Kreis Olpe. 6641 Männer- und Frauen-Mannschaften in 233 Staffeln in Westfalen warteten auf die Entscheidung.

Jetzt hat der Fußball- und Leichtathletikverband (FLVW) sie angedeutet. Sollte nach dem Präsidium auch die Ständige Konferenz (am 11. Mai) der Empfehlung des Verbandsfußballausschusses (VFA) folgen, wird ein außerordentlicher Verbandstag Anfang Juni über den endgültigen Saisonabbruch mit der vorgeschlagenen Wertung abstimmen.

Die Saison wird nicht annulliert. „Der FLVW will die bisher erbrachte sportliche Leistung der Vereine würdigen“, erklärte der VFA. Dies sei auch der Tenor der zahlreichen Gespräche mit den Vereinen gewesen. Es gibt keine sportlichen Absteiger. Die Vereine, die nach der aktuellen Tabelle auf dem ersten Tabellenplatz stehen, steigen in die nächsthöhere Spielklasse auf. Bei Mannschaften, die nicht die gleiche Anzahl an ausgetragenen Spielen haben, wird die Platzierung für einen möglichen Aufstiegsplatz durch eine Quotientenberechnung (Punkte geteilt durch Anzahl der ausgetragenen Spiele) ermittelt. Ist ein anderer Verein Herbstmeister geworden, darf auch der Erste der Hinrunden-Tabelle zusätzlich aufsteigen.

Im Klartext heißt das: Aus der Oberliga Westfalen steigen der SC Wiedenbrück und Rot Weiss Ahlen in die Regionalliga auf. Der RSV Meinerzhagen hingegen guckt in die Röhre – und hat bereits angedeutet, sich in die Regionalliga hineinklagen zu wollen. Die SG Finnentrop/Bamenohl darf sich aber ganz ohne Diskussionen über den Oberliga-Aufstieg freuen.

Gefühlslage ziemlich erfreut

Zwar verwies André Ruhrmann noch auf den Außerordentlichen Verbandstag im Juni. Aber ernsthafte Zweifel? Nein, die hatte er nicht wirklich. „Theoretisch ja, praktisch nein“, wie der Sportliche Leiter der SG Finnentrop/Bamenohl es kurz formulierte.

Der Verein kann für die Oberliga planen. Auch das verneinte der Sportliche Leiter nicht. „Meine Gefühlslage ist entsprechend ziemlich erfreut. Mich freut es vor allem, dass bei allen rechtlichen Abwägungen, die getroffenen werden mussten, eben doch die sportlichen Gesichtspunkte gezählt haben“, lobte er die Arbeit des Verbandes. Man merke der Entscheidung an, dass es sich der Verband nicht leicht gemacht habe. „Letztendlich war es ein Kompromiss. Sie haben sogar zwei von vier Lösungsansätzen zu einer Lösung zusammengeschmolzen“. Sprich: Wertung der Hinrunde und die der aktuellen Tabelle.

Insofern könne sich im Moment keiner beschweren. André Ruhrmann: „Ich ziehe meinen Hut davor, dass sie aus einer solchen Vielzahl an Meinungen, aus dieser Vielzahl der Entscheidungs-Optionen wirklich so eine sportliche Lösung gefunden haben“.

Ruhrmann bestreitet natürlich nicht, dass die SG einfach der Aufsteiger sein musste aus dm Feld der Westfalenliga-Topmannschaften. „Klar hat jeder seinen eigenen Standpunkt, ich glaube auch nicht, dass jeder eine neutrale Sicht vertritt. Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir zwei Drittel sportlich gewonnen haben, und ein Drittel am Grünen Tisch. Das wissen wir schon einzuschätzen“.

Die Vorfreude auf die neue Saison, auf eine nie gekannte Liga ist da. Und André Ruhrmann ist guter Dinge: „Ich glaube, auch da können unsere Jungs nochmal eine Schippe drauflegen, und einen Entwicklungssprung machen“.

Willkommen zurück in der Landesliga, SV 04 Attendorn! Natürlich freute sich Vorstandsmitglied Frank Annen, als wir ihm gratulierten. „Die Whatsapp-Nachtrichten überschlagen sich im Moment“, sagte er. Aber wie sicher alle Attendorner hätte er sich eine Feier auf dem Platz gewünscht. Wie der Erfolg gefeiert wird, weiß er, wie er sagte, „ehrlich gesagt, auch noch nicht“ Ein wenig traurig sei das schon: „Die Leute sitzen auf den Firmen, sind am arbeiten und in der Uni - und sind aufgestiegen. Aber wie man die Attendorner kennt, werden wir eine Gelegenheit finden, das gebührend zu feiern, vielleicht mit den Handballern zusammen“. Der SV 04 habe vor der Saison das Ziel Aufstieg ausgegeben. Annen: „Es war für mich und meinen Vorstandskollegen Thomas Bassitta ganz wichtig, dass wir mal genau definieren, was unsere Ziele sind, haben das mit unseren Trainers Bayram Celik und Eugen Litter besprochen, und sind in die Offensive gegangen“.

Frank Annens faires Statement

Man habe das Gefühl gehabt, die Mannschaft brauche das Mal. Einen gewissen Druck. Annen: „Vor zwei, drei Jahren haben wir immer gesagt, gebt der jungen Mannschaft Zeit. Das haben wir auch getan“.

Das Potenzial habe der Vorstand schon gesehen, dann „muss der Vorstand ein bisschen Druck aufbauen. Das Schöne war, dass Bayram und Eugen dahinter gestanden haben und sagten: Hättet Ihr es nicht gesagt, wäre das unsere Vorgabe gewesen“. Der Start war holprig, der SV 04 Attendorn war zwischenzeitlich Achter. „Da haben wir intern gesagt: Jetzt muss schon fast ein kleines Wunder her, sprich eine Super-Serie“, erinnert sich Frank Annen, „dann kamen die neun Siege in Folge, zum Teil richtig überzeugende und taktisch stark. Da hat sich die Mannschaft super verbessert. Wer neun Siege hat, das beste Torverhältnis hat, der ist irgendwo verdienter Aufsteiger.

Bei aller Freude gab Frank Annen ein faires Statement Richtung SV Ottfingen. Der hätte es auch verdient gehabt, sagt er. Er fühle bei aller Rivalität mit dem Konkurrenten und erinnerte daran, dass der SV 04 um ersten Mal an der Spitze gestanden habe und nun aufsteigt. Zudem hätten die Ottfinger noch ein Spiel in Attendorn gehabt und wären im Siegfall jetzt die Glücklichen. Da blute ihm, so Annen, ein bisschen das Herz.

Enttäuschung herrschte verständlicherweise beim SV Ottfingen. Der beendet die Saison auf Platz zwei, doch statt seiner steigt der Tabellenfünfte TSV Weißtal auf - weil er die Hinrundentabelle angeführt hatte. Geschäftsführer Pierre Schürholz wollte sich nicht groß äußern, aber: „Das war die schlechtste Option, die sie ziehen konnten“.