Iserlohn. Die Roosters drehen gegen den ERC ein frühes 0:2, geben aber auch eine zweite Führung noch aus der Hand. Ein Punkt bleibt am Seilersee.
Einen Punkt haben die Iserlohn Roosters aus dem Spiel gegen Spitzenreiter ERC Ingolstadt mitgenommen. Oder haben sie einen, vielleicht sogar zwei liegen lassen? Für jede Behauptung gibt es gute Argumente, das gilt auch unter Berücksichtigung der Gesamtsituation.
Eishockey, DEL: Iserlohn Roosters - ERC Ingolstadt 4:5 (3:3, 1:0, 0:1, 0:1) n.V. Die Iserlohn Roosters haben es in diesen Tagen nicht einfach, und das nicht nur wegen der anspruchsvollen Gegner wie den Eisbären Berlin am Freitag oder Tabellenführer ERC Ingolstadt am Sonntag. Die beiden Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, die Augsburger Panther und die Düsseldorfer EG, schnallen dem Team von Doug Shedden durch ihre eigenen, zum Teil überraschenden Ergebnisse momentan einen zusätzlichen schweren Rucksack auf. Doch damit nicht genug: Topscorer Michael Dal Colle fehlte auch gegen die Ingolstädter und mit ihm Shane Gersich. Damit musste Shedden mal eben satte 41 Scorerpunkte ersetzen.
Und dann gingen die Ingolstädter auch noch relativ früh in Führung: Wojciech Stachowiaks Treffer nach 2:09 Minuten resultierte auch aus einem zu sorglosen Defensivverhalten, das man so seit einigen Partien nicht mehr gesehen hat. Das machte die Angelegenheit für Iserlohn natürlich nicht einfacher, zumal die Gäste nach 6:38 Minuten nachlegten. Riley Sheen kam bei seinem Tor sicherlich auch das Überzahlspiel zugute. Die Roosters machten in der Offensive bis dahin lediglich durch zwei Schüsse von Jake Virtanen auf sich aufmerksam.
Trotzdem begannen nach dem 0:2 phantastische vier Minuten aus heimischer Sicht. Colin Ugbekile hatte die Möglichkeit zum Anschlusstreffer im Doppelpack, die zweite Chance nutzte er. Nur 21 Sekunden wurde der Nationalspieler von Taro Jentzsch im Vorwärtsgang mitgenommen. Der zentral postierte Ugbekile passte weiter auf die linke Seite, wo Sven Ziegler frei stand und draufhielt. Sein Schluss schlug im langen Eck ein, so konnte nach gut acht Minuten alles wieder auf Null gestellt werden. Und: Durch seinen Treffer und die Vorlage löste Ugbekile (22 Punkte) Dal Colle als internen Topscorer ab.
Die Roosters blieben am Drücker, in dieser Phase des Spiels klappte alles. Ziegler überließ Eric Cornel die Scheibe im Vorwärtsgang, er bekam sie aber nicht zurück. Als die Möglichkeit für den Querpass bestand, entschied sich Cornel für den Torschuss – zurecht, wie sich herausstellte. Der Mann, der so lange keine Tore geschossen hat, traf damit innerhalb von einer Woche zweimal. Die Roosters hatten das Spiel gedreht, in dem es phasenweise außerordentlich ruppig mit harten Checks und vielen Rangeleien zuging. Es lief zudem erst die elfte Minute, und die Hausherren waren drauf und dran am Ausbau der Führung. Die größte Chance dazu besaß der ins Team zurückgekehrte Branden Troock, doch konnte er aus dem Querpass, der ihn im Slot erreichte, kein Kapital schlagen. Stattdessen fiel der Ausgleich. Wieder spielten die Roosters in Unterzahl, in der entscheidenden Szene wurde Kenny Agostino von Sheen bedient.
Das zweite Drittel verlief längst nicht so spektakulär. Doch all jene, die nach dem Spiel meinten, man habe zu wenig geholt, fanden in den zweiten 20 Minuten gute Argumente. Brandon Burke (21.), Tyler Boland und Ziegler im ersten Powerplay, dazwischen wieder Troock (27.) und Taro Jentzsch mit einer Doppelchance im zweiten Powerplay (30.) hatten den erneuten Führungstreffer auf dem Schläger. Jentzsch traf dann tatsächlich noch. 1:45 Minuten vor Drittelende stellte er auf 4:3.
Roosters - ING 4:5 n.V.
Iserlohn: Jenike - Ugbekile, Gormley; Osburn, Labrie; Jobke, Dietz; Quaas - Troock, Boland, Burke; Alberg, Virtanen, Broda; Jentzsch, Cornel, Ziegler; Bußmann, Rutkowski, Saffran
Ingolstadt: Williams - Wagner, Rosa-Preto; Ellis, Breton; Hüttl, Bodie - P. Krauß, Pietta, Keating; J. Krauß, Bertrand, Dunham; Schmölz, Stachowiak, Sheen; Simpson, Powell, Agostino.
1. Drittel: 0:1 (2:09) Stachowiak (Schmölz, Breton), 0:2 (6:38) Sheen (Breton, Powell/5-4), 1:2 (7:51) Ugbekile (Boland, Burke), 2:2 (8:13) Ziegler (Ugbekile, Jentzsch), 3:2 (10:36) Cornel (Ziegler), 3:3 (19:14) Agostino (Sheen, Powell/5-4) - Torschüsse 9/10 - Strafminuten 6+5 (Saffran)/2+5 (Wagner)
2. Drittel: 4:3 (38:15) Jentzsch (Osburn, Cornel) - Torschüsse 10/7 - Strafminuten 0/4
3. Drittel: 4:4 (42:00) Sheen (Ellis, Stachowiak) - Torschüsse 7/19 - Strafminuten 0/0
Verlängerung: 4:5 (63:24) Agostino (Breton, Bertrand)- Torschüsse 0/1 -Strafminuten 0/0
Torschüsse gesamt: 26/37
Strafminuten gesamt: 11/11
Zuschauer: 4603
Schiedsrichter: Kohlmüller, Huber
Doug Shedden (Trainer Iserlohn): „Am Wochenende haben wir gegen zwei sehr gute Teams gespielt. Heute sind wir nicht gut gestartet. Danach sind wir mit drei Toren stark zurückgekommen. Ingolstadt hat zweimal das Powerplay genutzt, wir dagegen nicht. Die Special Teams waren heute der Faktor, unabhängig davon, ob man die Strafzeiten gemocht hat oder nicht. Mir gefielen die ersten zwei Drittel, nicht aber, wie Ingolstadt im letzten Drittel gespielt hat. Jenike hat einen sehr guten Job im letzten Drittel gemacht. In der Overtime sorgte ein Fehler für die Entscheidung.“
Mark French (Trainer Ingolstadt): „Von Beginn an war es ein Spiel mit Play-off-Charakter. Wir haben es dabei geschafft, eine Zwei-Tore-Führung herauszuspielen. Es ist klar, dass man die nicht gerne hergibt. Iserlohn hatte einen Lauf. Respekt dafür, wie sie schnell den Ausgleich machten und die Partie gedreht haben. Die Antwort zum 3:3 war wichtig für uns. Im letzten Drittel hatten wir einige gute Momente und waren in der Lage, nochmal auszugleichen. Es war ein sehr hart umkämpftes Spiel auf Augenhöhe.“ TS
Der Verlauf von Drittel Nummer drei war dagegen Wasser auf die Mühlen derer, die mit dem Punkt gut leben können. Schnell war der Vorsprung nämlich dahin. Als Sheen nach einem Pass von Morgan Ellis freie Bahn hatte und auch Andy Jenike bezwang, war gerade die 42. Minute vollendet. In der Folge drängte der ERC auf das fünfte Tor, das aber mit der Brechstange erzwungen werden sollte und vielleicht auch deswegen nicht fiel. Ingolstadt ließ sogar reihenweise Doppelchancen aus und scheiterte in Person von Alex Breton an Jenike und der Latte. Im Grunde haben sich die Roosters in die Verlängerung gerettet, in der lange Zeit wenig Aufregendes passierte. Troock hätte das Spiel zu Iserlohns Gunsten beenden können, Sheen vergab auf der Gegenseite. Schließlich beendete Agostino das abwechslungsreiche Geschehen auf dem Eis, nachdem er von Sheen bedient wurde. Dass sich ein Punkt in diesem Augenblick nach sehr wenig anfühlte, ist aber auch klar.