Hagen. . Michael Kanders wirkt entspannt. Früher verbrachte der Wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Dortmund seine Freizeit in Sporthallen, seine Vorliebe galt dem Basketball. Mittlerweile hat er die Präferenz gewechselt. Statt auf dem Parkett auf Korbjagd zu gehen, sucht er den direkten Vergleich beim Schach.

Etwa an jedem Mittwoch Abend im Kulturzentrum Pelmke, wo die Königsspringer Hagen/Wetter regelmäßig spielen. Kanders ist Spielleiter des Schachvereins, bildet mit dem Vorsitzenden Stephan Schmitz und dem Kassierer Rolf Weber den Vorstand.

„Das Tolle daran ist einfach, dass man Alltagssorgen und Jobprobleme total vergessen kann“, erklärt Kanders die Anziehungskraft des Brettspiels für ihn. Diesmal steht ein Blitzschach-Turnier auf dem Programm, zehn Spieler haben gemeldet, jeder spielt gegen jeden. Der Unterschied zum klassischen Schach ist schnell erklärt: Lediglich fünf Minuten haben die Spieler Zeit, den Gegner zu besiegen. Rasant also im Vergleich zum normalen Turnierschach, wo jeder Spieler zwei Stunden Zeit für 40 Züge hat. Kanders: „Blitzschach ist natürlich viel wilder und schneller. Du hast kaum Zeit zu überlegen und musst versuchen, in Windeseile Stellungen zu beurteilen und Strategien zu entwickeln.“

Dennoch ist die Atmosphäre entspannt, Hektik kommt nicht auf. Das liegt auch am Ort, in der Pelmke haben die Königsspringer ihre Ruhe. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. „Für Schachvereine ist es sehr schwierig, einen passenden Raum zu finden. Wir gelten nicht als die großen Getränkeverzehrer, die Gastwirte machen an uns wenig Gewinn“, sagt Kanders: „Viele andere Schachvereine müssen sogar Raummiete zahlen - von daher sind wir mit der Pelmke sehr glücklich. Und wir passen von unserem Selbstverständnis auch gut in ein Kulturzentrum in Wehringhausen.“

Konzentration gefördert

Auch wenn die Königsspringer einen passenden Ort gefunden haben, Probleme mit der Verbreitung der Denksportart gibt es reichlich. Um den Verein überhaupt am Leben zu halten, erläutert Kanders, müsse man aktiv sein und Angebote schaffen, etwa durch attraktive Vereinsspielabende oder gute Jugendarbeit. An der Nachwuchsarbeit aber mangelt es den Königsspringern. „Wir sind fast alle berufstätig und haben gar keine Zeit, Kindern und Jugendlichen das Schachspielen näher zu bringen“, bedauert der Spielleiter. Der Altersschnitt im Klub bewegt sich deshalb bei 45 Jahren, jünger als 36 ist kein Mitglied. Kooperationen mit Schulen könnten ein Weg gegen den Nachwuchsmangel sein. Gerade an Grundschulen sei das Schachspiel sehr effizient, bei Kindern fördere es Konzentrationsfähigkeit, logisches Denken und Sozialverhalten.

Auch der Frauenanteil in den Schach-Vereinen ist sehr gering. „Die Damen sind prozentual sogar noch weniger vertreten als beim Boxen“, weiß Kanders. Dass gerade ältere Menschen sich dem Brettspiel verbunden fühlen, erklären auch neue Untersuchungen aus den USA und Spanien. Demnach ist Schach dank der dafür notwendigen Gehirnaktivität eine gute Vorsorge gegen Demenz. Kanders: „Es gibt wohl drei Hauptaktivitäten, die da helfen. Neben dem klassischen Spazierengehen und Tanzen eben vor allem auch das Schachspielen.“