Hagen/München. .
Die letzte Reise einer Delegation von Phoenix Hagen nach München führte Ende Juni zum Filmfest - als Hauptdarsteller beim Kinofilm „Phoenix in der Asche“. Heute in der bayerischen Landeshauptstadt wird dem Basketball-Bundesligisten der rote Teppich dagegen wohl kaum ausgerollt. Der FC Bayern München, um 19 Uhr im Audi Dome Gastgeber, hat vielmehr vor dem Berlin-Bezwinger großen Respekt. Trainer Dirk Bauermann spricht vom „bisher schwersten Heimspiel“ des ambitionierten Neulings.
Im Basketball-Oberhaus war der FC Bayern seit 22 Jahren nicht mehr. Doch es ist gar nicht allzu lange so, dass die Hagener beim Korbjagd-Ableger des Fußball-Rekordmeisters angetreten sind. Auf dem Weg in die Bundesliga in der Saison 2008/09 musste Phoenix auch nach München, erlitt am 20. Dezember 2008 mit einer 87:93-Niederlage dort einen herben Rückschlag. Der Unterschied zum heutigen Duell zeigt sich beim Blick auf den Statistikbogen: Trainer Ingo Freyer, Bernd Kruel und Dominik Spohr waren zwar damals schon in Phoenix-Diensten, für den FC Bayern läuft aber keiner der damaligen Akteure mehr auf. Und statt 850 Besuchern in der Städtischen Sporthalle an der Säbener Straße werden heute mehr als 5000 in der zum „Audi-Dome“ umgebauten Olympia-Basketballarena von 1972 erwartet.
Der etwas andere Aufsteiger mit dem großen Namen und der besonderen Strahlkraft bestimmt seit seinem Erscheinen in der höchsten Spielklasse gleich die Schlagzeilen. Auch weil bei den von Klub-Präsident Uli Hoeneß angeschobenen Bayern, nach Überzeugung ihres Trainers Dirk Bauermann „das spannendste Basketball-Projekt, das es derzeit in Europa gibt“, die Prominenz wie die Fußball-Profis um Bastian Schweinsteiger oder Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber sich in den ersten Zuschauerreihen drängt. Für die Hagener, das beteuern Geschäftsführer Oliver Herkelmann und Trainer Ingo Freyer allerdings unisono, sei die Partie beim neuen Branchenriesen „ein Spiel wie jedes andere auch“. Und der Coach fügt hinzu: „Die meisten unserer Spieler kennen die, die da sitzen, doch gar nicht.“
Die Bayern auf dem Parkett dagegen sind den Hagenern wohl bekannt. „Eine sehr erfahrene und abgezockte Mannschaft“, charakterisiert Freyer das Bauermann-Ensemble, bei dem er besonders Je’Kel Foster und Aleksandar Nadjfeji schätzt. Zwar bangen die Gastgeber um Routinier Darius Hall (Schulterverletzung) und warten noch auf die Spielberechtigung von Neuzugang Chevon Troutman, dafür gibt Nationalspieler Robin Benzing sein Heimdebüt. Mit Steffen Hamann, Philipp Schwethelm, Jan-Hendrik Jagla und Demond Greene stehen weitere deutsche Auswahlspieler im Kader des Ex-Bundestrainers, dazu kommen mit Jona Wallace und Ben Hansbrough zwei US-Guards und mit Ruben Boumtje Boumtje ein erfahrener Center.
„Wir rechnen uns Chancen aus“, treten Freyer und seine Schützlinge nach dem Verlängerungscoup gegen Alba Berlin gleichwohl selbstbewusst an: „Wir wissen jetzt, dass wir auch Klubs von oben schlagen können. Vielleicht ist es ja unbequem, gegen uns zu spielen.“ Die Bayern jedenfalls sind gewarnt, wie Bauermann betont. Er fordert deshalb die Bayern-typische „Mia san Mia“-Mentalität: „Wir müssen dominant und aggressiv agieren.“ Auf der Anzeigetafel indes werden auch die Gäste deutlich präsent sein: Beim Kino-Trailer des auch in München bald startenden „Phoenix in der Asche“.