Hagen. .
Die ersten Festtage 2013 des deutschen Basketballs soll am Wochenende Berlin erleben, wenn die Elite um den nationalen Pokal streitet. Das aktuell heißeste Team der Bundesliga werden die Fans dort nicht sehen. Das gab es bereits gestern Abend - weit entfernt von der Hauptstadt - am Ischeland zu sehen. Nach Ulm, Bamberg und Berlin versuchte mit den EWE Baskets Oldenburg der vierte Titelkandidat vergeblich, Phoenix Hagen in der ausverkauften Enervie Arena zu stoppen. Die Gastgeber warfen zwar fehlerhaft wie selten, zum 73:67 (33:40)-Sieg gegen den nächsten Favoriten reichte der gewaltige Überschuss an Energie dennoch. Geschäftsführer Oliver Herkelmann genoss - und befand: „Das war heute das Reifezeugnis.“
Nach 31 Minuten Spielminuten musste die gelb-blaue Fan-Freundschaft für eine Weile ruhen. Die Hagener Heuboden-Fraktion und die Oldenburger Anhänger - mit 70 Personen angereist - verbindet schon länger ein herzlicher Kontakt, man unterstützt sich gegenseitig. Doch als der Sieg endlich in greifbare Nähe geriet, entschieden sich die Phoenix-Fans für die maximal mögliche Unterstützung ihres Teams. Davin White hatte per Dreier zum 52:52, seinem einzigen an diesem Abend, den ersten Ausgleich seit der dritten Minute erzielt. Von nun an pfiffen die Zuschauer bei jedem Gäste-Angriff, was die Lungen hergaben. Oldenburg, lange souverän dominierend, zeigte in der brodelnden Atmosphäre direkt Wirkung, Routinier Julius Jenkins beflügelte mit einem technischem Foul die Wende, von nun an ließ sich Phoenix die Führung nicht mehr nehmen. „Die Energie, die Hagen in dieser Atmosphäre aufs Parkett bringt, ist ein toller Heimvorteil“, musste Baskets-Coach Sebastian Machowski später anerkennen. Auf den Rängen hatten sie Fan-Fraktionen derweil längst wieder verbrüdert - und feierten gemeinsam.
Dass es für die Gastgeber dazu Gründe geben würde, war drei Viertel nicht unbedingt abzusehen. Zwar führten Phoenix nach David Bells Dreier früh mit 5:0 (2.), es sollte aber die einzige gelungene Aktion des Kapitäns in der Offensive bleiben. Doch nicht nur Bell produzierte eine unterirdische Wurfquote, auch von den Teamkollegen fand niemand seinen Rhythmus. Die erfahrenen Oldenburg nutzten es humorlos, Chris Kramer und Rickey Paulding ließen die Gäste wegziehen (9:19, 8.). Als Paulding auch seinen vierten Dreier traf (18:29, 15.) - mittlerweile verteidigte nach Larry Gordon und dem früh mit drei Fouls belasteten Ole Wendt Youngster Fabian Bleck gegen ihn -, bat Phoenix-Coach Ingo Freyer entnervt zur Auszeit. Sein Team verteidigte zwar weiter exzellent und zwang Oldenburg zu etlichen Ballverlusten, dafür belohnen konnte es sich angesichts anhaltender Wurfflaute vorerst aber nicht. Erst Abe Lodwick traf kurz vor dem Pausenpfiff mal wieder aus der Distanz, der Rückstand blieb so ihm Rahmen.
Das zahlte sich aus, als die Gäste dem Hagener Defensivdruck zunehmend Tribut zahlen mussten. Phoenix ließ sich nun nicht mehr abschütteln, auch wenn die „Big Points“ im dritten Viertel nicht gelangen. Aber die Halle war nun elektrisiert. Beim 44:46 (27.) vergaben Wendt und Lodwick zwar mehrere Gelegenheiten zum Ausgleich, ehe Dru Joyce noch einmal für das 44:52 (29.) sorgte. Doch nun übernahm wieder White die Initiative, zum schon erwähnten 52:52 traf der Spielmacher acht Punkte in Serie. Wirkungstreffer für die Oldenburger, deren Fehler sich nun häuften. Hagen nutzte es durch einen Dreier des erneut stark aufspielenden Adam Hess zum 65:58 (37.), auch bei Whites 68:60 zwei Minuten vor dem Ende lag Phoenix noch klar vorn. Dank Kramer und Paulding wurde es nochmal eng (68:65), doch mit Nervenstärke an der Freiwurflinie machten Gordon und Mark Dorris den vierten Favoritensturz perfekt.
„Heute haben wir das Spiel mal ganz anders gewonnen - in der Defensive“, freute sich Herkelmann. Immerhin hatte Oldenburg beim hohen Hinspielsieg noch satte 46 Punkte mehr erzielt. Und US-Flügel Gordon war sich nach dem dritten Sieg in Serie sicher: „Jetzt schaffen wir es in die Play-offs.“ Aktuell hat Phoenix erstmals Rang sieben - punktgleich mit Würzburg - erklommen, doch Freyer bleibt vorsichtig. „Es wäre schön, wenn es auch am letzten Spieltag so wäre“, räumte der Phoenix-Coach ein, „doch solange auch die Mannschaften hinter uns weiter siegen, blicken wir weiter nach unten.“ Immerhin folgen nach den umjubelten Heimtriumphen nun drei Auswärtsspiele.
Statistik: Phoenix Hagen - EWE Baskets Oldenburg 73:67 (33:40)
Phoenix Hagen: Bell (5, 1/8 Dreier, 14% Wurfquote), Hess (9, 1/5 Dreier, 7 Rebounds), Dorris (7, 0/3 Dreier, 7 Rebounds), Bleck, Kruel, Wendt (2), Gordon (12, 10 Rebounds), Lodwick (10, 2/4 Dreier), Gregory (10, 10 Rebounds, 4 Assists), White (16, 1/4 Dreier, 8 Assists. 5 Steals).
EWE Baskets Oldenburg: Kramer (17, 7 Rebounds, 5 Ballverluste), Bah. de Mello, Joyce (3), Wysocki(5), Chubb (9, 11 Rebounds), Smeulders, Jenkins (9), Paulding (21, 4/5 Dreier), Burrell (3).
Viertel: 13:21, 20:19, 14:12, 26:15.
Teamstatistik: 30:38 % Wurfquote, 5/26:7/22 Dreier, 22/28:18/21 Freiwürfe, 50:40 Rebounds, 14:23 Ballverluste, 13:15 Assists, 11:5 Ballgewinne, 1:6 Blocks.
Zuschauer: 3145 (ausverkauft).