Niederhelden. . Schwer vorstellbar wäre das gewesen, damals im Sommer 2014:

Fußball-Nationalspieler Philipp Lahm verschwindet in seinem Wohnzimmer mit den Worten: „Ich hol das Ding eben.“ Und kommt mit dem FIFA-Weltpokal wieder heraus auf die Terrasse.

In Niederhelden ist das Wirklichkeit. Dort, im Hause Blümer, steht seit Sonntag ein echter WM-Pokal. Eine mächtige Trophäe. So groß wie der Champions League Henkelpott der Fußballer.

Gewonnen hat dieses Monstrum der 18-jährige Severin Blümer. Im Minigolf. Bei der Weltmeisterschaft in Cheb ließ der Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums Attendorn mit der Deutschen Nationalmanschaft die gesamte Weltspitze hinter sich. Im Einzelwettbewerb wurde er Dritter. Auch der Pokal für diese starke Leistung steht auf dem Tisch.

35 Grad im Schatten

Den Samstag von Cheb wird Severin Blümer so schnell nicht vergessen. Die Siegerehrung, die Nationalhymne, der Abschlussball. All das war eine Entschädigung für teilweise anstrengende 14 Tage. Wie in Deutschland, herrschten auch in Cheb tropische Temperaturen. „Ich war super-kaputt,“ berichtete er, „wenn man da so zwölf, dreizehn Stunden auf einer Anlage rumläuft, wo es teilweise 35 Grad im Schatten waren, dann zehrt das doch schon an den Kräften.“

Am Sonntag empfingen ihn die Familie und die Nachbarn, gratulierten und feierten ein bisschen. „Ich habe das Bett herbeigesehnt. Ich lag fünf Minuten, da bin ich eingeschlafen.“ Am Montag fand er dann zahllose Gratulationen auf dem Handy.

Minigolf spielt Severin Blümer seit dem Sommer 2011. Damals war er häufig in Neu-Listernohl aktiv, fand Spaß daran, trat dem Verein bei und nahm regelmäßig am Training teil. Dort wurde sein Talent erkannt. „Dann entwickelte sich das halt immer weiter,“ sagt er und erinnert sich an die Zeit der ersten großen Begeisterung, die sich auch darin niederschlägt, eine Sommer- möglichst zu einer Ganzjahres-Sportart auszudehnen: „Auch in der Winterzeit, wenn die Anlage geschlossen ist, habe ich etwas gemacht. In Halver zum Beispiel ist eine Minigolf-Halle, teilweise macht man auch mal einen Ausflug nach Monza oder nach Tschechien, wo man Winterturniere mitspielt.“

Anspannung steigt

Längst hatte Minigolf den Fußball als Severin Blümers Lieblingssport abgelöst. „Vor Minigolf war Fußball, wie bei fast jedem sauerländischen Kind,“ lachte er, „als das mit dem Minigolf größer wurde, ließ der Reiz des Fußballs nach.“ Große Unterstützung erhielt er von seinen Eltern, die ihn zu den Turnieren fuhren.

Die Nominierung für die Weltmeisterschaft obliegt, wie in allen Sportarten, dem Bundestrainer. „Er schaut sich die Ergebnisse aller Kaderspieler an, und wer von ihnen in Frage kommt. Auf den großen Turnieren werden dann die Schlüsse gezogen.“ Bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover erfuhr Severin Blümer dann, dass er in Cheb dabei sein würde.

Insgesamt verbrachte Severin Blümer 14 Tage in Tschechien, vier davon waren Spieltage, die anderen bestanden aus Training. „Man merkt schon, dass die Anspannung über die Woche weg steigt, wenn man dem Turnier näher kommt,“ berichtet Severin Blümer, „man versucht, im Training sein Bestes zu geben, damit man in die Mannschaft hinein kommt.“

Gespielt wird mit sieben Spielern. Sechs plus ein Ersatzmann. Das Ziel, unter diese ersten Sechs zu kommen, ist dem Repetaler auch an drei von vier Spieltagen gelungen.

Bundesliga-Aufstieg ist nächstes Ziel

Der Donnerstag beendet den Team Wettbewerb komplett, am Freitag wird dann der Strokeplay-Weltmeister Ermittelt und am Samstag dann der Matchplay Weltmeister. Diese Sachen sind fast Komplett unabhängig.

Sein Trainingsaufwand war anfangs höher als heute. Grund dafür ist, dass er mittlerweile beim 1. MSC Wesel in der 2. Bundesliga spielt. Da erhält er reichlich Praxis. „Ich bin zwei, drei, vier Wochenenden hintereinander unterwegs und spiele nur Minigolf. In der Woche lebe ich dann eher meine Freizeit aus.“

Aber wie kommt man als Sauerländer auf den MSC Wesel, der 200 Kilometer weit weg beheimatet ist? Blümer: „Es ist nicht so, dass ich da vor Ort bin. Ich spiele meine Turniere für den Verein.“ Zum MSC Wesel sei er gewechselt, „weil da ein höheres Niveau gespielt wird.“

In der Tat: Soeben ist der Verein Meister in der 2. Liga geworden und will im Oktober per Relegation in die 1. Liga. Es kann noch ein richtig goldenes Jahr werden für den Weltmeister aus dem Repetal.

Aber jetzt genießt er den Triumph erst einmal. „Das kommt ja nicht alle Tage vor. Für mich war das ein Riesenschritt. Jetzt, da man das erreicht hat, ist das unglaublich, irgendwie...“