Oberhundem. Für Melina Schöttes, Skilangläuferin des SC Oberhundem, ist die Rollski-Weltmeisterschaft in Madona in Lettland ein weiterer Karriere-Höhepunkt.
Von Donnerstag bis Sonntag ist die 21-Jährige insgesamt vier Mal in Lettland am Start. Doch das Unternehmen WM ging bereits am Dienstag los. Von Oberhundem, wo Melina Schöttes in der vergangenen Woche war und auch intensiv trainierte, ging es mit dem Zug nach Berlin. Am heutigen Mittwoch geht der Flieger ab Richtung Lettland und am Sonntagabend zurück nach Deutschland.
Was ihre Ziele angeht, hält Melina Schöttes den Ball flach: „Ich freue mich wirklich sehr auf die WM. Es ist für mich etwas komplett Neues, gegen die Rollskispezialisten zu laufen, und ich bin sehr gespannt ob, ich international dort mithalten kann.“ Mit einer Platzierung im Mittelfeld bei den Distanzrennen sei sie mehr als zufrieden. „Einen Sprint über 200 Meter, wie ich ihn am Freitag bestreite, bin ich noch nie gelaufen.“
Die Vorfreude auf die WM in Madona ist riesig, und das gilt für auf alle Rennen. „Der Klassik-Einzelstart über zehn Kilometer am ersten Tag liegt mir denke ich ganz gut, auch der Skating-Massenstart über 15 Kilometer. Die Distanzen passen. Alles, was unter zehn Kilometer ist, laufe ich nicht ganz so gern. Klassik laufe ich eigentlich lieber als Skating. Aber beides macht Spaß.“
Bloß keinen Wackler
Sprintwettkämpfe mag Melina Schöttes eigentlich sehr gerne. Doch der WM-Sprint in Lettland sei im Vergleich zum Winter eigentlich zu kurz. Melina Schöttes: „200 Meter bin ich noch nie im Wettkampf gelaufen. Da geht es darum, sauber auf dem Roller zu stehen. Da werden Hundertstel das ganze Rennen entscheiden. Wenn man einen Wackler hat, ist man wahrscheinlich sofort raus. Im Winter laufen wir 1,2 Kilometer als Sprint. Das mag ich lieber. Der Teamsprint über dreimal 1,5 Kilometer am letzten Tag kommt dem Ganzen dann auch etwas näher.“
Das Hauptaugenmerk von Melina Schöttes liegt weiterhin auf dem Skilanglauf. „In die Rollskiszene bin ich irgendwie reingerutscht. Ich wollte die Marathonrennen des DSV als Trainingswettkämpfe laufen. Eigentlich war Rollskifahren bisher nur Vorbereitung für die Wintersaison. So ähnlich wie Mattenspringen bei den Skispringern. Da werden die Grundlagen für den Winter gelegt“, berichtet Melina Schöttes.
Die Liebe zum Skilanglauf wurden Melina Schöttes mit in die Wiege gelegt. Ihr Vater Andreas, Vorsitzender des SC Oberhundem, und Opa Peter gehörten zu den besten Langläufern der Region. Melina Schöttes erinnert sich: „Die beiden haben mir das Skilaufen beigebracht und mich immer unterstützt. Sie haben mir früher die Skier gewachst, mich zu Wettkämpfen begleitet, auch heute fahren beide ab und zu mit. Ich bin sehr dankbar, dass sie mich damals mit drei Jahren auf die Skier gestellt haben und ich somit zum Langlauf gekommen bin. Wenn ich im Winter mal Zuhause am Rhein-Weser-Turm trainiere, ist es immer schön, wenn auch der Opa und der Papa darum laufen und man die ein oder andere Runde gemeinsam laufen kann.“
Beste Deutsche beim letzten Wasalauf
Mit vier Jahren nahm Melina Schöttes erstmals an einem Wettkampf auf regionaler Ebene teil und sie blieb dem Langlauf treu. „Ich habe alles mitgemacht, was in Oberhundem so üblich ist, zum Beispiel die DLRG. Aber ich habe gemerkt, dass Langlauf mein Ding ist. Es ist eine vielseitige Sportart. Es gibt viele verschiedene Wettkampfformen, auch außerhalb des Leistungssports. Man ist viel in der Natur und ich habe in den Jahren sehr viele Kontakte durch den Sport geknüpft“, erklärt Melina Schöttes die Faszination ihrer Sportart.
Es folgten Nominierungen in diverse Kader und Erfolge auf deutscher und internationaler Ebene. Ihren ersten Wettkampf auf nationaler Ebene folgte mit zwölf und auf internationaler Bühne mit 15 Jahren. Melina Schöttes‘ größte Erfolg waren der Gesamtsieg im Deutschlandpokal 2018/19 und die Bronzemedaille bei der Deutschen Jugendmeisterschaft 2014. „Ein weiteres Highlight war die Teilnahme beim Wasa-Lauf 2019, dem größten Skilanglauf der Welt über 90 Kilometer. Das war ein tolles Erlebnis. Auch das Ergebnis war okay. Immerhin war ich die beste Deutsche im Ziel“, berichtet Melina Schöttes.
Doch ohne Schweiß kein’ Preis. Das gilt auch für Melina Schöttes. Ihr Trainingspensum ist enorm. „Ich trainiere 20 bis 25 Stunden in der Woche, auch wenn ich zuhause in Oberhundem bin. Die Oberhundemer kennen das inzwischen, wenn ich mit den Rollskiern um die Ecke komme“, lacht Melina Schöttes.
Doch dazu wird es in den nächsten Wochen und Monaten nicht sehr oft kommen. „Ich werde viel unterwegs sein. Es stehen unter anderem ein Lehrgang des Westdeutschen Skiverbandes in Ruhpolding am Ende der Ferien und ein Rollski-Weltcup Mitte September in Italien an. Da werde ich eher selten in Oberhundem sein.“
Vier Jahre mit Schmerzen
In Melina Schöttes‘ Karriere wäre wahrscheinlich noch mehr drin gewesen, wenn sie nicht von einer hartnäckigen Knieverletzung ausgebremst worden wäre. Melina Schöttes erzählt: „Vier Jahre habe ich nur mit Schmerzen laufen können. Da waren die Ergebnisse nicht berauschend. Dann wurde in Essen endlich die richtige Diagnose, ein Hinterwandriss des Innenmeniskus, gestellt. Nach der Operation ging es dann viel besser.“
Am 1. Oktober beginnt ein weiterer wichtiger Lebensabschnitt für Melina Schöttes. In Bestwig beginnt sie eine Ausbildung als Physiotherapeutin. „Ich habe bereits im letzten Oktober ein Praktikum in Österreich gemacht. Das hat viel Spaß gemacht. Ich glaube, dass man mit dieser Ausbildung und den Erfahrungen im Sport später eine Menge machen kann“, freut sich Melina Schöttes.
Sie stellt aber auch klar, dass es dann zu Terminkollisionen kommen kann. Melina Schöttes: „Bis Oktober werde ich mich aufs Training konzentrieren. Dann muss ich schauen, wie ich das alles zeitlich mit der Ausbildung gekoppelt kriege und ob die hohen Trainingsumfänge weiter möglich sind.“