Langenei/Kickenbach. 100 Jahre alt wird der FC Langenei/Kickenbach, Werner Droste zählt 80 Lebensjahre und hat alles miterlebt, was den Verein bewegt hat.

Vor etwa 50 Jahren wurde er zum Vorsitzenden gewählt.

Wie muss man sich das vorstellen, als Sie mit dem Fußball anfingen, so vor 60 Jahren?

Auf Asche. Wir haben zweimal trainiert, haben die Bälle mit nach Hause genommen. Manchmal war es so, dass wir mit fünf Bällen angefangen haben und nur mit dreien zurückkamen, weil die Lenne so hoch war. Die waren weg geschwommen. Wir hatten so einen kleinen Verkaufsstand, einen abgemeldeten VW Bulli. Ich musste dann abends 400 Meter das eingenommene Geld mitnehmen. Es gab ja keinen mehr, der mich noch fahren konnte, aber das Geld musste nach Hause. Ich habe 25 Jahre lang jeden Sonntag um 10 Uhr den Platz abgestreut. Und wenn mittags ein Gewitter kam, konnte ich um zwei Uhr vorn vorn anfangen.

Wie war Ihre aktive Karriere?

Ich habe früh angefangen, ich war keine Granate, aber ich hatte einfach Spaß daran, musste aber mit 24 aufhören, wegen einer Verletzung. Es hatte keinen Sinn mehr, weiterzumachen, dadurch bin ich schon mit 28 Jahren Vorsitzender geworden.

An welche Trainer erinnern Sie sich besonders?

Der erste war der Paul Becker aus Heggen. Der ist nach Langenei gekommen und hatte noch nichtmals ein Auto. Man muss sich das vorstellen: Nach dem Training wurde Karten gespielt, dann ist er von Langenei mit dem Güterzug nach Hause gefahren. Vom Bahnhof Finnentrop dann zu Fuß nach Heggen. So verrückt war der. Da gab’s viele Trainer, an die man sicher erinnert. Horst Mendritzki, Rudi Hesse. Als ich 80 wurde, habe ich einige Experten hier gehabt. Den Helmut Weiskirch, Kalli Menne, Dirk Neubauer, Franz Vetter oder Ralf Behle.

Ralf Behle ist heute äußerst erfolgreich mit Finnentrop/Bamenohl. War das damals schon absehbar?

Doch, ja. Er will immer gewinnen. Er zieht sein Tempo durch und er schafft das auch. Im ersten Jahr, als er da war, sah man schon: Er lässt sich nicht reinreden. Er war konsequent. Wir hatten einen dabei, dem war eine andere Sportart lieber, der hat uns beim Lennestadt-Sportfest im Stich gelassen. Dem hat er gesagt: Du bist kein Spieler der ersten Mannschaft mehr. Obwohl der ein Guter war.

Wie ist Langenei/Kickenbach auf Ralf Behle gekommen?

Er spielte mit dem TV Oberhundem in Langenei. Da hat mir einer gesagt: Der hört auf, hat aber noch keinen neuen Verein. Ich habe Ralf Behle den Abend noch angesprochen, wir sind im Klubhaus hängen geblieben. Danach war ich drei Wochen weg, Weihnachtsbäume verkaufen. Dann schrieb mir der Sportliche Leiter: Wir haben mit Joachim Vielhaber verlängert. Was war das Ende vom Lied? Joachim Vielhaber musste später gehen, Ralf Behle wurde dann doch unser Trainer. Für Joachim Vielhaber war das unglücklich, er konnte nichts dafür.

Damals war der Verein Abstiegskandidat und ist dann unter Ralf Behle weit oben gelandet, sprich: Er hat sogar das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Kreisliga A gegen Kleusheim/Elben 2015/16, das 0:1 verloren ging?

Ralf Behle hatte sofort einen Plan. Er hat sich fünf Spiele angeschaut und wusste genau, was uns fehlte.

Einer der bekanntesten, wenn nicht die bekannteste Fußball-Persönlichkeit, die aus dem FC Langenei/Kickenbach hervorgegangen ist, war Werner Schumacher, der große Trainer. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Ich weiß noch genau: Wir haben eine Versammlung gehabt, da war er Spieler bei uns. Weil kein Geld da war, haben wir beschlossen, freiwillig abzusteigen. Da hat er gesagt: Ich gehe nach TuRa Altenhundem. Die spielten auch schon Landesliga und Bezirksklasse. Werner Schumacher hat in Kickenbach 100 Meter Luftlinie von mir gewohnt.

Aus Altenhundem und Meggen wurde später der FC Lennestadt. Hatte man in Langenei/Kickenbach nie mit dem Gedanken gespielt, sich dieser Fusion anzuschließen?

Nein. Nie. Wir wollten, auch als der FC Lennestadt gegründet wurde, selbstständig bleiben.

Was bis heute Bestand hat.

Genau. Wenn wir auch jetzt schlecht stehen: Wir haben nur Einheimische.

Ein Spieler des FC Langenei/Kickenbach hat mal in einem Kreisliga A-Spiel 14 Tore geschossen. In einem Meisterschaftsspiel wohlgemerkt. Sie wissen, wer?

Kalli Menne.

Genau.

Der hat in den fünf Jahren, die er bei uns war, von 1995 bis 2000, einschließlich Pokal, über hundert Tore gemacht. 124 Tore glaub’ ich.

Wie haben Sie dieses 14-Tore-Spiel von Kalli Menne erlebt?

Ich war mit unserem Stammtisch von Selbecke, den es seit 1962 gibt, auf Tour. Beim Pokal-Endspiel in Berlin. Ich war Betreuer, und komme nach Langenei auf den Sportplatz. 20 Minuten waren schon gespielt, ich wollte an die Linie gehen und wollte wissen, wie es steht. 8:0 kriege ich als Antwort. Ich frage zurück: Wollt ihr mich verarschen? Kalli wurde immer heißer. Wir haben dann 21:0 gegen Maumke gewonnen. Der Spielführer von Gegner ist zur Halbzeit ins Auto gestiegen und ist nach Hause gefahren.

Sie sagten, Sie waren am Samstag davor beim Pokalendspiel. Gladbach gegen Hannover.

Ja. Wir hatten damals eine Truppe zusammen vom Autohaus Baumhoff. Mit der sind wir jedes Jahr zum Pokalendspiel gefahren. Zehn Jahre hintereinander.

Sind Sie Gladbach-Fan?

Bin ich. Ich hatte in Düsseldorf Weihnachtsbaumstände. In der Zeit war ich eigentlich so ein bisschen Dortmund-Fan. Aber wenn die Gladbacher Europapokal spielten, gingen sie immer nach Düsseldorf (weil der Bökelberg zu klein war, d.Red.). Da bin ich immer ins Rheinstadion gegangen und dadurch Gladbach-Fan geworden.

Was sagen Sie dazu, dass Ihr Sportplatz „Käfig“ heißt? Mit dem Wort verbindet man ja nicht nur Gutes...

Im Kreis weiß jeder, wo der Käfig steht. Das ist doch auch was. Wir wissen noch nichtmals, wie der Name zustande gekommen ist. Das kam einfach so und hat sich dann verselbständigt.

Gab es in Ihrer Zeit auch mal eine Krise, in der Sie richtig Sorge um den Verein hatten?

Nein, eigentlich nicht. Man darf nicht vergessen: Wir sind ja auch zwei Mal in der Bezirksklasse gewesen. Kurz vor meiner Zeit war das. 1962. Nach zwei Jahren sind wir abgestiegen, dann sofort wieder hoch. Aber insgesamt gesehen haben wir immer Kreisliga A gespielt.

Aber zweimal stand Langenei/Kickenbach zwischendurch noch in Aufstiegsspielen zur Bezirksliga...

Ja. Im Entscheidungsspiel gegen Kleusheim/Elben. Und mal gegen Wenden. Da haben wir zuhause 1:7 verloren. In Wenden, beim Hinspiel, hatten wir Pech, da sind zwei entscheidende Leute vor der Pause verletzt worden. Im Rückspiel hatten wir über 1000 Zuschauer. Wenden war stark, die sind dann noch weiter aufgestiegen, bis in die Verbandsliga. Im Wendener Land sind sie noch fußballverrückter als im Lennetal.

Wie verlaufen die nächsten hundert Jahre des FC Langenei/Kickenbach.

Oh je, 100 Jahre sind eine lange Zeit. Es wird immer weniger, was die Zuschauer angeht. Überall. Aber was bei uns sehr positiv aufgenommen worden ist, dass wir jetzt den Strich gemacht haben und haben nur noch Langenei/Kickenbacher.

Info

Sein großes Jubiläum feiert der FC Langenei-Kickenbach am Samstag, 5. Oktober in der Langeneier Schützenhalle. Eingeladen sind alle befreundeten Vereine, Vertreter des Fußballwesens im Kreis und alle Freunde und Gönner des Vereins.

Der Kommersabend startet um 18.30 Uhr mit einem knackigen Programm mit musikalischen, sportlichen und humoristischen Einlagen. Anschließend geht die Jubiläumsparty in ein rauschendes Fest mit der Tanzband „Spätschicht“ über. Für die kulinarische Stärkung sorgt das Team vom Landhaus im Grund.

Zum 100-Jährigen hat der FC Langenei-Kickenbach eine 144-seitige Chronik erstellt. Zudem wird es beim Kommersabend eine Verlosung mit großartigen Preisen geben. Lose können noch bis 5. Oktober bei den Mitgliedern des Vorstandes erworben werden.