Hagen. . Der dritte Heimsieg war für Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen greifbar nahe. Doch nach 92:85-Führung musste man sich den New Yorker Phantoms Braunschweig doch mit 100:105 geschlagen geben.
Raoul Korner ist Österreicher, die letzten drei Jahre hat er in den Niederlanden gearbeitet. Die Basketball-Bundesliga ist also eine neue Erfahrung für den Coach der New Yorker Phantoms Braunschweig. Was sein Erstaunen nach dem 105:100 (51:52)-Sieg seines Teams bei Phoenix Hagen erklärt. „Die Partie hatte etwas von einem Allstar-Game, die Zuschauer sind auf ihre Rechnung gekommen“, befand der 49-Jährige, „wir Trainer können nicht so zufrieden sein. Denn 100 Punkte zu kriegen, ist defensiv indiskutabel.“ Dass ähnlich korbreiche Spektakel fast schon zum Standardrepertoire der Gastgeber gehören, hat Korner noch nicht verinnerlicht. Dabei hielten die Braunschweiger dem Phoenix-Tempo stand - und hatten am Ende den längeren Atem.
Unzufrieden war auch sein Gegenüber Ingo Freyer, mit einem 105:100-Sieg dagegen hätte der Hagener Cheftrainer wohl prima leben können. Drei Viertel legte sein Team einen guten Auftritt aufs Parkett, erarbeitete sich 19 Würfe mehr als die Gäste. Doch in den letzten fünf Minuten nach eigener 92:85-Führung agierten die Hagener gegen Braunschweigs Zonendeckung, gegen die sie zuvor noch gute Lösungen gefunden hatten, völlig kopflos. „Da haben wir gegen die Zone katastrophal gespielt und sind völlig aus dem Rhythmus gekommen“, bedauerte Freyer, in der Schlussphase hätte sein Team „abgeklärter spielen und die offensiven Systeme durchlaufen“ müssen.
Mit einer Entschuldigung der Stehplatz-Fans für das Verhalten einiger zuletzt in Bonn startete das dritte Heimspiel der Saison. „Fehler eingesehen - stimmungsvoll wird’s weitergehen“, plakatierten die Anhänger auf dem „Heuboden“ diesmal eine deutlich positivere Botschaft. Und konnten sich in der Folge an einem durchaus inspirierten Auftritt ihres Teams erfreuen. Nach dem guten Phantoms-Start (6:13, 3. Minute), zu dem maßgeblich Isaiah Swann beitrug, nahm das Spiel der Gastgeber Schwung auf. Der Ex-Braunschweiger Nikita Khartchenkov, David Bell, Henry Dugat – alle trafen aus der Distanz, beim 28:20 (9.) bat Korner zur Auszeit. Auch weil die aggressive Hagener Defensive Wirkung zeigte und bis zur Pause 13 Braunschweiger Ballverluste provozierte.
Enteilen konnten die Gastgeber indes auch nach dem 42:34 (17.) durch Khartchenkovs Vierpunktspiel nicht. Denn am defensiven Brett hatten sie mit Phantoms-Center Kyle Visser erhebliche Probleme, zu häufig fanden die Gäste zudem die freien und weiter hochprozentig treffenden Dreierschützen Swann und Aaron Doornekamp. „Wir wollten das aggressive Hagener Doppeln mit guter Ballbewegung bestrafen“, sagte Korner später, „das haben wir gut umgesetzt.“
Das allein hätte nicht zum ersten Auswärtssieg gereicht, denn Phoenix blieb fast immer vorn. Und konnte sich nach dem 63:64 (27.) scheinbar entscheidend absetzen, als Braunschweigs Immanuel McElroy nach seinem zweiten Foul noch meckerte. Vier Freiwurfpunkte von Bell, zwei weitere von Khartchenkov im folgenden Angriff - schon lagen die Hagener mit 84:73 (29.) vorn. Und die Halle stand. Doch ebenso schnell war der schöne Vorsprung auch wieder verspielt. Bei einigen diskutablen Schiedsrichter-Pfiffen hatte Phoenix Pech, gegen Braunschweigs Zone ging man nun - vorneweg Mark Dorris - zu ungestüm und wenig planvoll vor. Beim 84:82 (33.) hatte Freyer endgültig Gesprächs- und Wechselbedarf, nachhaltig wirkten seine Anweisungen indes nur bis zum 92:85 (35.). Nun setzte Phantoms-Spielmacher James Florence mit drei Dreiern die Nadelstiche, Phoenix hatte nur noch wilde Aktionen und Offensivfouls zu bieten. Bei Bells 93:92 (36.) lag man letztmals vorn, ehe Braunschweig durch Florence, Visser und McElroy ganz abgezockt zum 94:101 entscheidend konterte. Denn Larry Gordons erster Dreier 41 Sekunden vor dem Ende kam für eine Wende zu spät.
„Wir hatten keine Finisher-Qualität“, bedauerte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann, „als wir elf Punkte weg waren, hätten wir das Spiel nach Haus bringen müssen.“ Mit Coach Freyer war er sich in der Beurteilung einig: „In der entscheidenden Phase war Braunschweig einfach besser.“
Statistik: Phoenix Hagen - New Yorker Phantoms Braunschweig 100:105 (52:51)
Phoenix Hagen: Bell (24, 4/10 Dreier, 6 Assists), Dugat (17, 3/6 Dreier, 7 Assists, 3 Steals), Bleck, Khartchenkov (16, 3/6 Dreier), Kruel (2), Wendt (8, 4 Assists), Gordon (9, 9 Rebounds), Gregory (9), Dorris (10, 4 Ballverluste), Ramsey (5).
New Yorker Phantoms Braunschweig: Swann (20, 5/10 Dreier, 4 Ballverluste), Kulawick, Zazai (5), Visser (22, 12 Rebounds), Nana (9), Florence (14, 4/6 Dreier, 5 Assists), Doornekamp (14, 3/6 Dreier), McElroy (14, 7 Assists).
Spielviertel: 28:24, 24:27, 32:26, 16:28. Teamstatistik:46:58 % Wurfquote,12/28:13/27 Dreier, 18/22:26/33Freiwürfe, 31:38 Rebounds,19:24 Assists, 11:18 Ballverluste, 5:2 Steals, 0:2 Blocks.
Zuschauer: 3145 (ausverkauft).