Bamberg/Hagen. . Auch einen Tag nach der 94:104-Niederlage bei den Brose Baskets Bamberg war der Ärger von Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann keineswegs verflogen. Dass sich die Liga im Nachhinein für die Entscheidungen des Schiedsrichter-Trios entschuldigte, hilft den Hagenern auch nicht.
Play-offs sind irgendwie anders, das hat man bei Phoenix Hagen jetzt auch gemerkt. Schon die Begleitumstände des ersten Duells bei den Brose Baskets Bamberg waren für den Endrunden-Neuling der Basketball-Bundesliga lehrreich. Noch mehr verstärkte sich bei der zweiten Reise nach Franken der Eindruck, bei der 94:104-Niederlage nicht an der sportlichen Überlegenheit des Meisters gescheitert zu sein. „Es ist unfassbar“, war der Ärger von Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann auch am Tag nach der unberechtigten Disqualifikations-Flut ausschließlich gegen Hagen noch keineswegs verraucht. Dass die Liga sich im Nachhinein für die Entscheidungen des Schiedsrichter-Trios entschuldigte, hilft den Gästen auch nicht. Da ein Videobeweis nicht zulässig ist, wird kein Bamberger Spieler nachträglich bestraft. Dagegen droht Phoenix-Spieler Mark Dorris eine Sperre, entschieden wird wohl heute.
Liga bedauert Entscheidungen
In der Halbzeitpause hatten sie noch über einen offiziellen Einspruch nachgedacht, dies verwarfen die Verantwortlichen von Phoenix Hagen nach Spielschluss in Bamberg aber schnell wieder. Eine Entscheidung, in der sich Herkelmann tags darauf nach einem langen Gespräch mit Jens Staudenmayer - Leiter Sport der BBL - bestätigt sah. „Das ist eine Tatsachenentscheidung, daran hätte auch ein Protest direkt nach der strittigen Szene nichts ausrichten können“, bedauerte der Phoenix-Geschäftsführer. Dass die Liga, Staudenmayer als Augenzeuge vorneweg, mit den Entscheidungen der Unparteiischen Moritz Reiter, Toni Rodriguez und Konstantin Simonov alles andere als glücklich war, wurde am Tag nach der Partie deutlich. „Was gestern passiert ist, ist bedauerlich“, erklärte Liga-Sprecher Dirk Kaiser, „die Schiedsrichter haben nicht unseren Ansprüchen entsprechend gehandelt, das hat ihnen Jens Staudenmayer auch mitgeteilt.“ Nicht nur Dorris, sondern auch Bambergs John Goldberry hätte disqualifiziert werden müssen, betonte dieser am Abend. Und entweder hätten die Schiedsrichter keinen zusätzlichen Akteur bestrafen dürfen - oder neben den Hagenern Bernd Kruel und Max Kramer auch mehrere Bamberger.
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Auf die enorme Protestwelle mit eindeutigem Tenor aus ganz Basketball-Deutschland, die sich in den sozialen Netzwerken und Internet-Foren noch in der Nacht entwickelte, reagierte die Liga zügig. In der „unübersichtlichen Situation“ hätten die Schiedsrichter „leider nicht den kompletten Überblick behalten“. Allerdings könne man den Film auch nicht zurückspulen, sprich: Die Tatsachenentscheidungen bleiben bestehen. Und die Entscheidung, ob der wegen eines Stoßes gegen Karsten Tadda disqualifizierte Dorris noch gesperrt wird, wird Spielleiter Dirk Horstmann nur aufgrund des Schiedsrichter-Sonderberichts und der bis heute mittag vorzulegenden Stellungnahme des Spielers entscheiden. „Auch wenn viele Bilder im Netz kursieren, ist der Videobeweis nicht zulässig“, betonte Kaiser , über eine Abkehr von diesem Prinzip müssten gegebenenfalls die Vereine entscheiden.
Hagener widersprechen
In seinem auch Phoenix gestern zugestellten Sonderbericht hätte Referee Rodriguez geschrieben, so Herkelmann, dass Dorris einen Kopfstoß begangen habe und vorher nichts passiert sei. Eine Version, der die Hagener deutlich widersprechen. „Es war kein sanfter Schubser, aber weder Faustschlag noch Kopfstoß“, sagte Herkelmann, „Mark stößt mit angelegtem Ellenbogen.“ Wobei der erste körperliche Kontakt deutlich sichtbar von Tadda ausging. „Er hat mich zuerst gestoßen und ist dann theatralisch gefloppt“, beschrieb auch Dorris die Szene. Bei Phoenix hofft man nun, dass sein Vergehen als Unsportlichkeit ausgelegt wird und keine Sperre nach sich zieht. Herkelmann: „Die Liga muss sich fragen, ob die Serie so entschieden werden soll.“
Wobei die Hagener vor allem erregte, dass bei den dem Dorris-Stoß folgenden Tumulten nur die Phoenix-Reservisten Kruel und Kramer ebenfalls disqualifiziert wurden, die regelwidrig aufs Feld liefen. Routinier Kruel passierte das im 20. Bundesliga-Jahr erstmals. Weil die Sirene zur Viertelpause ertönt war und der vom Bamberger Sharrod Ford mit dem Ellbogen getroffene Ole Wendt auf dem Parkett lag, sei er aufs Feld gegangen. „Dann ist es da los gegangen und ich wollte die Spieler auseinanderhalten“, schildert Kruel, „wenn ich dafür disqualifiziert werde, müsste man die halbe Bamberger Mannschaft runterschmeißen.“
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Denn von den Gastgebern liefen weit mehr Akteure von der Bank zur Auseinandersetzung, auch Maik Zirbes, Casey Jacobsen, Rob Renfroe, Daniel Schmidt und Philipp Neumann hätten ähnlich bestraft werden müssen. Ganz zu schweigen von Goldsberry, der Dorris direkt vor den Augen der hinzustürzenden Schiedsrichter heftig ansprang. Eine nachträgliche Bestrafung indes, siehe oben, müssen die Bamberger nicht befürchten. Für die Hagener ist es da ein schwacher Trost, dass auch Kruel und Kramer keine Sperre droht.