Herdecke. . Er ist fast 44 Jahre alt, aber zählt sich in Sachen Schwimmen noch längst nicht zum alten Eisen. Der in Herdecke wohnende Ex-Weltmeister Mark Warnecke absolvierte bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal die 50 Meter Brust, wurde Vorlaufsechster, verzichtete aber auf den Endlauf.

Mit seinen fast 44 Jahren avancierte Mark Warnecke bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal zum Schwimm-Methusalem. Der in Herdecke wohnende mehrfache Weltmeister und Olympia-Dritte sprang nach einer siebenmonatigen Wettkampfpause über 50 Meter Brust ins Wasser. Der Schwimm-Opa schaffte in Wuppertals Schwimm-Oper als Vorlaufsechster eine Zeit von 28,22 Sekunden, trat aber zum Finale nicht an. Wir sprachen mit dem gebürtigen Bochumer und dem für die SG Essen startenden Unternehmer.

Mark Warnecke, Ihr Name taucht in der Ergebnisliste des Endlaufs über 50 Meter Brust nicht auf. Warum?

Mark Warnecke: Ich hatte an dem Abend was Besseres zu tun und deshalb absolut keine Zeit. Da gab’s so ein Fußballspiel in Dortmund (Anm. d. Red.: BVB gegen Bayern München). Noch ist es mir nicht gelungen, dass die Veranstalter ihren Zeitplan nach meinen Freizeitaktivitäten ausrichten...

Dabei hätten Sie mit einer Bestätigung der Vorlaufzeit ja fast eine DM-Medaille gewinnen können...

Ja, aber das spielt für mich doch keine Rolle mehr. Ich habe ja hier kein zweites Comeback gestartet. Denn wenn ein Weltmeister ein Comeback macht, will er wieder Weltmeister werden. Das geht mit fast 44 nicht. Ich habe vielmehr mein Experiment weitergeführt.

Experiment?

Ich will zeigen, was man aus einem alten Lappen wir mir noch herausholen kann. Ich will in meinen Körper hineinhorchen. Es ist quasi ein Selbstversuch. Spannend und vielschichtig mit der entscheidenden Frage: Wie weit kann ich mich im Alter noch belasten?

Und wie lautet Ihre Antwort?

Wenn ich auf die geschwommene Zeit bei der DM schaue, dann steckt noch einiges drin im Körper. Allerdings schaue ich inzwischen weniger auf Zeiten und Messungen, sondern auf das Gefühl und die Sensoren des Körpers.

Wie lief denn die Vorbereitung auf die Kurzbahnmeisterschaften?

Nicht sehr professionell, aber der Wettkampf bot sich irgendwie an. Ich habe mich nicht rasiert, die alte Badehose von 2007 angezogen, das T-Shirt war vom Weltcup 1995, und das Handtuch stammte von den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. Es war älter als die meisten meiner Konkurrenten.

Aber gerade deshalb war die geschwommene Zeit aller Ehren wert.

Damit war ich sehr zufrieden. Ich hatte sogar die beste Reaktionszeit von allen Startern, verliere aber noch in der Tauchphase. Das kann man aber üben.

Soll heißen, dass Sie Ihr Projekt fortsetzen und weiter Kacheln zählen?

Wir haben jetzt Winter, und ich bin beruflich stark eingespannt. Aber mein Ziel ist es, an die gute Form anzuknüpfen und vielleicht noch was draufzulegen. Dann müsste sich aber gewichtstechnisch noch was tun. Ich fühle mich nach sechs Jahren Nichtstun auf dem Sofa zu wohl und bezeichne mich selbst als faul.

Wie wäre es denn mit einem Wechsel auf längere Strecken?

Das ist nicht Teil des Experiments und auch nicht der Wette mit Bundestrainer Henning Lambertz. Ich will halt das ausreizen, was ich am besten kann. Und außerdem machen mir die langen Distanzen einfach keinen Spaß.

Aber Sie springen doch noch mal ins Wasser, oder?

Ich könnte mir vorstellen, im Frühjahr einige lustige Wettkämpfe zu bestreiten. Das könnten auch Meisterschaften sein, dann da ist die Konkurrenz größer. Ich schwimme lieber gegen die Jugend als bei den Masters mit.

Auf dem Sofa können Sie ja in den nächsten Tagen die Kurzbahn-Europameisterschaft verfolgen.

Da schaue ich nur auf die Rennen von Dorothea Brandt, denn bei ihr bin ich für das Krafttraining zuständig. Das Abschneiden der anderen deutschen Schwimmer interessiert mich überhaupt nicht.