Kirchhundem. Marc Andre Beckmann (18) aus Kirchhundem besucht vom 17. Juli bis 1. August die Olympischen Sommerspiele in Tokio.

Die Vorfreude auf das Jahr 2020 kann allgemeiner Natur sein, aber auch einen ganz konkreten Fixpunkt haben. Den hat Marc Andre Beckmann (18) aus Kirchhundem allemal. Er ist einer von 120 Glücklichen, die sich bei „Be United“, einer Organisation der Sportjugend im Landessportbund NRW, erfolgreich um einen Platz für diese Traumreise beworben haben. „Voraussetzung war, dass man ein freiwilliges Jahr ableistet, dass man unter 27 Jahre ist und zum Zeitpunkt der Spiele volljährig,“ erklärt er.

Idealerweise ist Beckmann, was das ehrenamtliche Engagement anbetrifft, gerade mittendrin. Seit Anfang September ist er Bundesfreiwilligen-Dienstler beim Kreissportbund Olpe. Um in die „Verlosung“ zu kommen, musste er einige persönliche Fragen beantworten. Mit in die Bewerbung gehörte noch die offizielle Bestätigung von KSB-Mitarbeiterin Hanna Reifenrath, das war’s dann. Sie hatte ihn auch auf dieses Camp aufmerksam gemacht.

Die schwerste Übung dürfte für den Kirchhundemer da schon die zwei Monate Warten gewesen sein, bis die freudige Nachricht, sprich, die Zusage, kam. Bis er wusste: Ich bin einer von den Hundertzwanzig.

Praxistest Sumo

Eine Kennenlern-Woche hat Marc Andre Beckmann mittlerweile hinter sich. In der Sportschule Hinsbeck durchlief er Workshops und Kurse, die den Olympia-Reisenden das Gastgeberland und die olympischen Werte nahe bringen sollten. Das nicht nur in der Theorie, sondern auch höchst-praktisch: „Wir haben Sumo und Kendo ausprobiert,“ berichtet Beckmann, der mit seiner drahtigen Gestalt so gar nicht wie ein Sumo-Ringer ‘rüberkommt. „Stimmt. Die Anzüge waren gepolstert,“ lacht er.

Sein Sport ist übrigens Fußball. Er spielt in der A-Jugend des FC Kirchhundem in der Innenverteidigung. Sein Vater hat Handball gespielt, sein Bruder Basketball.

Vorbereitet wurden die jungen Olympia-Reisenden in diesem Meeting auch auf die Verhältnisse vor Ort. Klar ist: Durch die Olympischen Spiele wird Tokio einen Touristen-Ansturm erleben. Beckmann: „Uns wurden einige Verhaltensweisen angeraten.“ Im Wesentlichen sei es unkompliziert, sich in diesem Land zu bewegen, obwohl es sich von der Kultur her schon von Mitteleuropa unterscheidet. Marc-Andre Beckmann: „Aber dadurch, dass während der Spiele so viele Menschen aus allen Ländern in Japan sind, kann man eigentlich gar nicht auffallen.“ Dazu dann die üblichen Tipps. Wo man was essen kann. Reis, Nudeln, Hähnchen. Und die Warnung, dass es ist es um diese Jahreszeit brüllend heiß und extrem schwül sein kann. Dem haben die Tokioter bereits Rechnung getragen. So sollen der Marathonlauf und das Gehen ins nördlich gelegene Sapporo - Gastgeber der Winter-Olympiade 1972 - verlegt werden.

Wohnen im Hostel

In Tokio wird Marc Andre Beckmann in einem Hostel wohnen, mit Sechs- oder Achtbett-Zimmern. Es gehört zu einem kompletten Jugendcamp und sei „sehr zentral gelegen,“ nennt der Kirchhundemer einen großen Vorteil, hat aber auch schon in Erfahrung gebracht, dass die Zimmer extrem klein sind. Raum ist Mangelwaren in Japan, das weiß jeder, der schon einmal dort war. Beckmann: „Platz für einen Koffer ist schon mal nicht da.“

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Wie sieht ein Tag in Tokio aus für die jungen Sportlerinnen und Sportler? „Die Zeit steht uns zur freien Verfügung,“ antwortete Marc Andre Beckmann. Das Nonplusultra ist freilich der Besuch der Wettkämpfe. Zwei Tickets haben sie auf jeden Fall sicher. „Leichtathletik, Turnen und Volleyball“ sind die Events, die er favorisiert. In Tokio wird eine Ticketbörse eingerichtet, dort können auch kurzfristig Karten besorgt werden. Nur ein Traum wird allerdings die Eröffnungsfeier im Stadion bleiben. Die ist pickepacke ausverkauft, wird aber in Tokio per Public Viewing übertragen. Für Beckmann kein Problem, denn: „Allein das soll schon ein Highlight sein.“

Wunsch: Olympia 2032 im Ruhrgebiet

Knapp 17 Stunden wird Marc-Andre Beckmanns Flug dauern. In Frankfurt hebt er um 17.30 Uhr ab, landet um 0.30 Uhr in Doha/Katar. Von dort aus geht es um 2.10 Uhr weiter, und Ankunft in Tokio ist um 18.40 Uhr; alles jeweils Ortszeit.

Besonders flugerfahren ist Marc-Andre Beckmann nicht. „Der längste war nach Venedig,“ verriet er. Angesichts des langen Trips im Jahr 2020 hat der Kirchhundemer einen Wunsch für die fernere Zukunft. Sollte sich der erfüllen, bräuchte es keine mehrstündige Flugreise. Und er müsste sich auch nicht über die Sitten und Gebräuche des Gastgebers informieren oder über eine exotische Speisekarte. Was sich Marc Andre Beckmann wünscht? „Ganz klar: Olympische Spiele 2032 im Ruhrgebiet.“