Iserlohn. Die Iserlohn Roosters spielen gut und führen 2:0 und 3:2. Aber Mannheim kann sich auf seine hohe Qualität in allen Reihen verlassen.

Es war zweifelsfrei ein starker Auftritt der Iserlohn Roosters gegen die Adler Mannheim. Doch drei Führungen, eine davon mit zwei Toren Unterschied, reichten am Ende nur zu einem Punkt.

Eishockey, DEL: Iserlohn Roosters - Adler Mannheim 3:4 (2:0, 0:2, 1:1, 0:0) n.P. Keines der beiden Teams benötigte Anlaufzeit – und auch der Vorlauf war gehaltvoll. Es gab eine sehenswerte Choreographie der aktiven Fanszene anlässlich des 30-jährigen IEC-Bestehens, es wurde nochmals die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Märkische Bank gefeiert, aber auch getrauert: Für den eine Woche zuvor verstorbenen früheren ECD-Spieler Maurice „Moe“ Lemay gab es eine Schweigeminute.

Hätte sich der vor dem Tor lauernde Brandon Troock nach einem Rückpass von Shane Gersich nicht noch umständlich um die eigene Achse drehen müssen, wäre schon nach 50 Sekunden die Iserlohner Führung möglich gewesen. So hatte Mannheims Goalie Felix Brückmann keine Probleme.  Auch die Adler meldeten sich bald in der Offensive an. Die größte Tat des ersten Drittels von Roosters-Goalie Andreas Jenike stammt sicherlich aus der fünften Minute, als er gegen Markus Hännikainen rettete. Der wurde durch einen krassen Fehlpass von Roosters-Kapitän Hubert Labrie praktisch zum Führungstreffer eingeladen. Aber: Zwischen Durchatmen und Jubeln lag nicht viel Zeit. Brayden Burke trug die Scheibe wenig später nach vorne, band Stanislav Dietz in die Aktion mit ein, der den Blick für Troock hatte. Das 1:0 war die Folge. In diesem Stil – mit guten Chancen auf beiden Seiten – ging es auch bis zum ersten Überzahlspiel weiter. Das erhielten zwar die Roosters, bis auf einen frühen Onetimer von Gersich waren es aber zwei harmlose Minuten.

Noch während des ersten Abschnitts wiederholten sich zwei Aktionen aus der frühen Phase des Spiels: Erst hatten die Gäste in Person von Leon Gawanke ihren Treffer auf dem Schläger, doch für Jubel sorgte ein Iserlohner: Mit einem satten Schuss von der rechten Seite ins kurze Eck stellte Zach Osburn auf 2:0. Angesichts der vielversprechenden Mannheimer Abschlüsse war diese Führung etwas glücklich, aber in Anbetracht der Iserlohner Leidenschaft und Spielfreude keineswegs unverdient.

Auch im Mittelabschnitt blieb das Team von Doug Shedden seiner Linie treu. Es schien zu jedem Zeitpunkt in der Lage zu sein, das 3:0 nachzulegen. Troock und Noel Saffran hatten etwa fünf Minuten nach Wiederbeginn auch entsprechende Chancen. Doch das Tor fiel auf der anderen Seite: Routinier Matthias Plachta hatte vor Jenike die Ruhe weg. Er guckte Iserlohns Schlussmann aus und hob den Puck dann über dessen rechte Schulter zum Anschlusstreffer ins Tor. Nur ein Schönheitsfehler? Zunächst hatte Taro Jentzsch die Chance, den Zwei-Tore-Abstand wiederherzustellen, er traf aber nur das Außennetz. Kaum 60 Sekunden später wollte es Michael Dal Colle besser machen, doch er zog aus zentraler Position knapp rechts vorbei. Das war vielmehr das Signal für die Gäste, wieder einen Zahn zuzulegen. Fünf Minuten vor Drittelende erhöhten sie tatsächlich den Druck, aber die Roosters wähnten auf dem besten Wege, den Vorsprung mit in die zweite Pause zu nehmen. Doch dazu fehlten 80 Sekunden – John Gilmour hatte getroffen.

Lennard Nieleck, der auch einige gute Aktionen hatte, erklärte den Verlauf am Mikrofon von „MagentaSport“: „Wir haben uns zwei, drei individuelle Fehler erlaubt, und die hat Mannheim brutal ausgenutzt.“ In der Kabine wurde aber offensichtlich neuer Mut geschöpft. Die Roosters suchten den Weg nach vorne, ohne ins Risiko gehen zu müssen. Und das ist bei Kontern überschaubar: Ein solcher Gegenstoß lief in der 47. Minute über Jentzsch, Sven Ziegler dachte mit – und brachte Iserlohn wieder in Führung. Genau wie seine anderen beiden erfolgreichen Teamkollegen war es auch für Ziegler das vierte Saisontor. Das Drei-Punkte-Pendel schlug deutlich in Richtung Iserlohn aus, zumal kurz darauf auch noch das erste Unterzahlspiel überstanden wurde.

Roosters - MAN 3:4 n.P.

Iserlohn: Jenike - Osburn, Huss; Ugbekile, Labrie; Jobke, Dietz; Rutkowski - Ziegler, Jenzsch, Virtanen; Boland, Cornel, Dal Colle; Troock, Gersich, Burke; Broda, Nileck, Saffran.

Mannheim: Brückmann - Fohrler, Kälble; Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Pilu - Proske, Loibl, Kühnhackl; Hännikäinen, Swarz, Heim; Reichel, Esposito, Plachta; Fischbuch, Michaelis, Bennet.

1. Drittel: 1:0 (6:20) Troock (Dietz, Burke), 2:0 (18:23) Osburn (Burke, Gersich) - Torschüsse 11/13 - Strafminuten 0/2

2. Drittel: 2:1 (27:32) Plachta (Esposito, Reichel), 2:2 (38:40) Gilmour (Plachta, Esposito) - Torschüsse 11/10 - Strafminuten 2/2

3. Drittel: 3:2 (46:33) Ziegler (Jetzsch, Virtanen), 3:3 (52:50) Swarz (Hännikäinen, Fohrler) - Torschüsse 6/8 -Strafminuten 2/0

Verlängerung: Torschüsse 3/5 - Strafminuten 0/0

Torschüsse gesamt: 31/36

Penaltyschießen: Troock vorbei, Esposito 0:1, Dal Colle an TW, Reichel an TW, Boland an TW

Strafminuten gesamt: 4/4

Zuschauer: 4849

Schiedsrichter: Anderson, Iwert

Doug Shedden (Trainer Iserlohn): „Mannheim hat ein starkes Line-up. Ich bin stolz auf mein Team, es hat nie nachgelassen. Sie haben sehr gut gespielt. Der Tip-in von Swarz zum Ausgleich war gut gemacht. Wir sind nicht glücklich über die Niederlage, aber ich freue mich über die Leidenschaft, mit der wir gespielt haben. Wir geben Gormley noch Zeit. Andererseits sammelt die Mannschaft Punkte, so dass es für mich schwierig ist, einen anderen Importspieler sitzen zu lassen.“

Dallas Eakin (Trainer Mannheim): „Es war ein großartiges Spiel. Doug hat seine Mannschaft defensiv hervorragend eingestellt. Es wurde um jeden Meter Eis gekämpft. Ich bin stolz auf mein Team, sie haben alles versucht. Für uns ging es auch um den nächsten Schritt, dieses Spiel zu gewinnen. Es war ein sehr unterhaltsames Spiel.“

TS

Auch ein scharfer Schuss von Hännikainen schien harmlos zu sein, doch Jordan Szwarz hielt seine Kelle rein – 3:3. Damit gaben sich die Adler nicht zufrieden. Ihnen gehörten die letzten Minuten, Iserlohn rettete sich in die Verlängerung – die vierte in Folge. Doch damit nicht genug: Trotz hochkarätiger Abschlüsse von Gersich, Osburn, Jentzsch und Tyler Boland wollte das vierte Tor in der Verlängerung nicht fallen. Das gelang Mannheims Luke Esposito im Penaltyschießen.