Hagen. .
Wie groß Jonas Grof aktuell ganz genau ist, wissen auch die Eltern nicht. „Wir haben schon länger nicht mehr gemessen“, räumt Mutter Beate Grof ein: „Es müssten so 1,98 Meter sein, er ist zuletzt wieder etwas gewachsen.“ Bei der FIBA ist der 16-Jährige jedenfalls mit 1,96 m gelistet, in den Statistiken des Basketball-Weltverbands wird Grof erstmals geführt. Denn heute startet das Talent von BB Boele-Kabel und Phoenix Hagen Youngsters mit dem deutschen Nationalteam im litauischen Panevezys in die U16-Europameisterschaft. Erster Gegner sind um 15 Uhr die Serben.
In der Jugend-Bundesliga (JBBL) war Jonas Grof in Hagen nicht nur körperlich einer der größten, sondern vor allem spielerisch die tragende Säule. Mit 26 Punkten und elf Rebounds im Schnitt ragte der Boeler bei den Youngsters in der abgelaufenen Saison heraus. „Er ist einer der stärksten Spieler der JBBL“, sagt sein Klub-Trainer Matthias Grothe. Dass die Youngsters erst im Viertelfinale gegen den späteren deutschen Meister Paderborn ausschieden, daran hatte Grof maßgeblichen Anteil - als Spielmacher. Diese Rolle wird er bei Bundestrainer Harald Stein indes selten einnehmen, hier sind die Allround-Qualitäten dank seiner Größe gefragt. „Anders als bei uns wird Jonas im Nationalteam auf der Flügelposition eingesetzt“, weiß Grothe: „Er kommt von der Bank, um zunächst in der Verteidigung Akzente zu setzen.“
Im Aufbau sind in der U16-Auswahl der Würzburger Constantin Ebert und Sebastian Schmitt von Bayern München gesetzt. „Auf internationalem Niveau hat Jonas noch nicht die notwendige Schnelligkeit und Athletik“, sagt Grothe, „sein großer Vorteil ist, dass er absolut flexibel ist und von Position eins bis vier alles spielen kann.“ Der Youngsters-Trainer, bei dessen Iserlohner Regionalliga-Team Grof sich in den letzten Wochen ebenso wie beim Phoenix-Training unter Bundesliga-Coach Ingo Freyer fit hielt, hofft aber, dass sein Schützling sich bei der EM zunehmend Einsatzminuten erkämpfen kann.
Bei den Europameisterschaften, die bis zum 30. Juli in Panevezys und Vilnius/Litauen sowie Ventspils/Lettland stattfinden, haben die Deutschen eine schwere Vorrunden-Gruppe erwischt. Nach dem heutigen Auftakt gegen Serbien trifft das Stein-Team noch auf Slowenien (Freitag, 13.30 Uhr) und Mit-Gastgeber Litauen (Samstag, 18 Uhr). Kann man da wenigstens ein Team hinter sich lassen, geht es nach einem Tag Pause in der Qualifikationsrunde mit drei Spielen (erneut binnen drei Tagen) weiter. Erst dann startet die K.o.-Runde mit dem Viertelfinale. Käme das deutsche Team so weit, wären die ersten internationalen Meisterschaften für Jonas Grof gleich sehr lang. Der Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums kennt das von seinem ersten Auftritt im U16-Nationaltrikot im Februar: Bei einem zehntägigen Turnier in der Türkei kam spielte man bis zum Ende mit - und erlebte einiges. „Vor mehr als 1000 Zuschauern hauchdünn gegen Gastgeber Türkei zu gewinnen, das war zum Auftakt schon sehr aufregend“, weiß Beate Grof. In den nächsten Tagen könnte es ähnlich spannend werden.