Iserlohn. Seit letzter Saison haben sich 14-DEL-Clubs dazu entschlossen, ein Nachhaltigkeitskonzept in das Lizenzierungsverfahrens aufzunehmen.

Das Thema Nachhaltigkeit hat auch im Profi-Eishockeysport Einzug erhalten. Vor der Saison 2023/24 haben sich die 14 Clubs der Deutschen Eishockey Liga per Gesellschaftervertrag zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung verpflichtet, um dieses Thema in das Lizenzierungsverfahren mit aufzunehmen. Dadurch nimmt die Nachhaltigkeitsstrategie auch am Seilersee eine immer wichtigere Rolle ein.

Verantwortlich dafür ist bei den Sauerländern Marc Licha. Im August 2022 kam er als Praktikant zu den Roosters und durfte schon nach kurzer Zeit diverse Projekte selbstständig begleiten. „Mit unserem Partner Krombacher Brauerei waren die Baumpflanzaktion und der ,Clean-up-day‘ die ersten Projekte, denen ich mich gewidmet habe.“ Seit Oktober letzten Jahres ist Marc Licha nun hauptamtlich für die Iserlohner tätig. Als Nachhaltigkeitsbeauftragter war er maßgeblich bei der Ausarbeitung des Strategieprogramms der Roosters mitverantwortlich, welches einen der Eckpfeiler in den Lizenzunterlagen des Clubs darstellt. „Im Prinzip basiert unsere Nachhaltigkeitsstrategie auf drei Säulen: Soziales, Ökonomie und Ökologie“, verdeutlicht Licha.

Weniger Papier in den VIP-Bereichen

Bereits zu Beginn der abgelaufenen Spielzeit haben die Roosters einige Veränderungen im VIP-Bereich vorgenommen, um ihren ökologischen Fußabdruck Schritt für Schritt zu verkleinern. „Wir haben zum Beispiel das ,Puck-Gewinnspiel‘ digitalisiert, wodurch wir an jedem Heimspieltag rund 700 Kärtchen einsparen. Gleiches gilt für die Spielberichte nach den Partien, wodurch wir rund 500 Blätter beim Spiel sparen. Als Nächstes wollen wir den Rest im VIP-Bereich digitalisieren, sodass man über einen QR-Code auf dem Tisch Spielinfos, Speisekarte, Stadionheft und Flyer erhält“, meint Marc Licha. Auch bei den Fans im Steh- und Sitzplatzbereich haben einige Umstellungen bereits vor längerer Zeit begonnen. So trinken die Besucher in der Balver-Zinn-Arena schon seit einigen Jahren aus Mehrweg-Bechern.

Aus diesem Material (unten) könnten zukünftig die Mitgliedsausweise und Dauerkarten der Iserlohn Roosters angefertigt werden.
Aus diesem Material (unten) könnten zukünftig die Mitgliedsausweise und Dauerkarten der Iserlohn Roosters angefertigt werden. © IKZ André Günther | André Günther

In Zukunft möchte man immer mehr Plastik aus der Halle fernhalten. Deshalb arbeitet man seit kurzem mit einer Tochtergesellschaft der Beutler AG zusammen. „Unser Partner Nature Compound hat ein Granulat aus umweltfreundlichen Papierfasern entwickelt, mit dem man verschiedene Dinge ersetzen kann. Wir können uns vorstellen, aus diesem Material zum Beispiel unsere Mitglieds- und IEC-Karten herstellen zu lassen, aber auch Becher und Pommes-Schalen. Mein Wunsch wäre es, ein ganzheitliches Konzept für die Eissporthalle zu schaffen“, so Licha.

Neues Abfall-Management zur Mülltrennung in der Eissporthalle

Auch in Sachen Abfall-Management soll in nächster Zeit etwas passieren. „Aktuell gibt es noch keine gelbe Tonne an der Eissporthalle. Mit der Firma Lobbe sind wir gerade dabei, ein Recycling-System zu entwickeln, um den Müll zu trennen.“ Darüber hinaus muss auch der CO₂-Fußabdruck der Halle in den kommenden Jahren gesenkt werden. „Es geht darum, den Verbrauch an Energie, Wärme und Kälte zu verringern. Wir sind da im engen Austausch mit der Bädergesellschaft als Betreiber der Halle und haben dazu bereits eine Strategie zu Papier gebracht, die mit den Lizenzunterlagen bei der Liga eingereicht wurden“, bestätigt der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Roosters.

Mehr aus Iserlohn, Hemer und Letmathe

  • 19-Jähriger bedroht Polizisten in Iserlohn mit Hammer
  • 22-Jährige wird neue Direktorin des Stadthotels Iserlohn
  • Straßensperrung bis 2025 in Sümmern
  • Magie des Lichts ist wieder im Sauerlandpark Hemer spürbar
  • Marienhospital Letmathe: Großer Schritt Richtung Nachnutzung

Etwas schwerer tun sich die Iserlohner in Sachen Mobilität. So besteht die Autoflotte der Spieler und Angestellten nur zum Teil aus E-Autos. „Es muss auch finanziell darstellbar sein. Wenn E-Autos dasselbe kosten würden wie Autos mit Verbrennermotoren, dann wäre eine komplette Umstellung kein Problem“, macht Marc Licha deutlich. Probleme gibt es auch bei einem in der Eintrittskarte enthaltenen ÖPNV-Ticket. „Das ist ebenfalls eine Preisfrage und zum anderen eine der Umsetzung. Was nutzt ein Ticket für öffentliche Verkehrsmittel, wenn nach dem Spiel kein Bus oder Zug den Fan nach Hause bringen kann?“ Dabei macht Licha die Bedeutung der Mobilität deutlich: „Gerade die Fan-Mobilität an den Spieltagen macht rund 60 Prozent des gesamten CO₂-Fußabdrucks aus. Bedenkt man, dass die Liga als Zielvorgabe für die Vereine bis 2030 eine Reduzierung um 50 Prozent ausgesprochen hat und man bis 2040 klimaneutral sein will, dann ist die Mobilität sicherlich ein wesentlicher Baustein der Strategie“, findet Licha.

Awareness-Konzept soll Fans schützen

Aber nicht nur im Bereich Ökologie, sondern auch beim Thema Soziales befinden sich die Sauerländer bereits auf einem guten Weg. „Als e.V. haben wir uns ja bereits die Gemeinnützigkeit auf die Fahnen geschrieben. Zu nennen wären da unsere Kooperation mit Schulen und Kindergärten bei der Laufschule, unsere Nachwuchsarbeit, die erst kürzlich mit Fünf-Sterne-Plus ausgezeichnet wurde, und unseren Kids-Club. Neu dazu gekommen ist seit diesem Sommer der Golden-Roosters-Club für Mitglieder ab 65 Jahren.“ In Planung ist dagegen das neue Awareness-Konzept der Roosters, welches bei den Heimspielen Fans die Möglichkeit geben soll, in einer Notsituation Hilfe zu bekommen. „Sobald sich ein Fan unwohl fühlt, weil die Person Platzangst bekommt, ihr gedroht wird, bei sexuellen Übergriffen oder wenn ein medizinisches Problem auftritt, dann kann sich die Person an Mitarbeiter in der Halle wenden.“ Stellt ein Fan die Frage „Wo geht’s nach Panama?“, erkennen die Ordner, Sanitäter, Polizeibeamte oder Mitarbeiter an den Getränkeständen, dass die Person Hilfe benötigt. Das Panama-Konzept kommt ursprünglich aus dem Festival- und Konzertbereich, auch Fußballvereine wie der BVB haben es übernommen. „Voraussichtlich in der kommenden Saison soll dieses Konzept auch in der Balver-Zinn-Arena starten“, hofft Marc Licha.

Roosters veröffentlichen Nachhaltigkeitsstrategie.
Roosters veröffentlichen Nachhaltigkeitsstrategie. © IKZ | Iserlohn roosters

Sollten die Iserlohn Roosters zukünftig beim Thema Nachhaltigkeit einige Forderungen nicht erfüllen, hätte dies durchaus drastische Konsequenzen, meint der 25-Jährige. „Anders als bei der DFL, wo Punkte nach Wichtigkeit in Kategorien unterschieden werden und maximal eine Geldstrafe droht, bekommen die DEL-Clubs im schlimmsten Fall keine Lizenz erteilt. Deshalb wurden klare Vorgaben erarbeitet, die es zu erfüllen gilt. Dazu zählt ein Strategiekonzept, ein Reduktionspfad und alle zwei Jahre der CO₂-Fußabdruck.“