Gießen/Hagen. . Die LTi Gießen 46ers können die drohende Insolvenz abwenden, wenn bis Freitag die von Sponsoren jetzt zugesagten 360.000 Euro auch auf dem Konto eingehen. Eine Entwicklung, die angesichts der sportlich aussichtslosen Lage des Schlusslichts nicht viele erwartet haben.
Die positive Nachricht kam am Ende auch für die Spieler überraschend. „Mein Bauchgefühl war, dass ich meine Umzugs-Kartons packe und am Dienstag nach Hause fahre“, räumt Dominik Spohr ein. Zuvor aber erhielten der Hagener und seine Teamkollegen bei Basketball-Bundesligist LTi Gießen 46ers die frohe Botschaft, dass beim letzten verbliebenen Liga-Gründungsmitglied doch vorerst weitergespielt wird. Die drohende Insolvenz können die Hessen abwenden, wenn bis Freitag die von Sponsoren jetzt zugesagten 360.000 Euro auch auf dem Konto eingehen.
Eine Entwicklung, die angesichts der sportlich aussichtslosen Lage des Schlusslichts nicht viele erwartet haben. Nach dem Abzug von vier Punkten aufgrund des Insolvenzantrags kurz vor Weihnachten beträgt der Gießener Rückstand auf die Nichtabstiegs-Plätze bereits acht Zähler, zusätzlich beeinträchtigen Spielerabgänge die Konkurrenzfähigkeit erheblich. Mit Jeff Bonds und Jasmin Perkovic waren zwei Stammkräfte bereits abgewandert, nun wechseln mit den US-Amerikanern LaQuan Prowell und Ryan Brooks die beiden besten Werfer des Teams zu den ebenfalls abstiegsgefährdeten Frankfurt Skyliners. Ob weitere Akteure bei guten Angeboten folgen, ist angesichts der weiter angespannten finanziellen Lage offen.
Neue Chancen für Spohr
Illusionen, den Klassenerhalt noch zu schaffen, macht man sich in Gießen deshalb auch nicht. „Unser Ziel ist es, in der kommenden Saison gut aufgestellt in die ProA zu gehen“, betont Geschäftsführer Heiko Schelberg, auch Spohr weiß bei aller Erleichterung: „Wir haben uns damit abgefunden, dass der Weg in die Pro A führt. Aber es ist schön, dass wir nicht vorzeitig ausscheiden müssen.“ Nicht jeder Spieler hätte im Falle einer Insolvenz ein anderes Engagement gefunden - und eine mehrmonatige Wettkampfpause mache sich nicht gut in der Vita eines Profis. Für den 23-jährigen Hagener, bisher im Schnitt knapp zehn Minuten im Einsatz, ergeben sich angesichts des geschrumpften Teams sogar neue Chancen. Spohr: „Ein Pluspunkt ist, dass es für mich künftig sehr viel Spielzeit geben wird.“
Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des aktuell nur noch aus sechs Profis und heimischen Talenten bestehenden Teams dürften allerdings aufkommen, falls die Liga nicht noch Verstärkungen erlaubt. „Im schlimmsten Fall gewinnen wir kein Spiel mehr“, ist Spohr realistisch, „wir müssen etwa noch nach München, Bamberg und Ulm, da haben wir ganz harte Aufgaben vor uns.“ Lediglich gegen Alba Berlin und seinen Heimatklub Phoenix Hagen bestritten die Gießener bereits beide Saisonspiele.
Konkurrenz rüstet nach
Alle anderen Mannschaften haben noch die Chance, gegen das geschwächte Schlusslicht zwei vergleichsweise einfache Punkte zu holen. Was vor allem bei der Ermittlung des zweiten Absteigers wichtig sein kann, da die Situation im Kampf um den Ligaerhalt eng wie nie ist. Elf Erstligisten sind nach Einschätzung von Oliver Herkelmann davon noch betroffen. „Hoch bis zum Tabellensiebten Trier fühlt sich keiner sicher“, glaubt der Phoenix-Geschäftsführer. Und gerade die besonders bedrohten Teams aus Frankfurt, Ludwigsburg und Braunschweig rüsten aktuell personell nach. Ein vorzeitiger Ausstieg der 46ers wäre dennoch für die Liga die schlechtere Lösung gewesen. Schon weil so kein Präzedenzfall wegen der andernfalls von der Ausschreibung vorgesehenen - von allen Erstligisten aber abgelehnten - zwei zusätzlichen Absteiger geschaffen werden muss. Herkelmann: „In dieser Situation ist es besser, dass Gießen die Saison zuende spielen kann.“