Meggen. . Burhan Peci hat in seinem Leben schon viel erlebt. Der Fußball hat ihm dabei immer geholfen. über Schicksalsschläge hinweg zu kommen.
War das ein Jubel bei den Spielern und Fans von Vatanspor Meggen am vorletzten Sonntag, als am vorletzten Sonntag nach dem 1:0-Sieg im Relegationsspiel gegen die SpVg Olpe II der Aufstieg von Vatanspor in die Kreisliga B perfekt war.
Rund 600 Zuschauer – die meisten Anhänger von Vatanspor – waren zur Hitzeschlacht in den Sportpark Rahrbachtal gekommen. Und sie erlebten einen echten Fußball-Krimi.
„Es war zunächst kein dynamisches Spiel. Die 30 Grad Hitze machten beiden Seiten zu schaffen. Das erste richtige Lebenszeichen unserer Mannschaft war auch zugleich das 1:0 durch Ismail Baser. Es war eine wunderbare Kurzschlussreaktion, die das ganze Stadion inklusive der 600 Besucher ins Staunen versetzte. Als der Schiedsrichter in der 94. Minute in Richtung Elfmeterpunkt zeigte, dachte ich mir nur: Ach du Scheiße. Doch Fortuna war uns gnädig. Als unser Ersatztorwart Fatih Ceylan den Ball ins Aus lenkte, wusste ich, dass wir es geschafft haben, erinnert sich Vatanspor-Spielertrainer Burhan Peci an die packende Schlussphase im Sportpark Rahrbachtal.
Trotz Ramadan erfolgreich
Und was den Triumph von Vatanspor Meggen noch bemerkenswerter machte, waren die ungewöhnlichen Umstände: Es war Ramadan. Burhan Peci: „Der Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime. Die erste Mannschaft besteht zu einem großen Teil aus praktizierenden Muslimen. Uns war bekannt, dass einige gefastet haben und andere nicht. Wir haben daraus kein Thema gemacht, weil wir der Meinung sind, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, wie er mit der Situation umgeht. Meiner Meinung nach haben die Fastenden ihre Leistungen wie auch sonst immer super abgerufen, wenn nicht sogar noch viel besser gespielt.“
Nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. Die Vatanspor-Fans und die Spieler waren aus dem Häuschen. Die Anhänger schnekten Burhan Peci mitgebrachte türkische und eine albanische Fahnen.
Schicksalsschlag im November
Denn zwei Vatanspor-Spieler haben ihre Wurzeln im Kosovo: Behar Svarca und eben Burhan Peci. „Ich war einfach überwältigt. In dem Moment hätte ich am liebsten alle Fahnen der Welt geschwenkt. Leider haben wir die extra für diesen Moment gekaufte Deutschlandfllagge beim Treffpunkt in einem Auto vergessen. Die Deutschlandflagge ist tief in meinem Herzen verankert. Anschließend haben wir ausgiebig gefeiert, angefangen in Rahrbach, dann in Meggen. Die Nacht haben wir in Grevenbrück ausklingen lassen“, erzählt Burhan Peci.
Für Burhan Peci war der Aufstieg ein „kleines Happyend“ nach einer privat sehr harten Zeit. Ein ganz trauriges Ereignis mussten Burhan Peci und seine Gattin im Verlauf der abgelaufenen Saison hinnehmen und verarbeiten. Im November 2018 verstarb ihr drittes Kind plötzlich zwei Wochen vor dem Geburtstermin.
Burhan Peci erinnert sich. „Der Tod des Kindes war ein harter Schicksalsschlag für mich. Ich habe trotzdem nicht aufgegeben. Zu dieser Zeit haben mir die Verantwortlichen von Vatanspor Meggen immer und in allen Belangen geholfen, wo sie konnten. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass die mich in dieser schweren Zeit unterstützt haben. Das Familiäre macht diesen Verein auch sehr aus.“
Burhan Peci lernte schon in frühester Kindheit die Widrigkeiten des Lebens kennen: „Es herrschte große Armut im Kosovo. 1991 bin ich mit drei Jahren nach Deutschland gekommen. Gelandet in Düsseldorf, haben wir die ersten Tage in einer Grundschulsporthalle verbracht. Anschließend wurden wir nach Leipzig gelotst. In den Kreis Olpe bin ich 2002 aus Viersen gekommen. Für die Hilfe bin ich sehr dankbar.“
Fußball hilft bei der Integration
Da war der Krieg in Burhan Pecis Heimat bereits drei Jahre vorbei. Peci erinnert sich: „Zum Zeitpunkt des Krieges war ich zwölf Jahre alt. Es wäre überinterpretiert, wenn ich sage, es war eine traurige Zeit. Für mich drehte sich die Welt so wie immer. Für meine Eltern ist aber ein Teil zusammengebrochen. Ich habe mitgekriegt, wie sie die Toten betrauerten. Es muss schrecklich gewesen sein. In den Jahren darauf konnte ich bei meinen Besuchen in meinem Geburtsland die Ruinen und die unzähligen Gräber, die einfach nicht aufhörten, sehen.“
Burhan Peci fasste Fuß im Kreis Olpe, auch dank des Fußballs. Von 2003 bis 2007 spielte Burhan Peci bei RW Lennestadt, zunächst in der Jugend unter der Leitung von Karl-Hermann Gilsbach, dann in der Landesliga-Mannschaft von RWL zunächst unter dem Trainerduo Spiry Vormweg/Matthias Kremer und dann ein Jahr unter Trainer Ralf Arens.
Nach einem knapp halbjährigen Intermezzo beim Oberligisten FC Iserlohn kehrte Peci 2008 in den Kreis Olpe zurück- zum in die B-Kreisliga abgestiegenen SSV Elspe. „Ich hatte mich für die Ausbildung als Einrichtungsfachberater bei Möbel Knappstein entschieden. Dann wurde von meinem guten Freund Adnan Spago, der damals Trainer beim SSV Elspe war, und mit dem ich bei RWL in der Landesliga gespielt habe, überredet nach Elspe zu kommen.“
Einen seiner größten Erfolge feierte Burhan Peci 2012, als er mit dem FC Kirchhundem unter Trainer Dieter Richard in die Bezirksliga aufstieg.
Nach mehreren weiteren Stationen wurde Peci vor zwei Jahren Spielertrainer von Vatanspor Meggen. Burhan Peci: „Ich bin 2017 als Spieler zu Vatanspor gewechselt. Kurz vor Saisonbeginn wurde der Posten des Trainers frei. Der Vorstand unterbreitete mir kurzfristig ein Angebot. Man war der Ansicht, dass ich durch meine langjährige Erfahrung der Richtige für diese Aufgabe wäre. Ich willigte ein und so begann meine Trainerlaufbahn.“
In der Kreisliga B gute Rolle spielen
Diese Trainerlaufbahn hat nun mit dem Aufstieg in die Kreisliga B ihren ersten Höhepunkt. Burhan Peci blickt zurück und nach vorn: „Bis auf ein Spiel und das erste Relegationsspiel gegen Albaum/Heinsberg haben wir alles gewonnen. Die Mannschaft hat einen Prozess durchlaufen und sich stetig weiterentwickelt. Der B-Liga-Aufstieg nach zehn Jahren ist sehr wichtig für alle, weil viele mit dem Verein sympathisieren. Ich freue mich über fünf Neuzugänge, die den Verein in der Kreisliga B mit hoher Sicherheit weiterbringen werden. Natürlich ist der Klassenerhalt die Grundlage, aber auch dem Aufstieg wäre ich nicht abgeneigt.“