn Tobias Stevens die abgelaufenen Saison Revue passieren lässt, kommt man zu einer Erkenntnis: Er hat seine Spieler über deren Köpfe erreicht. Ein Wort, das immer wieder vorkommt, lautet „Spaß“. Die Einstellung und eben der Kopf seien „zu 90 Prozent entscheidend“, so seine Feststellung. Darauf sei es ihm vorrangig angekommen: „Den Jungs den Spaß am Fußball wieder zurück zu geben. Nach den Negativerlebnissen des Jahres musste ich da erstmal anpacken“.

„Wunderbares Hobby“

Er musste vermitteln, dass „Fußball ein wunderbares Hobby ist, das man drei- viermal pro Woche auf dem Platz ausleben kann, auf das man sich freuen kann“. Er hat viel Fußball spielen lassen im Training.

Die Rechnung ging auf. Das funktionierte aber auch nur, weil die Spieler mitzogen, sich die Freude am Spiel nach und nach zurück eroberten. Stevens: „Letztlich war das dann auch der Grundstein dafür, dass wir erfolgreichen Fußball gespielt haben“.

Doch anfangs stand eine Eingewöhnungszeit. „Für mich war es neu, für meinen Bruder auch. Nicht nur der Verein war neu, sondern überhaupt, Trainer zu sein“, verriet er. Er musste der Mannschaft seine Vorstellungen, seine eigene Philosophie vom Fußball übertragen. Das wurde nicht einfacher dadurch, dass mit dem Saisonende 2018/19 die zweite Elbener Mannschaft aufgelöst worden war. Stevens: „Da hatte ich auf einmal dreißig Mann da stehen“.

Was sich als Gewinn herausstellte. Aus der Reservemannschaft schafften einige Spieler den Sprung in die Erste. „Die haben eine Riesenentwicklung genommen“, bilanzierte Stevens, ohne einen herausheben zu wollen.

Drei Unentschieden zum Start

„Als alle gemerkt haben, dass es mir vor allem um den Spaß am Fußball ging, da war das der Knackpunkt in der Vorbereitung“, legte sich Tobias Stevens fest. Das galt dann vor allem nach den ersten drei Spielen, die allesamt unentschieden ausgingen, in denen die Mannschaft sich finden musste – und auch fand. Denn danach ging es bergauf. Mit Sebastian und Tobias Stevens war am Landesliga-Erfahrung aus Altenhof hinzu gekommen, Timo Bröcher und Benedikt Jung und vom SV Ottfingen II bildeten die Innenverteidigung.

Die Kreisliga A wird eine Herausforderung, die Klasse ist anerkanntermaßen anspruchsvoll, auch wenn sich mit dem SV Rothemühle und Rot-Weiß Lennestadt die zwei stärksten Teams Richtung Bezirksliga verabschiedet haben. Orientieren wird sich Elben ohnehin an den Mitaufsteigern FSV Gerlingen II und Rot-Weiß Ostentrop/Schönholthausen und an denen, die den Abstieg entweder per Tabellenplatz sportlich oder am Grünen Tisch abgewendet haben.

In der kommenden Saison vertraut Tobias Stevens der Mannschaft, die sich den Erfolg erarbeitet hat, „den Spielern, die da geblieben sind, auch als es schlecht lief. Die sind genau so wichtig wie die Neuzugänge“.

Vier Neuzugänge hat GW Elben Stand heute fest: Marc Weller von Fortuna Freudenberg, Max Stahl, Philipp Bauer vom VSV Wenden und Matthias Beckmann. Der bringt große Erfahrung mit, spielte mit dem FSV Gerlingen Landes- und Westfalenliga.

Inwieweit Matthias Beckmann eine Art rechte Hand des Trainers werden wird, „das möchte ich jetzt noch nicht beurteilen“, sagt Spielertrainer Tobias Stevens, „aber mit der Erfahrung sollte er definitiv eine Führungsrolle einnehmen“.

Beste Bedingungen für den Einsteiger

Schon beim FC Altenhof war Tobias Stevens eine Führungsfigur in der Bezirks- und Landesliga. Dass er mal Trainer werden würde, hatte sich abgezeichnet, sicher. Dennoch war der Einstieg bei Grün-Weiß Elben „eine sehr spontane Sache“, wie er berichtet. Der Verein habe ihn angesprochen, schnell seien beide Seiten auf einen Nenner gekommen. „Von da an“, erzählt Tobias Stevens, „hatte ich nur noch dieses Ziel vor Augen, die Sache, auf die ich richtig Bock hatte“.

Nach einer Saison hat sich das bestätigt. Stevens: „Als Einsteiger konnte ich mir keinen besseren Verein wünschen als Elben. Vom Aufbau des Vereins, vom Vorstand, die arbeiten da dermaßen Hand in Hand. Und ein sehr menschlicher Verein. Das war das, was mir am wichtigsten war“.

Mit 30 Jahren ist Tobias Stevens altersmäßig nicht weit entfernt von seinen Spielern. Wie würde er sich selbst beschreiben als Trainer? Ein bisschen Kamerad noch? Oder autoritär? „Ich behaupte, ich kriege die Mischung zwischen beidem sehr gut hin. Auf dem Platz bin ich Spieler und auch Trainer. Ich lasse mir von deren schon etwas sagen. Aber die Spieler wissen, dass ich eine klare Linie im Kopf habe, wie Fußball funktionieren soll. Das zeige ich ihnen, erkläre es ihnen. Sie wissen auch, dass es unschön werden kann, wenn es falsch läuft“.

Eigene Philosophie

Lange hat Tobias Stevens mit Oliver Mack beim FC Altenhof zusammen gearbeitet, beide feierten gemeinsam große Erfolge, wie den Durchmarsch von der Kreisliga A bis in die Landesliga. „Logisch, dass man sich von jedem Trainer etwas mitnimmt. Auch von Olli Mack. Ich denke aber, dass ich eine eigenständige Philosophie vom Fußball habe und die auch so durchziehe, wie ich die für richtig halte. Wie gespielt wird, was gespielt wird“.

Die Jungs hätten das verstanden. Zumal eine Wahrheit auch für die Verbindung Stevens/Elben gilt: Hat ein Trainer Erfolg, glauben ihm die Spieler alles. Stevens stimmt dem zu: „Im Erfolg wird das, was der Trainer sagt, schon weniger hinterfragt. Aber diesen Stand in der Mannschaft hatte ich am Anfang noch nicht. Mit der Zeit hat ihr wohl gefallen, dass sie Neues gehört haben, Sachen, die sie vorher nicht kannten“.