Heraklion. . Für Nationaltorwart Christian Bölker aus Heggen läuft die heiße Phase bei der Europameisterschaft der Gehörlosen-Fußballer.

Heiß, weil am Dienstag (18 Uhr) das erste Vorrundenspiel gegen Russland ansteht. Aber heiß auch, weil die Temperaturen auf Kreta, dem Austragungsort, sehr hoch sind. Das Gleiche gilt für die Luftfeuchtigkeit. Die sei eine ganz andere als in der Heimat, berichtete Christian Bölker.

Als wir dem Torwart des 1. FC Kaan-Marienborn und des Gehörlosen-Turn- und Sportvereins (GTSV) Essen am Montag Mittag mailten, dass in Olpe gerade Blitz und Donner heraufziehen, antwortete er nur: „Lieber Gewitter als heißes Wetter.“

Wechsel in andere Fußballwelt

Innerhalb der Mannschaft ist die Stimmung prima, Christian Bölker sieht das Team gut vorbereitet. „Russland hat eine sehr gute Mannschaft,“ rechnet der 31-jährige Heggener mit einem harten Brockendirekt zum Auftakt. Russland ist amtierender Vize-Europameister.

Dennoch schließt Bölker sich der Meinung von Bundestrainer Frank Zürn an, wonach für Deutschland ein Platz zwischen eins und fünf machbar sei bei der Europameisterschaft. „Das sehe ich genau so., Wir gehören zu den Top fünf in Europa,“ legte sich Bölker fest. Auf Russland folgen in der Vierergruppe am Donnerstag Polen und am Samstag Kroatien als Gegner der Deutschen Mannschaft. Bei der letzten Europameisterschaft vor vier Jahren in Deutschland wurde die Mannschaft Fünfte, beim Turnier 2011 landete sie auf Platz drei.

Griechenland ist übrigens ein gutes Pflaster für Bölker und Co. Ihren Weltmeistertitel 2008errangen sie in Patras.

Selbstbewusst wie das Turnier insgesamt geht Christian Bölker auch den Wettbewerb um den Platz im Tor an. „Fast alle haben Konkurrenz, und das ist auch gut für uns, damit wir besser werden,“ so seine Ansicht, „ich habe die Nase vorn, weil ich die Nummer 1 bin.“ Und er ist sehr erfahren, was ja bei einem Torwart nicht schadet. 36 Länderspiele hat der 31-Jährige Heggener bereits bestritten, bei der Europameisteschaft sollte sich diese Zahl, wenn es nach ihm geht, gern noch erhöhen.

Sehr schnell musste Christian Bölker umschalten. Vor ein paar Tagen stand er noch im Regionalliga-Stress mit dem 1. FC Kaan-Marienborn, dann ging es in eine völlig andere Fußballwelt. Wie ist die Umstellung gelungen? „Natürlich ist in der Regionalliga ein viel höheres Niveau als bei den Gehörlosen,“ antwortete Christian Bölker. Dennoch muss er sich in einem Punkt sehr umstellen: „Hier geht nur Augenkontakt und Gebärdensprache, rufen ist ja nicht, weil auch die anderen nicht hören können.“

Dass der kicker den Torwart des 1. FC Kaan-Marienborn in die Regionalliga-Mannschaft der Saison gestellt hat (wir berichteten), freute ihn natürlich. Und der Bemerkung „alles richtig gemacht“ widerspricht er nicht.

Aber, typisch Christian Bölker: Er denkt er nicht in erster Linie an seine persönlichen Belange und an seinen eigenen Erfolg, sondern an seine Mannschaft. „Mir wäre der Klassenerhalt lieber gewesen, als in der Regionalliga-Mannschaft des Jahres zu stehen.“