Iserlohn. Die Iserlohn Roosters und die Nürnberg Ice Tigers haben wieder für beste Unterhaltung gesorgt. Und wieder jubelten die Gastgeber.
Einen offenen und bis in die Schlussphase packenden Schlagabtausch lieferten sich am Dienstagabend die Iserlohn Roosters und die Nürnberg Ice Tigers. Dass den Roosters eine Führung genügte, um zumindest zwei Punkte zu holen, entspricht dem hohen Aufwand der Schützlinge von Trainer Doug Shedden.
Eishockey, DEL: Iserlohn Roosters - Nürnberg Ice Tigers 4:3 (1:2, 2:1, 0:0, 1:0) n.V. Die Zuschauer am Seilersee sahen ein unterhaltsames Auftaktdrittel mit engagierten und abschlussfreudigen Roosters. Bei ihnen kehrte Hendrik Hane wieder für Andy Jenike ins Tor zurück, aber bis er seine Klasse erstmals richtig unter Beweis stellen durfte, lief schon die neunte Spielminute.
Das unterstreicht Iserlohns guten Auftritt. Die Gastgeber setzten sich phasenweise sogar im Angriffsdrittel fest. John Broda auf Vorlage von Jake Virtanen und Stanislav Dietz auf Zuspiel von Eric Cornel besaßen die ersten guten Abschlüsse. Außerdem verpasste Daniel Geiger eine Hereingabe von Noel Saffran nur knapp. Julius Karrer meldete die Ice Tigers erst in der neunten Minute offensiv an.
Die Roosters hatten in dieser Saison schon häufiger zu ihrem eigenen Vorteil bewiesen, dass die Anzahl der Abschlüsse nicht zwingend das Führungstor wahrscheinlicher macht, denn: Über den ersten Treffer des Abends jubelten die Franken. Roosters-Kapitän Hubert Labrie hatte noch versucht, Evan Barrat festzuhalten, der Nürnberger kam trotzdem zum Abschluss. Hane parierte zwar stark mit dem linken Schoner, doch gegen den Rebound von William Graber war er machtlos.
Unmittelbar danach verspielten die Unparteiischen ihren Kredit beim Publikum: Das sah, wie John Broda nach einem Zweikampf nahe der Bande mit dem Rücken in dieselbe krachte und erst mal liegen blieb. Allerdings: Die Aktion von Hayden Shaw war sauber, lediglich der Ausgang dieses Duells unglücklich. Aufschluss darüber gab aber erst die Wiederholung des TV-Bildes – und das wird den meisten nicht zur Verfügung gestanden haben. Ganz nebenbei wurde durch den Rückstand der Spielverlauf auf den Kopf gestellt.
Roosters - Ice Tigers 4:3 n.V.
Iserlohn: Hane - Ugbekile, Gormley; Osburn, Labrie; Jobke, Dietz; Quaas - Jentzsch, Cornel, Ziegler; Thomas, Gersich, Dal Colle; Alberg, Virtanen, Broda; Saffran, Nieleck, Geiger
Nürnberg: Treutle - Haiskanen, Weber; Shaw, Braun; Headrick, Karrer; Böttner - McKenna, Maier, Heigl; Barrat, Graber, Kechter; Alanov, Stoa, Eham; Ustorf, Ribarik.
1. Drittel: 0:1 (14:56) Graber (Barrat, Kechter), 0:2 (17:55) McKenna (Barrat), 1:2 (19:56) Gersich (Gormley/5-4) - Torschüsse 14/7 - Strafminuten 2/2
2. Drittel: 2:2 (25:13) Osburn (Gersich, Jentzsch/5-4), 2:3 (31:54) Barrat, 3:3 (36:02) Dietz (Alberg, Broda) - Torschüsse 11/10 - Strafminuten 2/4
3. Drittel: Torschüsse 11/12 - Strafminuten 4/2
Verlängerung: 4:3 (63:33) Thomas (Gersich) - Torschüsse 4/4 - Strafminuten 0/0
Torschüsse gesamt: 40/33
Strafminuten gesamt: 8/8
Zuschauer: 4112
Schiedsrichter: Kohlmüller, Schadewaldt
Doug Shedden (Trainer Iserlohn): „Mir gefiel die Art und Weise wir gespielt haben und nach dem Zwei-Tore-Rückstand zurückgekommen sind. Auch wenn das nicht dem Spielverlauf entsprach. Das Powerplaytor vier Sekunden vor Ende des ersten Drittels war wichtig. Genauso wie der zweite Überzahltreffer. Wir hatten danach reichlich Chancen. Es war ein gutes Spiel. Thomas hatte einen cleveren Schachzug beim Bully in der Overtime. Danke für einen schönen Tag.“
Mitch O’Keefe (Trainer Nürnberg): „Zum zweiten Mal gehen wir hier mit zwei Toren in Führung und uns fehlte erneut der Killerinstinkt. Wir haben einige Probleme mit dem kurzen Linie-up, auch wenn wir hart arbeiten, reicht es nicht für die Entscheidung. Iserlohn hat über 60 Minuten mehr gekämpft und verdient gewonnen.“
TS
Doch es kam noch dicker: Nachdem Christian Thomas wegen eines Stockschlags als erster Spieler des Abends auf die Strafbank musste, dauerte es 30 Sekunden, bis Nürnberg nachlegte. Jeremy McKenna stand bei seinem Schuss völlig blank. Aber: Einen 0:2-Rückstand wandelten die Roosters erst zweieinhalb Wochen zuvor gegen Nürnberg in einen 6:2-Triumph um. Der Auftritt des Teams ließ ein ähnliches Spektakel keineswegs unwahrscheinlich erscheinen. Tatsächlich kam der IEC zurück: Shane Gersich fiel der Puck im ersten Powerplay vor den Schläger, ausschlaggebend war ein Schuss von Brandon Gormley, den Ice-Tigers-Goalie Niklas Treutle nach vorne abwehrte. Das zweite Powerplay, das es zu Beginn des zweiten Drittels gab, führte dann zum 2:2. Zach Osburn traf aus ähnlicher Position wie Nürnbergs McKenna vor der ersten Pause, es lief die 25. Minute.
Ein drittes Powerplay konnten die Roosters nicht nutzen. Aber sie schnürten die Nürnberger weiter ein, auch nachdem sie sich wieder vervollständigen durften. Gut vier Minuten dauerte der Belagerungszustand. Kaum gelang ihnen die Befreiung, zappelte die Scheibe zum dritten Mal im Roosters-Tor. Barratt hatte Maß genommen und Hane in einem seltenen Augenblick der Unachtsamkeit erwischt. Die 32. Minute war zu diesem Zeitpunkt nicht ganz vollendet.
Aber der Dienstag war nicht der Tag, um die Köpfe hängen zu lassen. Gut zwei Minuten später scheiterte Osburn noch am Pfosten, aber dann zeigte Stanislav seine Vollstrecker-Qualitäten: Er verwertete ein Zuspiel von Manuel Alberg zum 3:3. Mit diesem Resultat ging es ins letzte Drittel, das aber trotz guter Chancen auf beiden Seiten torlos blieb. Und bis zu Thomas’ großem Auftritt, der das 4:3 brachte, galt das beinahe auch für die Verlängerung.