Iserlohn. Ist der berühmte Knoten etwa geplatzt? Iserlohn hat Bremerhaven nicht nur besiegt, sondern dabei auch noch ein Statement gesetzt.

Das kann sich niemand ausdenken: Da erreichen die Iserlohn Roosters nach Niederlagen in Düsseldorf und gegen Wolfsburg den emotionalen Tiefpunkt dieser abermals frustrierend verlaufenden DEL-Saison und ziehen mit der Freistellung von Associated Coach Pierre Beaulieu eine als fragwürdig aufgenommene personelle Konsequenz. Und das alles vor dem Duell gegen den zuletzt dreimal in Folge siegreichen und torhungrigen Vizemeister Fischtown Pinguins Bremerhaven. Am Ende darf festgehalten werden: Augenscheinlich wurde alles richtig gemacht.

Eishockey, DEL: Iserlohn Roosters - Fischtown Pinguins Bremerhaven 4:0 (1:0, 1:0, 2:0). Der für Beaulieu eingesprungene Interims-Co-Trainer Frank Fischöder verbreitete Optimismus: Er sprach vor der Partie am Mikrofon von „MagentaSport“ von einer guten Stimmung im Team und einer hohen Trainingsintensität. Für das Spiel hatte Fischöder ein frühzeitiges Attackieren des Gegners angekündigt.

Dass das ganz gut gelang, zeigte sich nicht nur anhand des Spielstandes in der ersten Pause. Die Defensive stand schon frühzeitig unter Stress. Der Sekundenzeiger hatte zweimal seine Runde gedreht, da musste Brandon Troock für zwei Minuten raus. Bremerhavens beste Chance in dieser Phase vereitelte Andreas Jenike. Noch während der Anfangsphase durften auch die Roosters in Überzahl ran. Knapp die Hälfte des ersten Powerplays war verstrichen, da hatten die Blau-Weißen unter den 4566 Fans den Torschrei auf den Lippen. Nach einem Schuss von Tyler Boland stocherten und kratzten die Pinguins hektisch auf der Torlinie herum. Der Videobeweis zeigte jedoch, dass der Puck nicht drin war.

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Die hochbrisanten Szenen waren ansonsten selten. Jenike bewahrte die Roosters auch nach etwa zehn Minuten vor Urbas‘ Torerfolg, indem er blitzschnell einen Arm hochriss. Kurz darauf hieß es durchatmen, weil ein Querpass vor dem IEC-Gehäuse keinen Abnehmer fand. Aber ansonsten ließen die Hausherren Fischöders Ankündigung Taten folgen. Und dann wackelte die Halle: Bei einem Angriff sah Sven Ziegler an der Bande hinterm Tor, dass Brayden Burke frei stand. Den kurzen Rückpass verwandelte er ohne Abwehrchance für Bremerhavens Goalie Maximilian Franzreb. Zu Ende ging das Auftaktdrittel etwas ärgerlich: Etwa eine Minute, nachdem die Roosters sich in ihrem zweiten Powerplay befanden, verhinderte Colin Ugbekile, dass ihm Miha Verlic entwischen konnte. Für sein Festhalten musste Ugbekile ebenfalls raus, der Vorteil war dahin.

Weder bei Vier-gegen-Vier, noch bei der Unterzahl geriet Iserlohn ernsthaft in Bedrängnis. Das allerdings änderte sich im weiteren Verlauf des zweiten Drittels. Erst fiel Bremerhaven durch eine optische Überlegenheit auf, während die Roosters nur zu Entlastungsangriffen kamen, dabei aber sogar zu guten Chancen eingeladen wurden. Bei einem Klärungsversuch wurde Maciej Rutkowski der Puck in die Füße gespielt. Völlig verdutzt, konnte Iserlohns Stürmer dieses Freilos aber nicht nutzen. Dann aber die Gäste: Die Abschlüsse von Dominik Uher zweimal Phillip Bruggisser und Nicholas Hensen hatten es in sich. Die gefühlt immer dünner werdende Führung geriet jetzt ernsthaft in Gefahr. Allerdings: Der Angriff nach exakt 32 Minuten, bei dem erst Taro Jentzsch an Franzreb scheiterte und Cornel bei Ugbekiles Schuss auf den Rebound lauerte, sah auch gut aus. Vor allem war diese Szene das Signal für die Fans, für einen deutlich erhöhten Lautstärkepegel zu sorgen.

Roosters - BHV 4:0

Iserlohn: Jenike - Ugebkile, Gormley; Huss, Labrie; Osburn, Quaas; Jobke - Jentzsch Cornel, Ziegler; Boland, Burke, Dal Colle; Troock, Gersich, Rutkowski; Alberg, Nieleck, Saffran
Bremerhaven: Franzreb - Eminger, Gönlund; Bruggisser, Abt; Jensen, Appendino; Rausch - Verlic, Jeglic, Urbas; Görtz, Vikingstad, Mauermann; Herrmann, Friesen, Uher; Kinder, Wejse, Büsing
1. Drittel: 1:0 (14:36) Burke (Ziegler, Huß) - Torschüsse 9/10 - Strafminuten 4/4
2. Drittel: 2:0 (37:57) Jetzsch (Burke, Jenike/5-4) - Torschüsse 11/11 - Strafminuten 0/2
3. Drittel: 3:0 (41:41) Gersich (Osburn), 4:0 (59:48) Jentzsch (Huß, Labrie/EN) - Torschüsse 11/11 - Strafminuten 4/4+10 (Wejse)
Torschüsse gesamt: 31/32
Strafminuten gesamt: 8/20
Schiedsrichter: MacFarlane, Pálkōvi
Zuschauer: 4566

Frank Fischöder (Interims-Co-Trainer Iserlohn): „Wir haben darüber gesprochen, eine Reaktion zu zeigen. Wir haben sehr hart gearbeitet und viele Schüsse geblockt. Wir haben brutal viel investiert. Ein Tor war etwas glücklich, aber wir haben uns insgesamt belohnt und gesehen, was man investieren muss. Bremerhaven möchte man nicht ans Laufen bekommen. Daher wollten wir sie aus unserem Drittel heraushalten.“
Alexander Sulzer (Trainer Bremerhaven): „Es war ein gutes, intensives Spiel. Wir hatten viele Chancen, konnten sie aber nicht verwerten. Das Ergebnis spiegelt den Verlauf nicht korrekt wieder. Iserlohn hat sehr intensiv in den Zweikämpfen gearbeitet und wir hatten gut damit zu tun, dagegen zu halten. Leider konnten wir unsere Chancen nicht nutzen.“

Vier Minuten gingen ereignislos ins Land, dann zog Burke von außen vor das Tor. Dass er nicht draufhielt, sah eigenartig aus, aber begründet: Max Görtz hielt ihn fest. Die Szene wurde gesehen und entsprechend geahndet. Im dritten Iserlohner Überzahlspiel hatte lange Zeit Bremerhaven die beste Chance, der Shorthander wurde aber gerade noch verhindert. Jenike leitete dann mit einem langen Pass auf Troock den Angriff ein, der nach Jentzschs Abschluss schon beendet zu sein schien. Aber: Shane Gersich ging ins Risiko, er setzte gegen Franzreb nach und wurde belohnt. Die Schiedsrichter bestätigten – etwas überraschend – ihre auf dem Eis getroffene Entscheidung. Gersich hatte nur Bremerhavens Goalie berührt, nicht die Scheibe, der Treffer wurde daher Jentzsch gutgeschrieben. Gersich war dagegen Ausgangspunkt des dritten Treffers: Seinen ansatzlosen Torschuss aus dem von Franzreb aus gesehen rechten Bullykreis fälschte ausgerechnet Maxim Rausch, der Ex-Iserlohner, zum 3:0 ins eigene Tor ab. Gersich hätte nach sehenswerter Passstafette mit Branden Troock und Brayden Burke sogar zeitnah auf 4:0 erhöhen müssen. Das geschah erst zwölf Sekunden vor Schluss: Taro Jentzsch traf in das längst verwaiste Pinguins-Tor. Es war erst der zweite Heimsieg der Roosters, der die vollen drei Punkte wert ist.