Kreis Olpe. Wie man die Fußballsaison auch wertet: Im Falle der Westfalenliga ist die Lage ziemlich klar. Doch wie sieht es anderswo aus?

Und: Was hat es mit dem Punktequotienten auf sich? Eine Regelung nach dem Punktequotienten wie schon im Handball könnte auch im Amateurfußball für ein bisschen mehr sportliche Gerechtigkeit sorgen.

Dieser Quotient wird so berechnet: Punktezahl geteilt durch die Zahl der Spiele mal 100. Die Grundlage ist die aktuelle Tabelle vor der Saisonunterbrechung. Mit dem Punktequotienten könnte die unterschiedliche Anzahl von Spielen besser berücksichtigt werden.

Bei der jüngsten Videokonferenz der Kreisvorsitzenden des Fußball- und Leichtathletikverbandes (FLVW) war der Punktequotient ein Thema, wie der Olper Kreisvorsitzende Joachim Schlüter bestätigte. Laut Schlüter prüft der Verbands-Fußball-Ausschuss (VFA), ob er diese Methode bei der Ermittlung der Aufsteiger heranzieht. Mit einem VFA-Beschluss rechnet Joachim Schlüter frühestens für Anfang Mai. „Das ist aber nur ein Vorschlag, der noch durch die Gremien muss“, betont der Rüblinghauser.

Eine Entscheidung dürfte erst im Juni auf einem außerordentlichen Verbandstag fallen. „Jeder muss sich ein kleines Stück zurücknehmen. Es wird keine 100-prozentige sportlich-gerechte Lösung geben“, macht sich Joachim Schlüter nichts vor. Was würde ein Punktequotient im Aufstiegsrennen der einzelnen Spielklassen bedeuten? Hier ist ein Überblick von der Oberliga bis zur Kreisliga A.

Oberliga Westfalen

Es ist kompliziert. Der SC Wiedenbrück (41 Punkte) führt die Tabelle vor dem RSV Meinerzhagen (39) und Ahlen (36) an. Ahlen hat aber zwei Spiele weniger absolviert als die beiden Klubs davor.

Auch in der Hinrundentabelle liegt Wiedenbrück vor Meinerzhagen und Ahlen – aber nicht einmal die ist vollständig. Ahlen fehlt die Hinrundenpartie gegen Preußen Münster II, mit einem Sieg könnte Ahlen (33 Punkte, 16 Spiele) noch Meinerzhagen (35 Punkte, 17 Spiele) überholen.

Wenn man den Punktequotienten ausrechnet, liegt Wiedenbrück auf jeden Fall vorn. Ahlen ist in dieser Rechnung aber sowohl nach der Hinrunde als auch nach der letzten Tabelle vor Meinerzhagen: In der Hinrunde hätte Ahlen den Quotienten 206,2 (33 durch 16 mal 100); Meinerzhagen liegt bei 205,9. Nach der aktuellen Tabelle hätte Ahlen den Quotienten 200, der RSV Meinerzhagen 195.

Fazit: Es ist vertrackt. Wiedenbrück sollte auf jeden Fall aufsteigen, Ahlen eigentlich auch. Aber Meinerzhagen liegt nunmal vor Ahlen – da wartet eine schwere Entscheidung auf den Verband. Bestes Szenario: Vielleicht darf Westfalen mithilfe einer Wildcard drei Aufsteiger zur Regionalliga West stellen. Schlimmstes Szenario: Die komplizierte Lage in der Oberliga verhindert eine einheitliche Aufstiegslösung für ganz Westfalen, was zur Annullierung der Saison führt.

Westfalenliga 2

Hier ist die Lage deutlich klarer: Die SG Finnentrop/Bamenohl (52 Punkte, 21 Spiele) ist Erster vor dem DSC Wanne-Eickel (46 Punkte aus 20 Spielen).

Der Punktequotient spricht ebenfalls für Bamenohl: 247,6 (SG) zu 230 (DSC). Auch nach der Hinrundentabelle lag Bamenohl vor Wanne-Eickel, wenn auch nur um einen Punkt. Die Wanne-Eickeler können argumentieren, dass sie mit einem Erfolg im Nachholspiel auf drei Punkte herangerückt wären – und dann noch ein Heimspiel gegen Finnentrop/Bamenohl vor der Brust gehabt hätten. Das sind allerdings viele Konjunktive.

Fazit: Die SG Finnentrop/Bamenohl sollte aufsteigen. Der DSC Wanne-Eickel darf und muss hoffen, dass der Verband zwei Teams zu Aufsteigern ernennt.

Landesliga 2

Es wird knifflig zwischen der SpVg Hagen 11 und Borussia Dröschede: Dröschede war Herbstmeister mit zwei Punkten Vorsprung. Bis zur Unterbrechung der Saison im März zog Hagen 11 aber vorbei, hat 43 Punkte aus 18 Spielen, Dröschede hat 41 Punkte bei einem Spiel weniger. Das sorgt dafür, dass Dröschede den besseren Quotienten hat als Hagen (241,2 zu 238,9). Die Verfolger RW Erlinghausen und SC Obersprockhövel liegen dagegen schon ein gutes Stück zurück.

Fazit: Ob die Hinrundentabelle gewertet wird oder die letzte Tabelle anhand des Punkteschnitts: In jedem Fall steht Dröschede besser da als Hagen 11. Hagen wäre im Zweifelsfall zweiter Aufsteiger.

Bezirksliga 5

Hier hat sich das Tabellenbild nach der Winterpause völlig gewandelt. Die Hinrundentabelle führten der TSV Weißtal und der Kiersper SC nach 14 Spielen noch mit jeweils 31 Punkten an. Bis zur Unterbrechung der Saison sind der SV 04 Attendorn (42) und der SV Ottfingen (40) klar vorbeigezogen.

Am letzten regulären Spieltag (8. März) übernahm der SV 04 Attendorn nach dem 3:0-Heimsieg gegen Weißtal zum ersten Mal in der Saison den Platz an der Sonne. Eine Woche später wäre es zum Top-Spiel gegen den Tabellenzweiten Ottfingen im Hansastadion gekommen. Mit einem Sieg hätte das Team vom Siepen wieder die Spitzenposition übernommen. Auch der Punktequotient zum Stichtag 8. März sieht den SV 04 Attendorn (233,33) ganz vorne, gefolgt vom SV Ottfingen (222,22). Auf Platz drei folgt Germania Salchendorf (205,26).

Fazit: Der SV 04 Attendorn würde bei der Wertung des aktuellen Tabellenstandes wieder in der Landesliga spielen. Dem SV Ottfingen als Härtefall bleibe die Hoffnung auf eine Wildcard für den zweiten Aufstiegsplatz.

Kreisliga A Olpe

Ein ganz spezieller Fall. Vor der Saisonunterbrechung lieferten sich der SV Rothemühle (47 Punkte), RW Lennestadt (45) und Türk Attendorn (43) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Meisterschaft und den Aufstieg in die Bezirksliga.

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Was die Sache so kompliziert macht: Der Tabellenzweite RW Lennestadt hat ein Spiel weniger absolviert als seine beiden Konkurrenten. Ausgerechnet das Nachholspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht FSV Helden fehlt noch. Beim Sieg wäre RWL an Rothemühle vorbeigezogen. Legt man den Punktequotienten zugrunde, würde RW Lennestadt (236,84) den SV Rothemühle (235) an der Tabellenspitze ablösen. Der Drittplatzierte SV Türk Attendorn (215) wäre endgültig aus dem Titelrennen.

Fazit: Mathematisch wäre die Aufstiegsfrage zugunsten von RW Lennestadt gelöst. Aber ist es wirklich gerecht, wegen eines um 1,84 besseren Quotienten aufzusteigen?