Schreibershof. In ihrem Leben hat Mariela Heller schon viel gemacht und erlebt.

Die gelernte Bäckereifachverkäuferin war Pflegedienstleiterin und Kantinenwirtin und hat zwei Jahre in Saudi-Arabien als Hebamme gearbeitet.

Die selbstbewusste Frau aus Schreibershof hat sich in der Männerwelt des Fußballs durchgesetzt und stand drei Jahre an der Spitze des FC Schreiberhof. Das war auch Anfang der 2000er-Jahre noch keine Selbstverständlichkeit.

In die Amtszeit von Mariela Heller als 1. Vorsitzende des FC Schreibershof, der zwei Mal den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft hat, fiel der Antrag für den Bau des neuen Kunstrasenplatzes zum Vereinsjubiläum.

Die Vorsitzende saß damals für die CDU-Fraktion als sachkundige Bürgerin im Jugend- und Sportausschuss der Stadt Drolshagen. Bei den Beratungen zum Antrag und bei den Abstimmungen hatte sie sich befangen erklärt und nicht mitgemacht. Nach vier Monaten Bauzeit war es dann soweit. Im Jahr 2008 wurde die neue Sportanlage eingeweiht, es war ein Meilenstein in der Geschichte des FC Schreibershof.

Stolz auf Kunstrasen-Projekt

Mariela Heller war da schon keine Vereinschefin mehr. Sie hatte das Amt nach drei Jahren an Klaus-Michael Becker abgegeben. Auf das Projekt Kunstrasenplatz ist sie immer noch stolz. „Das ist sehr gut gelaufen. Der FCS hat sehr viele Eigenleistungen reingesteckt. Auch eine Dorfsammelaktion wurde durchgeführt“, erinnert sich die Schreibershoferin.

Dem Verein ist sie nach wie vor verbunden, auch wenn die Besuche der Heimspiele seit der Spielgemeinschaft mit Hützemert weniger geworden sind. „Früher bin ich jeden Sonntag auf dem Sportplatz gewesen, das waren Pflichtveranstaltungen“, sagt Mariela Heller. Mit dem Fußball und dem FC Schreibershof ist die alleinerziehende Mutter eines inzwischen 25-jährigen Sohnes früh in Berührung gekommen. „Ich bin in einer Jungenclique groß geworden, in der alle Fußball gespielt haben. Da habe ich mitgemacht, musste auf dem Sportplatz aber meistens ins Tor“, lacht die engagierte Frau, die nach wie vor in der Kommunalpolitik aktiv ist. Mädchenteams gab es damals noch nicht. „Ich hätte gerne Fußball in einer Mannschaft gespielt“, bedauert Mariela Heller. Stattdessen machte sie Leichtathletik und spielte für den TuS 09 Drolshagen Tennis in der Bezirksliga.

Ausbildung zur Hebamme

Mit 18 Jahren trat Mariela in den FC Schreibershof ein. „Bei den Versammlungen war ich die einzige Frau“, schmunzelt sie. Probleme habe es nie gegeben. Ganz im Gegenteil. „Ich bin da reingewachsen und akzeptiert worden.“ Als Schriftführerin und dann Vorsitzende des Fördervereins nahm sie schon vorher an den Vorstandssitzungen teil.

Als der Klub keinen neuen 1. Vorsitzenden finden konnte, schlug die Stunde von Mariela Heller. Für sie stand fest: „Bevor der Verein kaputt geht, springe ich ein.“ Gesagt, getan. Einstimmig wurde sie zur ersten Frau an die Vereinsspitze gewählt und blieb das drei Jahre. „Länger wollte ich das auch nicht machen“, blickt die Frau mit den vielen Berufen und Berufungen zurück.

In der elterlichen Bäckerei hat Mariela Heller eine Ausbildung als Fachverkäuferin absolviert. Aber für die junge Frau aus Schreibershof stand früh fest, „dass ich irgendetwas mit Pflege machen will“. Und „von der Welt“ wollte sie auch „etwas sehen“.

Als sie mit 21 Jahren volljährig war, begann sie erst ein Praktikum und dann eine Ausbildung zur Hebamme, arbeitete in diesem Beruf in Bochum und Dortmund.

„Ein kleines Abenteuer“ waren die zwei Jahre in Diensten der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit an einem Krankenhausverbund in Saudi-Arabien. Nur zehn Kilometer von der Grenze zu Jemen entfernt waren die 55 Deutschen, darunter Familien mit Kindern, auf dem Hospitalgelände untergebracht. „Das war damals schon Kriegsgebiet“, berichtet Mariela Heller.

Verantwortung für 150 Mitarbeiter

Ein Kopftuch beziehungsweise einen Schleier mussten die europäischen Krankenschwestern zwar nicht tragen, dafür lange Hosen und weite Oberteile. Bei Autofahrten saß immer ein heimischer Fahrer am Steuer. Viel Abwechslung gab es nicht. „Die Familie war nicht sehr begeistert, aber ich bin immer meinen Weg gegangen.“

Und dieser Weg führte Mariela Heller weit weg auf die Arabische Halbinsel. „Heimweh hatte ich nicht. An Schützenfest oder Karneval wäre ich natürlich gerne zuhause gewesen“, blieb die Schreibershoferin in der Fremde ihrer Heimat stets verbunden und behielt ihren Wohnsitz im Dorf.

Seit 1995 wohnt Mariela Heller wieder ständig in Schreibershof und pendelte von hier die ersten Jahre zu ihrem Arbeitsplatz in Dortmund, wo sie Pflegedirektorin in einem Krankenhaus war. Hier hatte sie die Personalverantwortung für über 150 Mitarbeiter in der Pflege und Versorgung der Patienten. Später kümmerte sie sich um die Pflege ihres Vaters, leitete zudem ein Altenheim, versuchte sich als Kantinenwirtin und half im Geschäft des Bruders.

Als Rentnerin ist die erste Frau an der Vereinsspitze des FC Schreibershof weiter in der Kommunalpolitik aktiv. Sie sitzt für die CDU im Kreistag, vertritt die Frauenunion und die CDU im Kreis- und Bezirksvorstand und ist stellvertretende Schiedsfrau und Mentorin für die Stadt Drolshagen.

Auch dem FC Schreibershof ist sie treu geblieben. „Das war eine schöne Zeit, Ich habe es nicht bereut“, blickt Mariela Heller zurück. „Frauen haben es heute in einem Verein einfacher“, ist sie überzeugt. Auch dank Vorkämpferinnen wie Mariela Heller. Aber das würde sie selbst so nicht sagen.