Drolshagen. Aufsteiger SC Drolshagen steht in der Fußball-Landesliga auf einem Abstiegs-Relegationsplatz. Trotzdem bleibt ihm der Abstiegskampf erspart.

Er kann mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine zweite Saison in dieser Spielklasse planen, denn die verschiedenen angedachten Abbruch-Szenarien zur Fortsetzung der Amateurfußball-Saison 2019/20 sehen keine Absteiger vor. Wir sprachen mit Trainer Holger Burgmann (49).

Wie geht’s Ihnen, Herr Burgmann? Was machen Sie zurzeit?

Ich arbeite aktuell noch. Wir sind zwar auch von Kurzarbeit betroffen bei Fuchs in Meinerzhagen, klar, aber ansonsten gehe ich noch bis 13. Mai arbeiten. Insgesamt muss ich sechs Tage Kurzarbeit einlegen im Monat. Das geht reihum.

Und fußballerisch?

Sportlich sind wir beim SC natürlich im Hintergrund aktiv.

In personeller Hinsicht trifft das zu. Stichwort Patrik Flender, der neue spielende Co-Trainer mit seiner hochklassigen Erfahrung…

Wir haben eine ähnliche Personalie gesucht wie Sebastian Wasem (wird Cheftrainer beim VfR Rüblinghausen, d.Red). Weil wir der Meinung sind, dass die Mannschaft mehr Erfahrung auf dem Spielfeld braucht, sie ist ja recht jung, recht unerfahren. Was ja nicht negativ ist, aber man konnte sicher in der Vergangenheit erkennen, dass Sebastian Wasem eine führende Hand ist auf dem Platz und jemand mit einer solchen Erfahrung haben wir gesucht, und das ist uns mit Patrik Flender sehr gut gelungen.

Wie sind Sie an Patrik Flender herangekommen? Über Sebastian Wasem vielleicht?

Nein. Aber ich will jetzt nicht so viel aus dem Nähkästchen plaudern, wir sind glaub‘ ich, nicht so ganz schlecht vernetzt. Von daher hat sich das dann irgendwo herauskristallisiert, wir hatten ein paar Infos, dass Patrick was suchte, beziehungsweise in Kaan-Marienborn aufhören wollte, um ins Trainergeschäft einzusteigen. Er suchte wohl auch eine Co-Trainerstelle. Dann hat sich das nach mehreren Gesprächen alles als sehr positiv herausgestellt und schließlich ist der Transfer dann zustande gekommen.

Auf der anderen Seite verlässt mit Oliver Weuste ein Gesicht des SC Drolshagen, der Kapitän, den Verein Richtung FSV Gerlingen. Wie sehen Sie das?

Dass er auch mal eine neue Herausforderung gesucht hat, darüber war ich schon informiert, ich hatte zu Oliver natürlich immer einen sehr guten Draht als unseren Kapitän. Sein Wort hatte Gewicht in unserem Club, beziehungsweise in der Mannschaft. So gesehen war es für mich nichts Neues, dass es Richtung Wechsel tendieren würde. Wohin, das wussten wir zunächst nicht, er hatte schon gesagt, dass ein Club an ihn herangetreten sei, dass es Gerlingen war. Wir sprachen und sprechen ja ganz offen miteinander.

Ein Verlust von einer besonderen Größenordnung ist es für den SC Drolshagen allemal, oder?

Absolut. Letztendlich tut es uns sportlich sehr, sehr weh. Charakterlich ebenfalls. Oliver ist menschlich ein Super-Typ, aber man muss letztlich eine solche Entscheidung akzeptieren und respektieren. Oliver war sieben Jahre beim SC Drolshagen, hat immer Top-Leistungen gebracht. Er hat auf einiges verzichtet zu Gunsten des SC Drolshagen. Wenn ich an unser Spiel in Freudenberg denke: Da war in Wegeringhausen Schützenfest, dort war er amtierender Schützenkönig. Trotzdem hat er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.

Wenn man so will, ist da in einer Woche einiges passiert. Patrik Flender kommt, Oliver Weuste geht. Sind die Planungen damit abgeschlossen?

So ist das Geschäft. Nein, noch nicht. Wir sind noch mit anderen Spielern im Gespräch, da wollen wir bis zum Ende nächster Woche auch zum Abschluss kommen. Termine sich da schon vereinbart.

Zur Saison-Fortsetzung: Was alle Abbruch- und Annullierungs-Szenarien gemeinsam haben, ist, dass es keine Absteiger gibt. Wie beurteilen Sie das?

Wenn ich jetzt sagen würde, das wäre mir egal, dann würde ich sicherlich lügen. Irgendwo aber ist das für die ganze Szene sehr, sehr krass, insbesondere eine Annullierung für die, die um ihren Erfolg gebracht werden könnten. Wie Finnentrop/Bamenohl. Und wie ist das mit denen, die nicht auf einem ersten Platz oder auf einem Aufstiegsplatz stehen, aber auf Tuchfühlung? Wie der RSV Meinerzhagen in der Oberliga, der auf die Regionalliga blickt. Man muss dich auch immer in die Lage des Trainers, des Vereins, des ganzen Umfeldes versetzen, das ist sicher brutal. Aber darauf hat niemand Einfluss, es gibt keinen Schuldigen. Nochmals zur Oberliga. Da hat Ahlen zum Beispiel zwei Spiele Rückstand! Was wäre in unserer Liga zum Beispiel mit Dröschede und Hagen 11 Hagen ist Tabellenführer mit 18 Spielen, Borussia Dröschede, die ich ebenfalls für ein Kaliber halte, ist Zweiter, hat zwei Punkte Rückstand – und ein Spiel weniger.

Der SC Drolshagen würde sportlich profitieren, wenn es keine Absteiger geben würde.

Irgendwo ist das schon ein komisches Gefühl. Man hat nichts Greifbares. Aber man muss ehrlich sagen: Wenn es keine Absteiger geben würde, würden wir uns sicher über ein weiteres Landesjahr freuen angesichts unser extremen Verletzungspechs. Aber wir hätten es auch noch selber in der Hand gehabt aufgrund der acht fehlenden Spieltage, wo noch 24 Punkte zu vergeben gewesen wären.

Auch wirtschaftlich werden die Vereine Probleme bekommen…

Natürlich, darüber diskutieren wir auch im Amateurbereich, da fallen auch viele Einnahmen weg. Das Erntefest in Drolshagen ist abgesagt, das ist für den SC immer eine gute Einnahme gewesen, wo wir engagiert waren mit Rondell und so weiter. Aber genau so trifft es auch die Wendschen Vereine mit der Kirmes-Absage, alle anderen Vereine drumherum auch. Aber alles in allem ist das der Wahnsinn, wenn man das sieht. Ich möchte nicht an der Stelle derjenigen sein, die jetzt entscheiden müssen, ob und wie es weitergeht. Aber letztendlich geht es um Gesundheit, man muss alles tun, dass die Infektionskurve nicht weiter nach oben geht.