Attendorn. Nach neun Durchgängen soll Schluss sein mit dem beliebten Biggesee-Marathon.
. Als die Starterlegende Uli Rauchheld den letzten Schuss in den sommerlichen Himmel am Biggesee abgegeben hatte, wurde mit der 9. Auflage des Biggesee-Marathons ein Kapitel geschlossen, das so ganz anders als die sonstigen Ausgaben verlaufen war.
Wo waren die Favoriten und Sieger vergangener Jahre? Und wenn hoch gehandelte Athleten oder Athletinnen wie Jörg Heiner und Carmen Otto dann doch vor Ort waren, wichen sie aus verständlichen Gründen auf kürzere Distanzen aus.
Nervös wie Rennpferde
So war der Weg frei für neue Gesichter. Dem eigenen Anspruch des einmal mehr hervorragend organisierten Biggesee-Marathons tat dies keinen Abbruch. „Natürlich hätten wir deutlich höhere Startgelder nehmen können, hätten Event-Agenturen in der Organisation dabei einbeziehen können, bezahlte Helfer, die sich um Sicherung und Aufbau kümmern“, deutete Andreas Ufer, der 1. Vorsitzende des TV Attendorn, Probleme und Alternativen an, „aber wir wollten echten Breitensport ermöglichen, aber kein Geld verdienen.“ Das ist erneut gelungen. Für den Boss des Vereins war die Welt in Ordnung. „Wir sind jetzt alle sehr entspannt“, äußerte Ufer schon vor dem ersten Start, „auch wenn ich aus den bekannten Gründen oft angequatscht wurde. Die Marathon-Läufer sind nervös wie Rennpferde.“
Uli Selter hält auf dem Laufenden
Als 105 Marathonis, 81 Männer und 34 Frauen, in die Wälder oberhalb des Biggesees entlassen waren, begann natürlich das Rätselraten. Uli Selter konnte zwischenzeitlich einige Wasserstandsmeldungen durchgeben, aber es waren keine Namen aus der heimischen Region dabei. Immerhin: es muss sich irgendwo auf den Trails und Waldwegen einiges abgespielt haben. Als nach gut dreieinhalb Stunden der 35-jährige Andreas Diem vom TSV Niederviehbach mit einem Jubelsprung fast in den Armen der jungen Cheerleaders landete, gab es einen selten erlebten Emotionsausbruch: „Ich kann mein Glück kaum fassen, ich habe noch nie einen Marathonlauf gewonnen,“ gab er spontan beim Interview zum Besten. Bei allem Respekt vor der Leistung des Niederbayern: mit seiner Siegerzeit von genau 3:32:03 Stunden hätte er in keinem der vorherigen acht Jahren ganz oben auf dem Podium gestanden. Der Zweitplatzierte Jens Tekhaus (Team deVegt.de), verlor in der Endphase gut zwei Minuten auf den Sieger. Er lief längere Zeit allein vorne.“ Der „Vize“ des erkannte den Sieg von Andreas Diem neidlos an.
Welche Rolle der Schnee spielt
Weniger Spannung bei den Frauen. „Es war ein Start-Ziel-Sieg“ erzählte Silke Schmitt aus Speyer, die unter LandauRunningCompany gemeldet war. „Die Strecke war super, ein Traum.“ Dabei war es der Schnee in Rumänien, der sie erst an die Bigge führte. „Ich wollte eigentlich an einem Berglauf in Rumänien in über 3000 Meter Höhe teilnehmen, doch der wurde wegen Schnee abgesagt.“
Die Favoriten aus dem Kreis Olpe sind nicht ausgewichen, weil sie unüberwindliche Konkurrenz zu befürchten hatten. Es waren nachvollziehbare Gründe. Jörg Heiner gab sich mit der Halbmarathon-Distanz zufrieden. „Ich hatte eine Nagelbettentzündung, ziemlich schmerzhaft, bin dann aber doch das Risiko auf der kürzeren Distanz eingegangen.“ Und dann kokettierte er ein wenig mit dem Alter. „Mit 46 Jahren kann ich auch ohne Training einen Halbmarathon riskieren.“
Und wie: er verbesserte bei seinem mehr als souveränen Sieg in 1:19:39 Stunden den alten Streckenrekord von Tim Dally aus dem Jahr 2013 um über eine halbe Minute.
Halbmarathon-Hund
Bei Carmen Otto waren es rein pragmatische Gründe. „Ich bin an diesem Wochenende beruflich sehr stark gefordert.“ Auf der 11-Kilometer-Distanz musste sie sich Nora Schulte aus Aachen mit 50:40 Minuten um genau 30 Sekunden geschlagen geben. Doch die 11 Kilometer sind für die Ultraläuferin aus dem Sport-Schneider-Trailteam ohnehin eine Sprintstrecke. Alles relativ.
Die jüngste Starterin der Leuchtturmrunde über 5,6 Kilometer stand am Ende ganz oben auf dem Podest. Ganz 12 Jahre alt ist Lena Gehrmann vom LC Attendorn, die sich nach 27:35 Minuten vor Astrid Hellner vom TV Attendorn (Platz 1 in der W45) durchsetzte. Katrin Schneider aus Olpe lief mit Kit, ihrem Hund. Sie erreichte das Ziel beim Halbmarathon nach 2:13:08 Stunden. „Ich glaube, ich bin mehr kaputt als mein Hund“, war sie richtig stolz auf Kit, „sonst laufen wir nur fünfzehn Kilometer.“