Iserlohn. Ice Tigers setzen Roosters im Schießbuden-Duell fast über zwei Drittel hinweg unter Druck. Am Ende wandern die Punkte ins Sauerland.

Schon einige Male im Laufe dieser zugegeben noch jungen DEL-Saison hatten sich die Iserlohn Roosters für gute Auftritte nicht belohnt. In Nürnberg lief es am Donnerstagabend andersrum: Über fast komplette zwei Drittel hinweg hielt einzig Andreas Jenike das schwache Team von Doug Shedden im Spiel. Der Schlussabschnitt hatte es dann aber in sich.

Eishockey, DEL: Nürnberg Ice Tigers - Iserlohn Roosters 0:4 (0:0, 0:0, 0:4). „Wir haben bislang fünf, sechsmal aufs Tor geschossen. Das ist nicht akzeptabel“, fasste Iserlohns Verteidiger Colton Jobke den Spielverlauf bis zur zweiten Pause am Mikrofon von „MagentaSport“ zusammen. Jobke kündigte aber auch an, dass man die Sache schon noch richten werde. Für Außenstehende hat sich das nach reinem Zweckoptimismus angehört, war doch Jobke bislang nicht als Hellseher bekannt. Aber dann: 35 Sekunden nach Wiederbeginn stellte Colin Ugbekile durch seinen Treffer von der blauen Linie mit Unterstützung des Innenpfostens den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf.

Der sah so aus: Es gab im ersten Drittel ein zweiminütiges Überzahlspiel der Roosters, das aber mit einem Powerplay nichts zu tun hatte. Viermal schlugen die Ice Tigers die Scheibe aus ihrer Zone, einmal lief Iserlohn bei einem Angriffsversuch ins Abseits. Nur zwingende Chancen gab es nicht. Die Gastgeber hatten zu diesem Zeitpunkt, gespielt waren zehn Minuten, längst die Initiative übernommen. 2:10 Torschüsse wies die Statistik zu diesem Zeitpunkt aus heimischer Sicht aus. In der Folge rettete Jenike bis zur Pause unter anderem gegen Jeremy McKenna und Ryan Stoa. Im zweiten Drittel setzte auch noch der frühere Iserlohner Eugen Alanov seinen Ex-Mitspielern zu. Unbeeindruckt und hochkonzentriert rettete Jenike auch noch aus kurzer Distanz gegen William Graber.

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Die Nürnberger ließen sich nicht anmerken, dass sie auf den verletzten Evan Barratt verzichten mussten. Er ist nicht nur deren bester Scorer, seine bisherigen elf Punkte sind auch ligaweit Spitze. Es war außerdem keine Spur von Verunsicherung bei den Gastgebern zu sehen. 20 Gegentreffer gab es in den vorangegangenen drei Spielen, aber die Roosters schafften es 30 Minuten lang nicht, das von Leon Hungerecker gehütete Ice-Tigers-Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen. Es kam ja noch nicht einmal ein strukturierter Spielaufbau zustande. Nürnberg präsentierte sich agiler und gedankenschneller. Die von Shedden angekündigten und vollzogenen Umstellungen, Shane Gersich ersetzte als Center Eric Cornel in der ersten Reihe, zeigten keine Wirkung. Keine Rolle dabei spielte John Broda. Er fehlte schließlich doch im Aufgebot, die Spiellizenz für den 23-jährigen Stürmer wurde nicht beantragt. „Er ist vorsichtshalber für den Fall der Fälle mitgefahren. So etwas kommt häufiger vor“, sagte Roosters-Sprecher Felix Dötsch kurz vor Spielbeginn. So sei auch Lennard Nieleck mitgefahren, obwohl er nicht im Line-up auftauchte.

Die Statistik zum Spiel

NIT - Roosters 0:4

Nürnberg: Hungerecker - Headrick, Weber; Shaw, Braun; Haiskanen, Karrer; Böttner - McKenna, Graber, Stoa; Alanov, Maier, Dove-McFalls; Gerard, Kechter, Eham; Heigl, Ribarik
Iserlohn: Jenike - Labrie, Ugbekile; Huß, Osburn; Dietz, Jobke; Quaas - Dal Colle, Gersich, Boland; Ziegler, Cornel, Troock; Virtanen, Jentzsch, Alberg; Rutkowski, Saffran

1. Drittel: Torschüsse 11/5 - Strafminuten 2/2
2. Drittel: Torschüsse 14/6 - Strafminuten 0/2
3. Drittel: 0:1 (40:35) Ugbekile, 0:2 (46:24) Gersich (Virtanen/5-4), 0:3 (48:14) Dal Colle (Gersich), 0:4 (59:47) Jentzsch (Gersich, Virtanen/EN) - Torschüsse 12/11 - Strafminuten 4/2
Torschüsse gesamt: 37/22
Strafminuten gesamt: 6/6
Zuschauer: 3305
Schiedsrichter: Anderson, Rohatsch

Mitch O’Keef (Trainer Nürnberg): „Es ist frustrierend, wenn man 38 Mal aufs Tor schießt und nicht trifft. Zwei Drittel haben wir gut gespielt, im letzten Drittel haben wir etwas die Linie verloren. Die Niederlage tut weh, aber wenn wir weiter so spielen, werden wir bessere Ergebnisse einfahren.“
Pierre Beaulieu (Co-Trainer Iserlohn): „Für uns waren das drei ganz wichtige Punkte. Wir haben mit Geduld gespielt. Die ersten 30 Minuten waren zu wenig in der Offensive, Nürnberg hat viel Druck gemacht. Wir haben gut verteidigt und nicht viel zugelassen. Danach haben wir mit und ohne Scheibe besser gespielt. Das Powerplay-Tor war wichtig und hat uns Selbstvertrauen gegeben. Das war in jeder Sicht ein Schritt nach vorne für uns.“

Eine gute halbe Stunde dauerte die Nürnberger Dominanz, dann meldeten Tyler Boland und Michael Dal Colle Iserlohn auch offensiv an. Bolands Schuss wurde pariert, Dal Colle setzte den Rebound an den Pfosten. Jobke scheiterte drei Minuten später auf dieselbe Weise, sein Schuss wurde von Jacob Virtanen noch hauchzart abgefälscht. Möglicherweise dachte Jobke bei seiner forschen Aussage in der Pause danach auch an solche Szenen. Die Roosters wussten nur zu gut, dass ihre Führung etwas mit den Nürnbergern machte. Deren Profis wirkten konsterniert und hektisch, während Iserlohn das einzig Richtige machte: weiterhin Druck. Gersich und Branden Troock hatten bei einem Konter noch Pech, doch als es eine Viertelstunde vor Spielende zum zweiten Mal Überzahl für Iserlohn gab, war Gersich zur Stelle. 110 Sekunden später bediente er Dal Colle, der mit dem Tor zum 3:0 seinen ersten Saisontreffer bei Fünf gegen Fünf erzielte. Der Widerstand der Gastgeber war längst gebrochen. Es ging nur noch um die Frage, ob Jenike den ersten Dreier auch mit einem Shutout krönen kann. Nicht nur das gelang: Taro Jentzsch setzte mit seinem Empty-Net-Goal auf der anderen Seite noch einen drauf.