Iserlohn. Der geschäftsführende Gesellschafter sieht noch in einigen Bereichen Handlungsbedarf. Gespräche mit Hommel sind noch ergebnisoffen.

Lange Zeit hat sich Wolfgang Brück seit Oktober aus dem Scheinwerferlicht der Medien zurückgezogen. Nach dem Klassenerhalt der Iserlohn Roosters nahm der Club-Boss dann auch wieder in der Öffentlichkeit Stellung. Auf der Pressekonferenz zum Saisonabschluss gab der geschäftsführende Gesellschafter dann auf Nachfrage bekannt, dass er trotz einiger vagen Äußerungen auch in der kommenden Saison als Chef der Sauerländer weitermacht. Im Interview mit der Heimatzeitung verriet er nun, welche Pläne er mit den Roosters hat.

Herr Brück, wenn Sie auf die Saison zurückblicken: Welche Fehler wurden gemacht, oder was würden Sie vielleicht zukünftig anders machen?

Wolfgang Brück: Mir gefällt der negative Ansatz der Frage nicht. Die Frage sollte lauten, „was hätte man in der Nachbetrachtung rückblickend in der letzten Saison besser machen können“? Für die Antwort ist eine Grundsatzbetrachtung wichtig. Schaut man auf unsere Ausgangslage, dann gehören wir zu den finanzschwächsten Organisationen in der DEL. Ich kann die strukturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen im Vergleich zu den anderen Clubs genau einschätzen und deshalb weiß ich, dass wir eines der kleinsten Budgets für die Mannschaft zur Verfügung haben. Aus diesem Grund haben wir eine grundsätzlich eine Menge erreicht, und der Klassenerhalt ist nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als Erfolg zu bewerten.

Dies wurde aber in dieser Deutlichkeit vor einer Saison noch nie so von Vereinsseite kommuniziert. Da wurde immer vom Klassenerhalt als Minimalziel und von den Play-offs als großes Ziel gesprochen.

Es gab auch Trainer, die haben von der Meisterschaft gesprochen. Ich bin kein Freund dieser amerikanischen Denkweise. Ich bewerte auch Dinge nicht aus dem Gefühl heraus, sondern für mich sind einzig und allein Fakten und Zahlen wichtig. Sollte Augsburg in diesem Jahr nicht die Klasse halten, dann sind nur noch fünf Vereine durchgängig seit der Saison 2000/2001 bis heute in der DEL. Einer davon sind wir. Und man braucht sich auch nicht so weit umschauen, um wahrzunehmen, in welchen wirtschaftlichen Problemen gerade ein anderer Westverein steckt. So etwas ist uns in 30 Jahren nicht passiert, auch das ist ein großer Erfolg.

Dann nehmen wir mal Bezug auf die Fakten und Zahlen: Haben bei Ihnen denn nicht die Alarmglocken geläutet, als die Mannschaft in der Saison bereits mit über zehn Punkten Rückstand abgeschlagenes Schlusslicht der DEL war?

Genau das ist auch der Punkt: Natürlich kann man zwölfter, dreizehnter oder vierzehnter sein, während oder zum Ende einer Saison. Aber es ist nicht unser Anspruch, schon so früh in der Saison so weit hinterherzuhinken. Dieser Fakt ist sicherlich, wenn ich an Ihre erste Frage anknüpfen darf, in der Nachbetrachtung verbesserungswürdig und für die nächste Saison möglichst zu vermeiden. Es war aber nicht nur der Abstand, der mich beunruhigt hat, sondern auch die Art und Weise, wie wir Eishockey gespielt haben. Das hat mir große Sorgen bereitet. Das begann für mich schon am Ende der vorangegangenen Saison, als wir einige äußerst enttäuschende Derby-Niederlagen kassiert haben. Dann kamen der September und der Oktober, und spätestens da haben dann die Alarmglocken geläutet.

Was war denn dann für Sie der Schlüssel zum Klassenerhalt?

Was natürlich auffällt, ist, dass es bis auf wenige Ausnahmen dieselbe Mannschaft war, die in der ersten Hälfte abgeschlagen Letzter war und in der zweiten Hälfte einen Punkteschnitt erreicht hat, mit dem man die Pre-Play-offs erreicht hätte. Da hatten sich viele schon im Oktober gefragt, ob das wohl überhaupt ein wettbewerbsfähiges Team wäre. Im Nachhinein sehen das die meisten deutlich anders, deshalb habe ich auch immer davor gewarnt, den Sportlichen Leiter zu dem Zeitpunkt schon so zu kritisieren. Was sich jedoch geändert hat: Wir haben mit Doug Shedden einen neuen Cheftrainer engagiert, und fast zeitgleich sind Kapitän Hubert Labrie und Brandon Gormley nach ihren langen Verletzungspausen wieder fit geworden. Sie haben die Abwehr deutlich stabilisiert, und Doug Shedden hat einen Weg gefunden, das komplette Leistungsniveau aus der Mannschaft zu holen. Das hat Greg Poss nicht geschafft. Das liegt nicht daran, dass Greg ein schlechter Trainer ist, sondern man hat deutlich gesehen, dass es zu dem Zeitpunkt einfach zwischen Trainer und Mannschaft nicht gepasst hat. Es lief etwas erkennbar falsch.

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Auch Sie standen in der Kritik. Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie an Rücktritt gedacht haben?

Nein, aber da muss man auch differenzieren: Wenn man mit dem Verein so eng verwurzelt ist wie ich, dann lässt einen das natürlich nicht kalt. Es wäre auch komisch, wenn einen das nicht auch emotional begleiten würde. In einer Führungsposition muss man sich jedoch sowohl nach innen gegenüber den Mitarbeitern oder Spielern als auch gegenüber den Sponsoren seiner Vorbild- und Führungsfunktion bewusst sein. Wie würden Sie sich sonst als Passagier auf einem Schiff fühlen, wenn der Kapitän bei aufkommendem Sturm blass auf der Brücke stünde und Sie das Gefühl beschleicht, der weiß auch keinen Ausweg aus dieser aufziehenden kritischen Situation?

Und Christian Hommel? Planen Sie mit ihm noch in der Zukunft?

Ich befinde mich mit Herrn Hommel in einer guten Kommunikation. Ich gehe davon aus, dass wir für beide Seiten eine akzeptable Lösung finden werden. Das ist der Stand jetzt, und mehr kann und will ich aktuell dazu nicht sagen.

Auf der Pressekonferenz zum Saisonabschluss haben sie angedeutet, dass Sie sich im Bereich der sportlichen Führung noch breiter aufstellen wollen. Was schwebt Ihnen da genau vor?

Das ist eine gute Frage. Ich möchte, dass es eine strickte Trennung zwischen dem wirtschaftlichen und sportlichen Bereich gibt. Ich möchte mich rein auf den kaufmännischen Bereich und die damit verbundenen Aufgaben konzentrieren und nicht, wie in der Vergangenheit häufiger geschehen, für die für den Sport zuständigen Personen entsprechende Erklärungen und Begründungen abgeben müssen. Dafür ist es wichtig, dass wir eine sportliche Führung haben, die die anfallenden Aufgaben eigenverantwortlich sowohl intern als auch extern bearbeitet. Das ist von Jahr zu Jahr mehr geworden und heute fast nicht mehr von ein oder zwei Personen zu leisten. Wir haben immer versucht, jeden Euro in die Mannschaft zu stecken. Ich glaube aber, dass sich mehr Konstanz und Power in dem Bereich dauerhaft auszahlen würden.

Im Gesellschafter-Bereich haben Sie sich ja bereits breiter aufgestellt. Ist das ausreichend?

Es kann gut sein, dass wir weitere Unternehmer mit dazunehmen. Die Gesellschafter sind die Basis für das wirtschaftliche Fundament. Es ist bereits fast alles vermarktet und ich kann auch keine 5000 Zuschauer zusätzlich in die Halle lassen. Deshalb könnte die Erweiterung ein Lösungsansatz sein, um das finanzielle Risiko besser zu verteilen. Das ist natürlich auch kein unendlicher Weg, denn schließlich müssen alle auf einen Nenner gebracht werden und das wird, je mehr es sind, auch nicht leichter.

Änderungen müsste es aber auch in Sachen Heimspielstätte der Iserlohn Roosters in den nächsten Jahren geben. Wie ist denn der aktuelle Stand in Sachen Hallen-Neubau?

Wir alle lieben unsere Eissporthalle, aber Fakt ist auch, dass sie ein Verfallsdatum hat. Welchen Stellenwert die Roosters in der Stadt und auch weit darüber hinaus haben, das hat die Saison mal wieder gezeigt. Acht der letzten zehn Heimspiele waren ausverkauft, und auch die Szenen bei der Ankunft der Mannschaft vom Spiel aus Frankfurt sind allen in Erinnerung geblieben. Wir wollen das Thema weiter anstoßen, benötigen dabei aber die Unterstützung der Kommune. Wir sind dazu bereit, alles mit in die Wege zu leiten, denn das Zeitfenster wird immer enger. Das ist eine große Aufgabe, aber wo ist die Alternative?