Gerlingen. Paul-Heinz Brüser, Trainer-Größe des FSV Gerlingen, blickt weit über den Sport hinaus und beschäftigt sich mit Wichtigerem als dem Eins-Null.

Er jubelt, er schreit und er schimpft. Wie fast jeder andere Fußballtrainer auch, wenn die 90 Minuten laufen. Paul-Heinz Brüser aus Gerlingen ist einer, der zu seinen Trainerzeiten seine Emotionen auslebte wie alle anderen auch, die das Spiel lieben. Und wer ihn kennt, sieht, dass da einer mit einem Charisma ausgestattet ist, das nicht jedem beschieden ist.

Brüsers Trainer-Können, sein Fachwissen, ist nur eine seiner Seiten. Schnell stellt sich heraus, dass er weit über den Sport hinausblickt und sich mit dem beschäftigt, was größer und wichtiger ist als das Eins-Null.

Dazu gehört auch ein tiefer christlicher Glaube, den er nicht nur in sich trägt, sondern auch lebt. Er ist als Kommunionhelfer in seiner Gemeinde tätig und ist Mitglied der Musikgruppe „Loreto“, die Familiengottesdienste und dergleichen musikalisch mitgestaltet.

Mächtige Gegensätze

Nur: Was geht zurzeit in ihm vor? Jetzt, an Ostern, da er sich einer Kreuzung nähert, auf der sich zwei mächtige Gegensätze begegnen werden: Das Fest der Freude und der Sieges über den Tod von der einen Seite. Und eine Krise, die die Menschheit erschüttert und tausendfachen Tod mit sich bringt, von der anderen.

Findet Paul-Heinz Brüser durch den Glauben Trost in einer trostlosen Zeit?„Ja“, antwortet Paul-Heinz Brüser fest. Und wiederholt es: „Ja, auf jeden Fall. Man findet schon Ermutigung in den Texten, in den Bibelzitaten und auch in den Worten des Papstes. Man rechnet, man erwartet, man hofft und man betet dafür, dass diese Krise irgendwann überwunden sein wird“.

Andererseits ist er kein Träumer, sondern Realist genug, um zu befürchten, dass es viele Opfer fordert, dass es „danach in vielen Bereichen sehr schwierig wird, bis alles wieder seinen normalen Gang gehen kann“.

Aber im Glauben findet er „Aufbauendes, Ermutigendes“, sagt Paul-Heinz Brüser. Um das zu verstehen, muss man seine Lebenseinstellung kennen. „Ich denke nicht nur jetzt, während der Corona-Krise, so, sondern es hilft mir schon seit vielen Jahren über vieles hinweg“. Den Schlüssel zu dieser Sichtweise der Dinge fand er in der Bibel. „Was ich dort gelernt habe, ist, mir nicht so viele Gedanken darüber zu machen, was in fünf Monaten, was in zwei Jahren ist. Sondern mehr in der Gegenwart zu leben“. In seinem Leben musste er häufig erfahren, dass er sich Sorgen gemacht hat, und dann kam es doch anders.

Ende April über den 1. Mai hinaus hatte Paul-Heinz Brüser, Lehrer von Beruf, geplant, mit der Schule nach England zu fahren. Einigen Schülern hatte der Termin nicht gepasst, weil sie eine Maifeier in der Heimat vorgezogen hätten. „Und siehe da, es hatte sich gar nicht gelohnt, sich großartig Gedanken darüber zu machen. Die Fahrt fällt aus“, erzählt Paul-Heinz Brüser, „das ist ein Beispiel, wie es in vielen Dingen oft laufen kann“.

Das hat Paul-Heinz Brüser verinnerlicht. Mehr in der Gegenwart zu leben. „Sorget euch also nicht um morgen,“ ist ein Satz aus dem Matthäus-Evangelium. „Der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage“. Er werde oft gefragt, wie lange er noch zu arbeiten gedenke. Im nächsten Jahr ist der Ruhestand geplant. Natürlich kann er dies nicht vollkommen ausblenden, macht sich sehr wohl seine Gedanken. „Es müssen nun mal viele Dinge geregelt werden, einige auch frühzeitig“.

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Auf der anderen Seite aber denkt er auch: „Was weiß ich, was im nächsten Jahr ist?“ Paul-Heinz Brüser erinnert sich an einen seiner Kollegen, drei Jahre älter als er selbst. „Er war etwas mehr als ein Jahr im Ruhestand und ein Jahr später ist er an einer schweren Krankheit gestorben“. Brüser geht so etwas selbstverständlich nahe. Aber er verinnerlicht das nicht, bezieht die Gefahr nicht auf sich. „Nicht, dass man das falsch versteht: Ich habe nicht die Sorge, dass mir Ähnliches widerfährt. Das ist überhaupt nicht meine Denkweise“. Er sieht sich als positiv denkenden Menschen. Das sei trotz aller Krisen und aller negativen Dinge so.

Wer hätte das für möglich gehalten?

Doch weiß er, wie schnell sich die persönliche Situation radikal verändern kann. Jetzt ist weltweit vieles nicht mehr so, wie es vor wenigen Wochen noch war. Wer hätte zum Jahreswechsel so etwas nur annähernd für möglich gehalten?

Im engsten Umfeld seien nun Dinge zu managen, die er zuvor nicht kannte. Den Kontakt mit den Enkeln, die Stornierung eines Urlaubs. „Aber das sind vergleichsweise Kleinigkeiten, wenn man sieht, was in anderen Ländern los ist, in den Krankenhäusern dort, wo es um Leben und Tod geht. Da willst, da darfst du gar nicht meckern“, weiß Paul-Heinz Brüser die Gewichtungen einzuschätzen, „hier ist das Wetter schön, ich kann mit dem Rad fahren, gehe den Kreuzweg in der Nähe, in Elben. Und wir sind gesund“.