Schwenningen/Iserlohn. Schwarzwälder feiern ihren ersten Drei-Punkte-Sieg. Fragwürdige Vorstellung der Iserlohn Roosters vor allem im zweiten Drittel.

Wenn die Iserlohn Roosters in dieser Saison ein Spiel verloren haben, auch wenn sie dabei ganz leer aus gegangen sind, hat es bislang trotzdem einige Punkte gegeben, die für sie gesprochen haben. Nicht so am Freitag in Schwenningen: Dort folgte auf ein enttäuschendes Auftaktdrittel ein Mittelabschnitt, der für nachträglichen Halloween-Grusel sorgte. Zu Beginn der letzten 20 Minuten war der Stecker dann schnell ganz gezogen.   

Eishockey, DEL: Schwenninger Wild Wings - Iserlohn Roosters 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). Die beiden Teams, die das Toreschießen nicht gerade erfunden haben, lieferten sich ein wildes Auftaktdrittel. Bis zum ersten Powerbreak wurden jeweils drei Spieler auf beiden Seiten in die Kühlbox geschickt. Hubert Labrie und Alexander Karachun bekamen für einen Faustkampf, den der Schwenninger angezettelt hat, sogar fünf Minuten aufgebrummt. Tore fielen in diesen Situationen, in denen es auf die Special Teams ankam, aber nicht. Von einer Art Spielfluss konnte deswegen lange Zeit auch nicht die Rede sein. Der stellte sich erst nach dem Powerbreak ein. Es waren dann die Gastgeber, die etwas mehr für die Partie taten. Die beste Chance hatten aber zunächst die Roosters: Michael Dal Colle luchste Benjamin Marshall in der neutralen Zone die Scheibe ab und bediente Jake Virtanen, der dann quer zu Tyler Boland passte, gegen dessen Schuss aber Schwenningens Goalie Joacim Eriksson Sieger blieb.

Dreieinhalb Minuten vor Drittelende verhinderte Andreas Jenike Iserlohns Rückstand noch, als er reflexartig hinter sich griff, aber 23 Sekunden vor dem Gang in die Kabine klingelte es im Roosters-Kasten. Nachdem Jenike zunächst gegen Teemu Pulkkinen rettete, war er einen Augenblick später gegen Daryl Boyle machtlos. Wieder fiel das erste Tor zwischen diesen beiden Teams in der Helios-Arena spät im ersten Drittel. Vor zwei Wochen traf Zach Osburn sogar nur 16 Sekunden vor Drittelende. Am Freitag konnte er gar nicht in Erscheinung treten, weil er als überzähliger Importspieler zuhause blieb, außerdem fehlten Emil Quaas und Manuel Alberg. Doch gerade die Nichtnominierung von Osburn wirkt auf den ersten Blick überraschend, ist er doch mit drei Toren Iserlohns treffsicherster Verteidiger.

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Würde dieser Spielbericht nur aus der Schilderung von Torchancen der Roosters bestehen, wäre der Blick aufs zweite Drittel schnell erledigt. Ganze drei Schüsse brachten sie zustande. Erst nach einer Viertelstunde meldete Sven Ziegler die Gäste in der Offensive an. Kurz zuvor hatte Tyson Spink auf 2:0 gestellt. Es war ein Tor in Überzahl für die Wild Wings, die Special Teams standen seit 23 Sekunden auf dem Eis. Danach rissen sich Sheddens Schützlinge vor ihren vielen mitgereisten Fans, die für einen ausverkauften Gästeblock sorgten, am Riemen. Johannes Huß gab den zweiten Torschuss ab, danach gab es das dritte Überzahlspiel für Iserlohn, das tatsächlich von Erfolg gekrönt war. Durch schnelle und präzise Pässe gelangte der Puck zu Shane Gersich, der Eriksson aus kurzer Distanz, aber spitzem Winkel überwand (36. Minute). Der Ein-Tore-Rückstand ließ alle Chancen offen, bloß blieb es dabei nicht lange. Bei einer Doppelchance der Wild Wings parierte Jenike zunächst noch gegen Zach Senyshyn, aber Matthew Puempels Schuss fand den Weg ins Tor.

SWW - Roosters 4:1

Schwenningen: Eriksson - Bassen, Larkin; Weber, Marshall; Murray, Boyle; Dziambor - Uvira, Höfflin, Pulkkinen; Puempel, Platzer, Senyshyn; Tys. Spink, Tyl. Spink, Karachun; Feist, Neumann, Hungerecker
Iserlohn: Jenike - Ugbekile, Gormley; Huß, Labrie; Jobke, Dietz; Rutkowski - Troock, Cornel, Burke; Ziegler, Gersich, Jentzsch; Boland, Virtanen, Dal Colle; Broda, Nieleck, Saffran
1. Drittel: 1:0 (19:37) Boyle (Uvira, Pulkkinen) - Torschüsse: 12/9 Strafminuten: 4/4 (+5 Karahun/+5 Labrie)
2. Drittel: 2:0 (33:07), Tys. Spink (Tyl. Spink, Pulkinen/5-4), 2:1 (35:43) Gersich (Jentzsch, Burke/5-4), 3:1 (37:45) Puempel (Larkin, Platzer) - Torschüsse: 21/3 Strafminuten: 2/2
3. Drittel: 4:1 (43:57) Larkin (Bassen, Puempel) - Torschüsse 21/6: Strafminuten: 2/4
Torschüsse gesamt: 54/18
Strafminuten gesamt: 13/15
Zuschauer: 6215 (Ausverkauft)
Schiedsrichter: Frano, Voit
Steve Walker (Trainer Schwenningen): „Im ersten Drittel ging es ziemlich eng zu, das war sehr emotional geprägt. Im zweiten und dritten Drittel haben wir unseren Job noch besser gemacht, aber auch Andy Jenike. Wir haben gesehen, wie schwierig es ist, gegen ihn zu treffen.“
Doug Shedden (Trainer Iserlohn): „Das erste Drittel habe ich noch für ziemlich ausgeglichen gehalten. Aber dann hatte ich den Eindruck, dass meine Spieler Schlaftabellen genommen haben und die Schwenninger Aufputschmittel. Es standen zwei vollkommen unterschiedliche Mannschaften auf dem Eis. Wir haben bei Fünf gegen Fünf kaum Chancen generiert. Im Powerplay lief es, aber das hat uns auch nicht gerettet. Wir hatten sieben Importspieler dabei, da müssen wir doch mehr Gefahr erzeugen.“

Am Mikrofon von „MagentaSport“ merkte Rückkehrer Brandon Gormley zwar an, dass das Spiel angesichts eines Zwei-Tore-Rückstandes längst noch nicht entschieden sei, und natürlich müsse man mehr für die Offensive tun. Doch welche Pläne auch immer er und seine Teamkameraden sich zurechtgelegt haben – sie wurden rasch durchkreuzt. Thomas Larkins zugegeben herrlicher Schuss von der blauen Linie schlug kurz vor Vollendung der 44. Minute im rechten Toreck der Roosters ein. Der Sekundenzeiger hatte nach diesem 4:1 seine Runde auf dem Ziffernblatt der Uhr noch gar nicht vollendet, da rückte auch eine mögliche schnelle Reaktion in weite Ferne: Es gab zwei Minuten gegen John Broda. Und während er draußen saß, gesellte sich Hubert Labrie zu ihm. Dass sich die Roosters 27 Sekunden lang erfolgreich zu dritt gegen das fünfte Gegentor wehrten, ist einer der wenigen Lichtblicke einer Partie, aus der längst die Luft raus war. Schwenningens erster Drei-Punkte-Sieg dieser Saison geriet nicht mehr in Gefahr.