Tübingen/Hagen. .
Die nächtliche Busfahrt von Tübingen nach Westfalen war lang, die Stimmung im Mannschaftsbus von Phoenix Hagen hielt sich in Grenzen, obwohl die heimischen Bundesliga-Basketballer in den Karnevalssonntag hineinfuhren. Grund zur Freude hatten zur gleichen Zeit die Fans der Walter Tigers Tübingen, die sogar den höchsten Saisonsieg ihres Teams feiern durften. Mit 99:69 (47:32) hatten die Raubkatzen vom Neckar am Abend einen Tabellennachbarn deklassiert, der sich in den letzten Wochen zu Recht als das „Spektakel der Liga“ hatte bezeichnen dürfen.
„Das ist ja noch immer so. Nur diesmal ging das Spektakel eben in die falsche Richtung“, strich Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann heraus, dass den Tübinger Fans mit Hagener Hilfe ein nicht alltäglicher Basketballabend geboten worden war. „Die haben ihren Spaß daran gehabt!“
"Es war keine Intensität im Spiel"
Ingo Freyer weniger. Schon vom ersten Viertel, in dem sein Team meist führte, war der Phoenix-Trainer nur mäßig begeistert: „Beide Mannschaften haben nervös begonnen, es war keine Intensität im Spiel“, monierte er.
Im Vergleich zum zweiten Abschnitt lief es anfangs aber aber noch gut für die Feuervögel. „Im zweiten Viertel konnten wir die einfachsten Dinge nicht mehr umsetzen“, erklärte der Hagener Übungsleiter, wie der nach dem 22:22 beginnende Lauf der Gastgeber zustande kam. Beim 28:22 versuchte Freyer ihn mit einer Auszeit zu stoppen. Zunächst mit Erfolg. Als Dino Gregory in der 17. Minute mit zwei Dunkings in Folge auf 34:31 verkürzte, war es wieder eine Partie auf Augenhöhe. Aber nur für ganz kurze Zeit. Mit einer 13:1-Serie bis zur Halbzeitpause setzten sich die Tiger erstmals auf 15 Punkte ab.
Doch ein K.o.-Kriterium war das noch lange nicht. Sieben Tage zuvor hatten Davin White, David Bell und Co. einen fast identischen Halbzeitstand (31:47) gegen Bremerhaven noch in einen 94:87-Sieg umgewandelt, und das über den Umweg eines 20-Punkte-Rückstands im dritten Viertel.
„Mit einer Quote von 34 Prozent ist es ganz schwer, in der Bundesliga zu gewinnen“
Die „20 Punkte tief“ hatte das Freyer-Team auch in Tübingen im dritten Abschnitt bald erreicht (57:37). Und ein bisschen Aufholjagd gab es auch (64:49), aber zum Ende des dritten Viertels schwante sowohl den mitgereisten Phoenix-Fans in der Paul Horn-Arena als auch den zu Hause gebliebenen Anhängern, die das Spiel per Live-Ticker verfolgten, dass es diesmal kein furioses Finale geben würde. Zumindest nicht aus Hagener Sicht.
„Dazu haben wir einfach zu schlecht getroffen“, fiel Ingo Freyer am Ende die Ursachenforschung nicht schwer. „Mit einer Quote von 34 Prozent aus dem Feld ist es ganz schwer, in der Bundesliga zu gewinnen“. Wenn dann auch noch fast jeder zweiter Freiwurf vergeben wird, sinken die Chancen gegen Null.
Hinzu kam das Fehlen des erkrankten Centers Bernd Kruel, der es Tübingens US-Center Kenny Frease sicher etwas schwerer gemacht hätte, 17 Punkte zu erzielen. Dass der 2,13-m-Mann Björn Schoo mit Fieber in die Partie ging, schränkte Hagens Optionen unter den Körben zusätzlich ein. Tübingens Tiger nutzten die Gunst der Stunde zum perfekten Fastnachts-Einstieg, die Phoenix-Fans waren schon vor Karneval verkatert.
Walter Tigers Tübingen: Wells (21), Nash (4, 8 Rebounds), Redding (14), Frease (17, 8 Rebounds), Duggins (14, 2/4 Dreier, 7 Rebounds), Albus, Lischka (19, 8 Rebounds), Young (7), Spoden, Ivandic (2), Oehle (1).
Phoenix Hagen: Bell (5, 1/4 Dreier), Hess (13, 3/7 Dreier, 6 Rebounds), Dorris (6, 1/3 Dreier), Gordon (17, 1/2 Dreier, 9 Rebounds), Gregory (8, 8 Rebounds), White (17, 1/6 Dreier, 5 Rebounds), Bleck, Wendt (3), Lodwick (1, 1/4 Freiwürfe), Schoo.
Spielviertel: 17:20, 30:12, 30:22, 22:15.
Teamstatistik: 58,8:34,3 % Trefferquote, 2/10:7/27 Dreier, 17/24:14/26 Freiwürfe, 49:34 Rebounds, 16:17 Ballverluste, 14:13 Assists, 10:8 Ballgewinne.
Zuschauer: 2500.