Frankfurt/Hagen. .

Sportlich hat sich Phoenix Hagen in Frankfurt wie ein Abstiegskandidat präsentiert, wirtschaftlich aber offenbar die Hausaufgaben erledigt. Wie im Vorjahr haben die Hagener gestern die Lizenz mit Auflagen erhalten. „Das ist doch erfreulich“, reagierte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann auf eine der wenigen positiven Nachrichten der letzten Wochen.

Die Laune besserte sich erst auf der Rückreise etwas: Nach der 47:92-Demütigung bei den Skyliners in Frankfurt diente bei Phoenix Hagen der Blick auf den Livescore der Basketball-Bundesliga - wie tags darauf die Nachricht von der Lizenzerteilung - als leichter Stimmungsaufheller. Als nach quälendem Warten klar wurde, dass Rivale EnBW Ludwigsburg den greifbaren Sieg gegen Favorit Artland Dragons doch nach zwei Verlängerungen verpasst hatte, kehrte etwas Zuversicht im Abstiegskampf bei den Hagenern zurück. Deren Auftritt zuvor hatte dafür keinerlei Anlass gegeben.

„Neun Minuten dreißig waren okay“, fasste Herkelmann die Leistung der Gäste in der Frankfurter Ballsporthalle zutreffend zusammen, die halbe Minute vor der ersten Viertelpause mit den schon allzu häufig gesehenen überhasteten Aktionen reichte dann zum völligen Zusammenbruch. Den Herkelmann dann auch nicht beschönigen wollte: „Für diese Leistung will ich keine Erklärung finden.“ Auch Coach Ingo Freyer, dessen zahlreiche Auszeiten ohne erkennbare Wirkung blieben, stellte resigniert fest: „Wir haben Spieler, die zu schnell den Kopf hängen lassen und dann zu sehr nur an sich und nicht an die Mannschaft denken.“ Auch das indes hatte nicht dazu geführt, dass auch nur ein Phoenix-Spieler zweistellig gepunktet hätte. Es passte ins Bild, dass sich alle zehn Dreierversuche der Hagener wieder aus dem Ring herausdrehten.

Angesichts der bedenklichen mentalen Verfassung des Teams stellt sich nun die Frage, wie schnell die Spieler die zweithöchste Saisonschlappe verkraften. Schon am Samstag steht gegen den nach dem 88:81-Heimsieg gegen Oldenburg endgültig geretteten BBC Bayreuth ein Heimspiel an, in dem ein Sieg überlebenswichtig ist. „Wir haben das Frankfurt-Spiel schon abgehakt. Ab jetzt gilt die Konzentration ganz Bayreuth“, erklärte Freyer nach seiner der Schlusssirene folgenden Ansprache in der Mannschafts-Kabine - aus dem Dokumentarfilm „Phoenix in der Asche“ noch durch Michael Jordans schimpfwort-gespickten Wutausbruch vor zwei Jahren bekannt.

Ein ähnliches Aufrütteln, vielleicht mit anderer Wortwahl, scheinen die Phoenix-Akteure auch jetzt in ähnlich gefährdeter Lage zu benötigen. Kurzfristig gegen Bayreuth setzt man auf die Rückkehr des wegen einer Rückenverletzung schmerzlich vermissten Kapitäns Zygimantas Jonusas - auch als kämpferisches Vorbild. „Wenn es das alles entscheidende Spiel wäre, hätte Zygi es vielleicht versucht“, hatte Co-Trainer Steven Wriedt vor dem Hochball in Frankfurt bekannt. Nach dem Spiel war sich Freyer dann sicher: „Zygi ist ein Kämpfertyp. Er wird sich das nicht nehmen lassen, gegen Bayreuth zu spielen.“

Sechs Klubs mit Auflagen

Wie die 16 vor ihm platzierten Bundesligisten und Aufstiegsaspirant Mitteldeutscher BC hat Phoenix die Lizenz für die Saison 2012/13 erhalten, wie fünf andere Klubs auch mit Auflagen. „Den Jahresüberschuss von 150 000 Euro, den wir in unseren Wirtschaftsplan geschrieben haben, müssen wir auch erreichen“, erklärt Herkelmann die - neben der sportlichen Qualifikation - einzige Vorgabe der Liga: „Aber es ist ohnehin unser Ziel, die bilanziellen Verbindlichkeiten schnell abzubauen.“ Den ProA-Ligisten Crailsheim und Düsseldorf dagegen wurde eine Lizenz verweigert.

Bleibt es dabei, ist ein Wildcardverfahren um mindestens einen Erstliga-Platz absehbar. Daran könne sich die Phoenix GmbH im Abstiegsfall angesichts der Gebühr von 150 000 Euro, so betonte Herkelmann erneut, aus eigenen Mitteln nicht beteiligen. Das sei allenfalls mit einem externen Sponsor für eine solche Wildcard denkbar.