Grevenbrück. Wenn man das Silberjubiläum des Oberliga-Aufstiegs von RW Lennestadt denkt, dann kommt man an einem Namen nicht vorbei: Friedhelm „Spiry“ Vormweg.

Viele Jahre war er der Schrecken unzähliger Abwehrspieler. „Dabei war ich eigentlich gar kein richtiger Stürmer, eher im Mittelfeld. Meine Stärke waren Schüsse mit der linken Klebe aus der zweiten Reihe. Mit rechts habe ich auch mal getroffen. Da wurde ich aber eher angeschossen“, lacht Vorm Spiry Vormweg.

Nur ein Jahr wurde Vormweg als aktiver Spieler RW Lennestadt „untreu“. Nach dem Durchmarsch von RWL in die Verbandsliga 1987 versuchte Vormweg sein Glück in der „großen Fußball-Welt“. Für ein Jahr wechselte er zu Borussia Dortmund II, kehrte dann zu RW Lennestadt zurück und blieb dort bis 2006; die letzten fünf Jahre als Spielertrainer im Duo mit Matthias Kremer.

„Haben die Kurve gekriegt“

Der Oberliga-Aufstieg mit RWL 1994 war natürlich auch für Spiry Vormweg das Highlight seiner Karriere. An die packende Schlussphase der Saison 1993/94 kann er sich noch gut erinnern: „Das letzte Meisterschaftsspiel am 29. Mai haben wir in Herne 2:6 verloren. Beim Aufstiegs-Entscheidungsspiel gegen Haspe in Lüdenscheid führten wir kurz vor Schluss 2:1 und waren eigentlich schon durch. Durch einen groben Fehler haben wir kurz vor Schluss aber das 2:2 kassiert und in der Verlängerung mit 2:3 verloren.“ So musste RWL in die Relegation gegen TSG Dülmen und BW Wewer. „Wenn du vorher zwei so bittere Niederlagen kassierst, steigst du normalerweise nicht auf. Aber wir haben uns berappelt, weil wir uns zusammengesetzt und uns auch zwei bis drei Tage aus der Welt geschossen haben“, lacht Spiry Vormweg. „Auf jeden Fall haben wir die Kurve gekriegt und den Aufstieg geschafft.“

19 Oberliga-Tore in der ersten Saison

Das erste Relegationsspiel von RWL gegen Dülmen endete 0:0. Dülmen und Wewer trennten sich 1:1. Und das 2:2 am 15. Juni in Bockum-Hövel gegen BW Wewer war dann eine echte „Punktlandung“, die beiden Mannschaften dank der besseren Tordifferenz gegenüber Dülmen zum Aufstieg in die Oberliga, damals die vierthöchste deutsche Fußball-Liga, reichte. „Das Spiel hätte auch 7:7 ausgehen können. Aber in den letzten zehn Minuten sind beide Mannschaften kein Risiko mehr eingegangen, weil das Ergebnis beide gereicht hat. Wir wären ja schön blöd gewesen, wenn wir da offen gemacht und vielleicht noch das 2:3 kassiert hätten.“

Auf Asche

Danach stieg die Party. Spiry Vormweg gibt mit einem Lächeln zu: „Davon weiß ich auch nicht mehr so viel.“ Woran er sich noch gut – aber nicht allzu gerne - erinnert, ist eine Fotomontage in der Zeitung, in der er zum „König der Habuche“ gekrönt wurde. „Ganz ehrlich, da habe ich mich nicht so wohl gefühlt und etwas geschämt“, winkt Spiry Vormweg ab.

Ja, und dann begann für RW Lennestadt rund zwei Monate später das „Abenteuer Oberliga“. Und es endete mit dem tollen achten Platz. An dem Erfolg maßgeblich beteiligt: Spiry Vormweg, der 19 Tore erzielte. „Es war eine tolle Zeit. Wir haben gegen die SF Siegen, RW Lüdenscheid und Borussia Dortmund II auf Asche an der Habuche gespielt. Da ging es zum Beispiel gegen Ibrahim Tanko und Lars Ricken. In Dortmund haben wir den BVB II 2:1 geschlagen. Unvergessen ist der 6:2-Sieg über Schalke II an der Habuche. Die kommen hochdekoriert an die Habuche und kassieren sechs Gegentore. Daraufhin ist deren Trainer Klaus Fischer zurückgetreten“, erinnert sich Spiry Vormweg.

Angebote aus Gladbach und Bochum

Da bekommt man schon vom Zuhören feuchte Augen. Bleibt die Frage: Was war das Erfolgsrezept der damaligen RWL-Mannschaft. „Wir haben viel durch unsere Kameradschaft erreicht“, betont Spiry Vormweg. „Wir sind mit der Zeit zusammengewachsen. Wir kannten uns gut und brauchten uns nur anzugucken, dann wusste ich, was der andere macht und in welche Richtung ich laufen muss.“

Und ein weiterer Punkt war der Fleiß. Vormweg: „Früher war ja immer von den arroganten Grevenbrückern die Rede. Wir waren für viele die arroganten Buhmänner. Aber von denen, die das sagten, hat keiner mitgekriegt, was für den Erfolg im Fußball alles getan haben. Wir haben vier Mal in der Woche trainiert. Wir waren eine Stunde vor der Trainingseinheit auf dem Platz, haben Freistöße und Ecken geübt. Da war der Trainer noch gar nicht da.“

Damit nicht genug. „Sonntagsmorgens bin ich mit Franz Vetter um acht Uhr morgens schon vier bis fünf Kilometer gelaufen. Das kann man einem heutigen Spieler gar nicht mehr erzählen.“

Ausgefuchste Abwehrrecken

In der Erinnerung geblieben sind aus den beiden Oberliga-Jahren natürlich auch Duelle gegen ganz starke Abwehrstrategen. „Da waren einige ganz harte und ausgefuchste Burschen dabei. Wenn du bei einigen nicht früh genug weg warst, wenn die ankamen, dann hattest du am Ende keinen Kopf mehr“, lacht Spiry Vormweg. Trotz des Erlebnisses Oberliga blieb Spiry Vormweg RW Lennestadt auch nach dem Abstieg 1996 treu. „Ein Wechsel war zu dem Zeitpunkt war für mich kein Thema mehr. Bei dem Oberliga-Aufstieg war ich immerhin schon 30 Jahre alt.“ Spiry Vormweg gibt aber auch zu: „Vorher, als ich bei Borussia Dortmund aufhörte, gab es Gespräche mit Wattenscheid und dem VfL Bochum. Auch Gerd vom Bruch hat mich wegen eines möglichen Wechsels zu Borussia Mönchengladbach kontaktiert. Ich habe auch mit dem damaligen Gladbacher Manager Helmut Grashoff gesprochen. Ich habe aber frühzeitig gesagt, dass ich bei RW Lennestadt bleiben werde.“ Insgesamt blickt Spiry Vormweg zufrieden und stolz auf seine Karriere zurück: „Wir haben schöne Fußball-Zeiten erlebt, die ich schon etwas vermisse.“

Auch als Trainer Aufsteiger

Nach seiner aktiven Zeit ging es für Spiry Vormweg ins Trainergeschäft. Nach dem Wechsel von Trainer Ottmar Griffel zur SpVg Olpe wurde Spiry Vormweg 2001 zusammen mit Matthias Kremer Spielertrainer von RW Lennestadt. Die Grevenbrücker waren zwei Jahre zuvor in die Landesliga abgestiegen. 2006 ging Vormweg für ein Jahr zum A-Kreisligisten SV Rahrbachtal. Es folgten vier erfolgreiche Jahre beim FC Lennestadt. 2008 stieg Vormweg mit dem FCL in die Landesliga auf, allerdings nur ein Jahr später sofort wieder in die Bezirksliga ab.

2011 wechselte Vormweg zum A-Kreisligisten DJK Bonzel. Das war weniger vom Erfolg gekrönt: Bonzel stieg 2013 in die Kreisliga B ab. „Das war die Krönung meiner Trainerlaufbahn“, nimmt es Vormweg heute mit Humor.

Der Kreis schließt sich. 2013 kehrte Spiry Vormweg nach sieben Jahren als Sportlicher Leiter zu seinem Heimatverein RW Lennestadt, der seit 2014 in der Kreisliga A spielt, zurück. „Nach zweieinhalb Jahren habe ich den Vorstand gebeten, mich in den Ruhestand zu entlassen. Der Bitte wurde entsprochen. Heute bin ich nur noch der Trainer der Ü50. Das ist ein sehr anstrengender Job mit drei Spielen im Jahr“, lacht Spiry Vormweg.