Oberelspe. . Am Montag Mittag klang Tobias Grewe schon wieder frisch. Und das, obwohl er sich in der Nacht zuvor den Super Bowl gegeben hatte.
Das Spiel plus die Siegeszeremonie. „Um halb sechs“ sei er dann zu liegen gekommen, berichtete er.
So wie Tobias Grewe haben zahlreiche Menschen im Kreis Olpe das Mega-Ereignis am Fernseher verfolgt. Aber nicht viele zelebrierten es so wie der Oberelsper. Der hat seine Kumpels in einem echten Super-Bowl-Studio empfangen. „Wir hatten vier TV-Geräte am laufen,“ sagte Grewe, der dank einer Anstellung beim Elektrohändler Euronics an der Quelle sitzt. Einen Fernseher hatte er sogar auf der Toilette angeschlossen. Damit niemand nur eine Szene aus Atlanta verpasst.
Girlanden, Hot Dogs, Fritten
Schon am Sonntag Nachmittag begann Grewe, seine Heimstatt herzurichten, die Tische in Football-Felder zu verwandeln, mit eiförmigen Bällen zu schmücken, Girlanden aufzuhängen. Um neun wurde dann aufgetischt: Hot Dogs, Fritten, „wie das in einer amerikanischen Familie halt dazu gehört.“
Um 0.30 Uhr war Kick Off. Und nicht vieles unterschied die Gruppe von Fußball-Guckern. Er selbst ist Fan der Minnesota Vikings, „die waren leider diesmal nicht dabei,“ bedauerte Grewe. Andere auf Sofa und Sessel in Oberelspe fieberten mit den New England Patriots, dem späteren Sieger. Grewe: „Die waren gut drauf heute morgen.“
Der unterlegene Gegner konnte übrigens auf keinen einzigen Fan aus Oberelspe bauen. Grewe kennt sich aus: „Die Los Angeles Rams sind kürzlich umgezogen von St. Louis nach Los Angeles.“
Spannender, weil ausgewogen, war da schon die Zusammensetzung des Studios im Vorjahr: „Da war Philadelphia Eagles gegen New England Patriots im Endspiel in Minnesota, und wir haben zwei Eagles-Fans und zwei Patriots-Fans dabei. Außerdem war das Spiel voriges Jahr viel intensiver als das gestern. Die haben sich gut duelliert.“
Die Rivalität schwappte hinüber bis ins Wohnzimmer von Oberelspe. Aber sie ist eine andere als im Fußball, weniger scharf offensichtlich. „Man gönnt es dem anderen, kein Problem,“ sagt Tobias Grewe. Was die Football- und Fußballfans dann wiederum gemeinsam haben, ist das Trikot. Wo gibt es die zu kaufen? „Mittlerweile ist das kein Problem mehr,“ antwortete Tobias Grewe, „die NFL wird in Deutschland immer beliebter, es gibt viele Shops, zum Beispiel im Centro in Oberhausen.“
Der Kreis Olpe ist keine Football-Hochburg, anders als Regionen, in denen viele US-Amerikaner leben. Dass Grewe sein Herz an diesen Sport verloren hat, ist etwa sechs Jahre her. Grewe: „Da hat mich ein Kumpel mitgenommen in eine große Sportsbar nach Dortmund. Wir haben Football geguckt. Ich hab das Spiel nicht im Geringsten verstanden. Mir musste man alles erklären.“
Aber da hatte es ihn gepackt, „weil Football einerseits taktisch geprägt ist, die Spieler aber im Gegensatz zum Fußball härter sind. Wenn die mal liegen bleiben, tut’s richtig weh,“ sagt Grewe, Mitglied im etwa 300-köpfigen Minnesota Vikings Fanclub Deutschland mit Sitz bei Fürth.
Aus den jährlichen Treffen zum Super Bowl wurden auch häufigere Zusammenkünfte vor dem TV. Tobias Grewe: „Sonntags abends um sieben kommen schon meist vier oder mehr Spiele, die sind dann gegen elf vorbei.“
Und der Schlafentzug fällt deutlich moderater aus als beim Super Bowl.
Info:
Tobias Grewe „kommt vom Fußball“, wie die meisten Sportfans aus dem Sauerland. Er ist engagiert beim SV Oberelspe.
Und er ist seit mehr als zwanzig Jahren Fanvon Werder Bremen, („Ein Nordverein wie Minnesota“).Werder wurde am Montag übrigens 120 Jahre, feiern will Grewe am Dienstag, dann ist er in Dortmund, beim DFB-Pokalspiel, vor Ort - und hat selbst Geburtstag!