Herdecke. Jörg Karweg aus Herdecke ist ein Mann fürs Extreme: Mit 46 Jahren lebt er für den Ironman, trainiert täglich für die Rennserie „Ironman 70.3“. Dort belegt er in seiner Altersklasse derzeit Platz vier in Deutschland - im nächsten Jahr will er trotzdem wieder auf die volle Distanz.

Jörg Karweg ist ein Mann der Extreme. Im positiven Sinne: Der Herdecker lebt für den Triathlon und startete in diesem Jahr bei der internationalen Rennserie „Ironman 70.3“.

Einer fürs Extreme ist er vor allem, weil er gerne an die Grenzen geht. Rund zwei Kilometer schwimmen, dann für 90 Kilometer auf das Rennrad und noch einen Halbmarathon zu Fuß hinterher: Das ist die kurze Zusammenfassung dessen, was Karweg momentan macht. In diesem Jahr absolvierte er diese Strecke gleich drei Mal – denn in seiner Rennserie werden Punkte für die besten Resultate vergeben, die drei Rennen mit den meisten Punkten fließen in die Wertung ein.

Gute Platzierung nach drei Rennen

In Berlin, Zell am See und in St. Pölten ging er an den Start und sammelte fleißig Punkte. Aktuell steht er auf Platz vier in der bundesweiten Wertung der Altersklasse 45 bis 49 Jahre, weltweit bedeutet das Platz 30.

Dass er auch „im Alter“, wie Karweg selbst sagt, noch zu Höchstleistungen fähig ist, liegt vor allem an seiner Disziplin. Beinahe täglich trainiert er, nach der Arbeit hat der Sport allererste Priorität. Das macht sich bezahlt: „Mit 46 Jahren fühle ich mich fitter als je zuvor in meinem Leben“, sagt er. In Turnschuhen und mit einer riesigen Pulsuhr erscheint er zum Gespräch, mit lockerem Hüpfen kommt er die Treppe herauf. Man sieht ihm den Sportler schon von weitem an.

„Ganz früher habe ich Fußball gespielt, danach bin ich Marathon gelaufen“, berichtet Karweg von seiner sportlichen Karriere. Doch beides erfüllte ihn nicht so recht. Seine sportliche Bestimmung fand er, als er bei den Ironman-Europameisterschaften in Frankfurt zusah: „Ich wusste ja, wie hart ein Marathon ist, und war einfach fasziniert von diesen Sportlern, die in verschiedenen Disziplinen so viel leisten. Und das alles hintereinander.“ So wurde er 2007 zum Triathlet. Ein Jahr später war er wieder in Frankfurt - doch diesmal als Teilnehmer.

Emotionaler erster Wettkampf

„Das war für mich persönlich der emotionalste Tag meines Lebens. Als ich es ins Ziel geschafft hatte, war ich glücklicher als je zuvor“, sagt Karweg. Heute startet er für das Tri-Team Hagen, das unter anderem mit einem Damen-Team in der Bundesliga vertreten ist. Dort stehen ihm zwar auch Trainer zur Seite, doch 75 Prozent des Trainings absolviere er alleine, schätzt er. „In der Regel ist Triathlon doch ein Einzelsport. Der immense Trainingsaufwand trägt natürlich dazu bei.“

Die meiste Zeit fließt bei ihm in das Radfahren. Logisch, dort legt er ja auch die größten Distanzen zurück. Es folgt das Laufen, am wenigsten Aufwand betreibt er für das Schwimmen. „Da habe ich im Vergleich auch am wenigsten Spaß dran“, gibt er lachend zu. Auch wenn gerade das Schwimmen als Ausgleich gut tut: Seit er mehr im Wasser unterwegs ist, seien sowohl Rücken- als auch Knieschmerzen passé.

Dass er mit 46 Jahren noch immer so intensiv trainiert, zeugt von seiner großen Leidenschaft. Für den Sprung in den Profibereich ist es längst zu spät, das weiß auch Karweg. Als „Amateur“ muss er viel Geld investieren: Mit Startgebühr, Anreise und Übernachtungen bei Rennen in Europa ist mit Kosten von etwa 1.000 Euro zu rechnen. „Es ist halt ein Hobby. Und man sieht schöne Orte, trifft andere Sportler. Aber zum Glück müssen wir nicht jedes Wochenende zum Wettkampf, wie Fußballer oder Basketballer“, rechtfertigt er die Investitionen.

Überhaupt: Das Geld spielt eine untergeordnete Rolle, wenn ein Sportler seine größte Leidenschaft in vollen Zügen ausleben möchte. Und Jens Karweg ist einer, der genau das ohne Kompromisse tut. Alles für das Gefühl, über die Ziellinie zu laufen: „Ich kenne nichts Schöneres.“