Attendorn. Sein sportliches Hobby ist Dominik Hennes vom TV Attendorn quasi in die Wiege gelegt worden: Der Radsport.

„Ich mache Radsport, seitdem ich laufen kann. Sobald ich durfte, bin ich mit sechs, sieben Jahren Rennen gefahren“, sagt der 27-Jährige mit dem in seiner Sportart so bekannten Familiennamen.

Fast schon eine Radsportlegende ist Großvater Manfred Hennes. Der 2012 viel zu früh verstorbene Gründer und langjährige Leiter der Radsportabteilung des TV Attendorn war weit über die Grenzen der Hansestadt „Mister Radsport“ schlechthin. Vater Frank war ebenfalls ein Vorbild für Dominik Hennes. „Ich habe ihm bei den Rennen immer gerne zugeguckt“, erzählt der 27-Jährige.

Stolz auf Tanja Hennes, einstige deutsche Spitzenfahrerin

Auch die Brüder seines Vaters sind bekannte Radsportler gewesen. Tanja Hennes, früher eine deutsche Spitzenfahrerin und „Vollprofi“, ist zwar nur noch hobbymäßig auf zwei schnellen Rädern unterwegs. „Sie zeigt den jungen Mädchen aber immer noch, wie man Rennen fährt“, ist Dominik Hennes stolz auf seine Tante und bescheinigt ihr, zu den Glanzzeiten „Weltklasse“ gewesen zu sein. Vom anderen Opa Hans-Joachim Hester hat der junge Attendorner die Liebe zum Fußball geerbt. Gespielt hat Dominik Hennes bei der SG Finnentrop/Bamenohl und dem SV Heggen. „So gut war ich dann doch nicht“, gibt der BVB-Fan mit Dauerkarte ohne zu zögern zu.

Auch aus diesem Grund hat er sich voll und ganz dem Radsport gewidmet und ist in der Abteilung des TV Attendorn in die Fußstapfen seines Großvaters Manfred getreten. Mit gerade 26 Jahren ließ sich Hennes zum Abteilungsleiter wählen. „Ich habe mich nicht um den Posten gerissen“, gibt der „absolut sportbegeisterte“ Attendorner zu, der bei Viega in der Steuerabteilung arbeitet. Aber auch im Turnverein sind und waren immer weniger Leute bereit, Verantwortung und wichtige Positionen zu übernehmen.

Die Zahl der Radsportler, die Rennen fahren, ist in den letzten Jahren überall zurückgegangen. Das gilt auch für die „Lilas“, wie die Fahrer des TV Attendorn wegen ihrer eher pinkfarbenen Trikots genannt werden. Für die Hansestädter sind regelmäßig fünf Aktive bei Wettkämpfen auf der Straße unterwegs, zehn mit dem Mountainbike. Das sind neben Dominik Hennes vor allem Matthias Rettler, Daniel Kaufmann, David Schwager und natürlich Tanja Hennes. Im Rennsattel sitzt auch schon ihr neunjähriger Sohn Luca, das Patenkind von Dominik Hennes. Nach wie vor aktiv sind die Routiniers Walter Gander, Georg Drixelius und Winfried Peetz.

Zahl der Rennen rückläufig

Weil es immer weniger Radsportler gibt – vor allem im Schüler- und Jugendbereich – und wegen der gesteigerten Sicherheitsanforderungen an die Veranstalter ist auch die Zahl der Rennen rückläufig. Zu den rund 20 Rennen, die Dominik Hennes im Jahr fährt, muss er zum Teil weit anreisen. Aber auch früher ist der junge Lizenzfahrer in ganz Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz um Sieg und Punkte gefahren. „Die Familie hat mich immer unterstützt“, ist der 27-Jährige dafür dankbar.

Auch heute müssen Eltern, Großeltern usw. der Nachwuchsfahrer einen hohen Aufwand betreiben. Hinzu kommt, dass der Radsport keine billige Sportart ist. Die enganliegenden, aerodynamischen Trikots und Sportkleidung werden zwar vom TV Attendorn gestellt. Aber die restliche Ausrüstung müssen der Fahrer und seine Familie tragen. „Das ist auch ein Kostenfaktor“, macht sich Dominik Hennes nichts vor. So muss im Schüler- und Jugendbereich aus Wachstumsgründen etwa alle zwei Jahre das Rad gewechselt werden.

Tanja Hennes betreut zwar beim TVA jeden Mittwoch eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. „Das ist auch gut besucht. Den leistungsorientierten Nachwuchs haben wir aber nicht mehr“, bedauert Neffe Dominik. Denn der Abteilungsleiter erinnert sich gerne an seine Zeit als ganz junger Fahrer zurück. „Es hat nie Druck von der Familie gegeben, Radsport zu betreiben“, stellt der 27-Jährige klar. Ganz im Gegenteil. Der Attendorner hat es genossen, „mit beiden Opas Rad zu fahren.“ Denn auch Großvater Hans-Joachim Hester, einst Fußballer bei der SG Finnentrop/Bamenohl, ließ sich vom Radsportbazillus infizieren. Das gilt auch für Linda Hennes, die Ehefrau von Dominik.

Kindergruppe gut besucht

Als Abteilungsleiter stand der 27-Jährige vor ein paar Wochen selbst als Mitorganisator eines Straßenrennens in der Verantwortung. Zum 50-jährigen Stadtjubiläum von Lennestadt waren Dominik Hennes und Co. in die Veranstaltung eines Rennens durch Altenhundem eingebunden. „Das ist ein sehr großer Aufwand, man muss sehr viel beachten“, gibt der Attendorner zu, dies zuerst ein bisschen unterschätzt zu haben.

Aus den Erfahrungen von Altenhundem können die „Lilas“ vom TV Attendorn aber für das geplante Radrennen in der Hansestadt lernen, das zum 800. Geburtstag im Jahr 2022 durchgeführt werden soll. „Am liebsten durch die Innenstadt, das ist für die Zuschauer viel interessanter“, wünscht sich Dominik Hennes ein Rundrennen durch die dann frisch renovierte City.Dann könnten die TVA-Radsportler und die Stadt Attendorn an eine Tradition anknüpfen. Denn vor vielen Jahren war die Innenstadt, zumeist aber das Schwalbenohl mit dem knackigen und gefürchteten Anstieg zum Start- und Zielbereich in der Danziger Straße, ein beliebter Austragungsort von Straßenrennen. „Was wir brauchen, ist die 100-prozentige Unterstützung der Stadt“, weiß Hennes, dass seine Abteilung eine solche Großveranstaltung nicht alleine stemmen kann.

Enge Verbindung mit Triathleten

Vom Radsportboom, den E-Bikes oder besser Pedelecs ausgelöst haben, hat die Abteilung des TV Attendorn kaum profitiert. Dominik Hennes begrüßt ausdrücklich, dass gerade ältere Menschen das Radfahren für sich wiederentdecken. „Ich finde es gut. So kommen viele wieder nach draußen und bewegen sich. Und der Radius wird auch größer.“

Mit der Triathlon-Abteilung des TV Attendorn gibt es eine enge Verbindung. „Wir trainieren viel zusammen“, sagt Dominik Hennes. Gerade waren Radsportler und Dreikämpfer bei „Rad am Ring“ am Start, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Sehr beliebt ist bei den Hansestädtern der Plettenberger P-Weg, an dem sie regelmäßig mit bis zu 20 Radfahrern teilnehmen. Abteilungsleiter Hennes: „Das ist für uns wie ein Heimrennen.“