Hagen. . Samstag, 6. April 1974, Bundesleistungszentrum Heidelberg: Die Basketballer des SSV Hagen werden Deutscher Meister. Kein Herren- und kein Damenteam aus der Volmestadt hat vor- oder nachher das erreicht, was den Korbjägern von Trainer Jörg Trapp an diesem wunderschönen Frühlingstag gelang.

Es gibt Momente in einem Sportlerleben, die man nie vergisst. „Wie die Fans mit dem Schlusspfiff das Spielfeld gestürmt haben, daran erinnere ich mich noch gut“, sagt Peter Krüsmann. „Die Trikots wurden uns vom Leib gerissen, nur die Hosen konnten wir retten.“ In der Sternstunde des Hagener Basketballs kannte die Begeisterung keine Grenzen. Zeitpunkt: Samstag, 6. April 1974. Ort: Bundesleistungszentrum Heidelberg. Die Basketballer des SSV Hagen waren Deutscher Meister! Kein Herren- und kein Damenteam aus der Volmestadt hat vor- oder nachher das erreicht, was den Korbjägern von Trainer Jörg Trapp an diesem wunderschönen Frühlingstag gelang. Mehr als 1000 mitgereiste Hagener waren Zeuge des historischen Triumphes.

Es war kein Erfolg, der aus dem Nichts kam. 1973 war das SSV-Team in der damals noch zweigeteilten Bundesliga bereits Nordmeister geworden. Ein vergebener Freiwurf von Center Joschko Martinek im Spiel gegen Bamberg stoppte das Trapp-Team damals noch auf dem Weg zum Titel. Ein Jahr später gelang der ganz große Wurf.

Maßgeblich zuständig für die Würfe war jetzt Jimmy Wilkins. „Wir hatten Jimmy, und damit schon mal 20 Punkte pro Spiel“, denkt Peter Krüsmann zurück. Manchmal waren es auch ein paar Zähler mehr. In den beiden Finals gegen den USC Heidelberg (67:54 daheim, 70:64-Sieg auswärts) gelangen dem 2012 verstorbenen US-Akteur aus San Diego 26 und 22 Zähler. „Wir waren nach dem recht deutlichen Hinspielsieg im Innersten ziemlich sicher, dass wir Heidelberg im Rückspiel auf Distanz halten würden“, sagt Krüsmann, Aufbauspieler des Meisterteams, heute. „Ein bisschen gebangt haben wir nur in den ersten Minuten, als Heidelberg mit fünf Punkten in Führung ging.“

Ein Blick auf die Heidelberger Homepage verrät, dass der USC vier Minuten vor der Pause sogar mit sechs Punkten (26:20) führte. Zur Halbzeit (33:31) war der SSV aber wieder dran, im zweiten Durchgang war er ungefährdet. Fertigmachen zum Feiern war angesagt.

Nachdem sie ihre eigenen Trikots hatten abgeben müssen, schleppten die Trapp-Schützlinge erst einmal Fitty Rohrschneider unter die Dusche. Der Betreuer war unvorsichtiger Weise mit einem Nadelstreifenanzug bekleidet. Danach wurde bis vier Uhr früh in einem Heidelberger Hotel gefeiert. „Die Altstadtkneipen waren vollbesetzt mit Hagener Fans“, erinnert sich Peter Krüsmann, „und als wir am nächsten Tag die Heimfahrt angetreten haben, standen auf jedem Parkplatz SSV-Fans, die Fahnen schwenkten.“

Ein Vorgeschmack auf das, was in Hagen folgen sollte. Als sich der SSV-Tross bei Kaiserwetter per Autokorso vom Hauptbahnhof zum Rathaus bewegte, waren die Straßen von Menschen gesäumt wie beim Karneval. Vom Rathaus aus ging’s zur nächsten Feierlichkeit in die rappelvolle Ischelandhalle. Freude pur - bei Fans wie Spielern.

In den 40 Jahren, die seitdem vergangen sind, hat es weitere Höhepunkte im Hagener Herren-Basketball gegeben. Zwei deutsche Pokalsiege (1975 und 1994) sowie ‘94 auch noch die Vizemeisterschaft. Trainer damals - Peter Krüsmann. Den Aufstieg von Phoenix ins deutsche Oberhaus vor fünf Jahren nicht zu vergessen. Heute ist Basketball in der Enervie Arena ein Event für Jung und Alt. Mehr als 3000 Fans sehen regelmäßig zu, so viele wie zum Ende der Saison 1973/74. „Wir haben mit unserem Titelgewinn dazu beigetragen, dass Hagen eine Basketball-Stadt geworden ist“, sagt Peter Krüsmann. Und wenn etwas Stolz dabei mitschwingt, dann ist er berechtigt.