Hagen. .
Hagens Basketballer trauern um eine Legende und den ersten populären Star ihrer Sportart an der Volme: US-Spielmacher Jimmy Wilkins, der 1974 den SSV Hagen zur einzigen deutschen Meisterschaft geführt hat, verstarb am Freitag Abend amerikanischer Zeit in seiner kalifornischen Heimat an den Folgen eines Herzinfarkts im Alter von 64 Jahren. Er hinterlässt seine aus Münster stammende Ehefrau Susanne und seine beiden Kinder Vanessa (21) und Dominik (23), aktueller Spieler von Phoenix und BG Hagen, der bereits Samstag früh nach Hause flog.
„Jimmy wollte bald wieder nach Hagen kommen.“ Der spätere SSV- und Brandt-Vorsitzende Andreas Jürgens, bei dessen Familie Wilkins nach seiner Verpflichtung 1973 zwei Jahre wohnte und der über fast 40 Jahre freundschaftlichen Kontakt zu ihm gehalten hat, zeigte sich „unendlich traurig“ nach der Nachricht vom plötzlichen und unerwarteten Tod seines Freundes. Noch vor wenigen Tagen hatte er telefonisch Kontakt zu Wilkins, der letztmals im April 2011 zwei Wochen zu Besuch in Hagen war.
Sprunggewaltiger und trickreicher Dribbelkünstler: Mit seiner spektakulären Spielweise wurde der am 27. August 1947 in San Jose, Kalifornien, geborene Jimmy Wilkins 1973, als er zum SSV Hagen kam, schnell zum Publikumsliebling in der Ischelandhalle. Und zum dominanten Spieler der Bundesliga, der die Hagener Basketballer von Trainer Jörg Trapp 1974 gegen den USC Heidelberg zum ersten und bisher einzigen deutschen Meistertitel führte. Ein Jahr später folgte der Pokalsieg, wobei der verletzte Wilkins im Finale durch den 2009 verstorbenen „Pinky“ Smith ersetzt wurde. Im Jahr darauf wechselte der Kalifornier, der im NBA-Draft von den Portland Trailblazers gezogen worden war und dessen Cousins Gerald (New York Knicks) und Dominique Wilkins (Atlanta Hawks) es in die NBA schafften, als Spielertrainer zu Zweitligist UBC Münster. Hier lernte er Ehefrau Susanne kennen und kehrte nach drei Jahren in die USA zurück.
In Hagen blieb Jimmy Wilkins unvergessen, er begründete hier die lange Tradition amerikanischer Aufbauspieler. Und trug enorm zur Popularisierung der Sportart bei, trat im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF auf und war Gegenstand der Berichterstattung in „Zeit“ oder „Spiegel“. Gleichzeitig blieb Hagen für Wilkins, der bis zuletzt als Einkaufsleiter eines Computer-Unternehmens im Silicon Valley arbeitete, die zweite Heimat. „Ich habe mich hier wohl gefühlt - und wie“, schwärmte er 2006 bei einem Besuch der Redaktion unserer Zeitung: „Nach Hagen zu kommen, war für meine Lebens-Erfahrung das Beste, was mir passieren konnte. Die Zeit, die ich hier hatte, ist unbezahlbar.“
Umso mehr freute es Wilkins, der auch im Baseball viele Erfolge feierte und als Basketball-Coach der Highschool im Örtchen Gilroy seine Kinder trainierte, dass seit 2010 auch sein Sohn Dominik am Ischeland spielt. „Jimmy ist bis heute das größte und beliebteste Hagener Basketball- und Sportidol“, würdigte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann: „Sein plötzlicher Tod hat uns tief erschüttert. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie.“