Hagen/Miami. . Wenn Philipp Lahm am Sonntag die deutschen Fußballer zum Weltmeisterschafts-Finale gegen Argentinien ins Maracanã-Stadion führt, werden bei Tim Fiedler Erinnerungen wach. Als Eskortenkind lief der junge Hagener zum Viertelfinal-Duell beider Teams bei der WM 2006 an Lahms Hand ins Berliner Olympiastadion ein.

Ganz so nah dran wie vor acht Jahren wird er nicht sein. Doch wenn Philipp Lahm am Sonntag die deutschen Fußballer zum Weltmeisterschafts-Finale gegen Argentinien ins Estádio do Maracanã von Rio de Janeiro führt, werden bei Tim Fiedler Erinnerungen wach. Denn dieses WM-Duell kennt der 16-Jährige ganz aus der Nähe. Als Eskortenkind lief der junge Hagener zum Viertelfinal-Aufeinandertreffen beider Teams bei der WM 2006 an Lahms Hand ins Berliner Olympiastadion ein. Ob die Deutschen wie damals triumphieren, wird Tim Fiedler mit Vater Oliver morgen beim Public Viewing in Miami Beach beobachten.

Die Eindrücke beim deutschen „Sommermärchen“, dessen kleiner Teil er sein durfte, waren prägend, allmählich verblassen sie aber auch. „Das ist doch schon sehr lange her“, sagt Tim Fiedler, „aber jetzt denke ich wieder ein bisschen daran.“ Denn als Achtjähriger war der Eilper mitten im rauschhaften WM-Spektakel dabei, hatte den Viertelfinal-Einsatz als so genanntes „Eskort-Kind“ im Olympiastadion beim Wettbewerb einer amerikanischen Restaurant-Kette - unter mehr als einer Million Teilnehmer - gewonnen. Seinen damaligen Lieblingsspieler Michael Ballack erwischte er zwar nicht, da war ein Mädchen schneller. Immerhin wurde er dem deutschen und nicht dem argentinischen Team zugeteilt - und marschierte dynamisch mit Lahm auf den Rasen. Tim Fiedler: „Ich sang sogar die Hymne mit. Ein unvergesslicher Augenblick.“

Das Elfmeter-Drama mit glücklichen Ausgang und dem Helden Jens Lehmann bekamen Tim und Mutter Ingeborg gar nicht mehr im Stadion sondern nur noch am Taxi-Radio mit, sie mussten den letzten ICE nach Hagen erreichen. Doch es blieb ohnehin nicht der letzte Auftritt des blonden Nachwuchs-Kickers des TSV Fichte Hagen mit dem deutschen Nationalteam. 2004 hatte er bereits Christian Wörns bei einem Länderspiel gegen Belgien an der Hand gehabt, bei der Europameisterschaft 2008 wurde er noch einmal auserwählt. Und begleitete Lukas Podolski - endlich ein Angreifer wie er selber - im österreichischen Klagenfurt zum Vorrundenspiel gegen Polen aufs Feld. „Der Junge hat schon drei Bundestrainer in seiner Karriere erlebt“, witzelte damals Vater Oliver Fiedler.

Tims eigene Laufbahn als Fußballer begann auch vielversprechend, in F- und E-Jugend beim TSV Fichte erzielte er Tore am Fließband. „Ein richtig guter Fußballer“, sagt Abteilungsleiter Rupert Freytag, „leider hatte er zuletzt viel Pech mit Verletzungen und hat bestimmt ein Jahr nicht mehr gespielt.“ Zuletzt warf ihn ein Leistenbruch zurück, vor kurzem meldete der 16-Jährige sich deshalb bei den Eilpern ab. Ans Aufhören denkt der Schüler der Realschule Emst aber nicht: „Vielleicht melde ich mich nach dem Urlaub bei Hagen 11 an.“

Große Fußball-Fans sind die Fiedlers ohnehin geblieben, Tim etwa ist mittlerweile passives Mitglied beim FC Bayern München. Bei der Planung des aktuellen Sommerurlaubs in Florida im letzten Dezember allerdings hatten sie die Spieltermine der WM in Brasilien nicht auf dem Schirm. Ausgerechnet während des furiosen deutschen Halbfinal-Auftritts gegen Brasilien saßen Vater und Sohn im Flugzeug, bei der Landung in Miami führte das Löw-Team schon mit 5:0. „Bei aller Freude haben wir uns doch auch geärgert, dass wir das nicht in voller Länge live sehen konnten“, bedauert Oliver Fiedler.

Das wird beim Finale anders sein, in Miami Beach gibt es etliche Public-Viewing-Veranstaltungen auf Großleinwand. „Nach dem Halbfinalsieg zogen Hunderte Argentinien-Fans den Ocean-Drive entlang und feierten mit Fahnen und Musik“, sagt Oliver Fiedler. Dort wollen er und sein Sohn sich am Sonntag davon überzeugen, dass Tims frühere Weggefährten Philipp Lahm und Lukas Podolski sich ihren Weltmeister-Traum erfüllen.