Herdecke. Sowohl bei den Einzelstarts als auch in den Staffeln bekommen die Zuschauer etwas geboten. Diese Überraschungen passieren am Rande.
983 Anmeldungen flatterten beim TSV Herdecke herein. Allerdings nicht von neuen Mitgliedern, sondern von Teilnehmenden am 19. Herdecker Citylauf. Damit wurde die Rekordzahl zwar wie bereits erwartet nicht überschritten, doch innerhalb der Läufe gab es einiges zu sehen. Mitunter auch Verrücktes oder Kurioses, was Blicke auf sich zog.
Es gab Personen, die mehrmals liefen. Sogar in allen drei Läufen, also neben fünf und zehn Kilometer auch noch beim Fun-Staffellauf (4x1110 Meter). Diese Herausforderung haben Ulrich Schulze-Bergkamen (Die Pacer) und Jennifer Defontaine (TV Hasslinghausen) auf sich genommen. Schulze-Bergkamen ist sehr ambitioniert unterwegs und landete über fünf Kilometer auf Rang drei und über zehn Kilometer auf Rang zwei in der Gesamtwertung. Mit der Mixed-Staffel, in der er übrigens gemeinsam mit Defontaine antrat, gewann er. Über alle Staffeln gesehen wurde das Quartett, ergänzt um Tabea Schwikardi und Sebastian Hasenclever, Vierter.
Tempohärte durch alle drei Distanzen
„Die Idee, dreimal zu starten, kam und vor wenigen Tagen. Wenn man einen Trainer fragt, ist es nicht das richtige. Aber das gibt Tempohärte für meine nächsten Ziele. Daher habe ich jede Distanz mitgenommen“, erzählt Schulze-Bergkamen, der im Dezember in Malaga einen Halbmarathon laufen möchte. Er lief übrigens am Kampsträter Platz immer nah an den Zuschauern vorbei und klatschte sich mit Kindern ab, statt eng am Innenkreis zu bleiben. Seine Erklärung: „Bei Cityläufen ist die Atmosphäre ganz besonders. Da möchte ich als Läufer einfach etwas zurückgeben. Die Kinder freuen sich so sehr, wenn ich sie abklatsche und deshalb agiere ich immer mit den Zuschauern.“
Witzige und emotionale Momente beim 19. Herdecker Citylauf
Defontaine ist selbst Mutter von vier Kindern und freute sich genauso über die gute Stimmung nebst der Strecke. Sie schenkte einigen Kindern hinterher sogar etwas Geld, von dem sie sich ein Eis holen konnten. Sie bezeichnet sich selbst als laufverrückt und hat sogar schon öfter Doppelstarts bei Läufen gemacht. „Ich merke schon, dass meine Beine müde sind. Aber ich bin für vieles zu haben“, so die Sprockhövelerin. Verkleidet war ihre Staffel nicht. Dabei liebt es Defontaine eigentlich, sich zu verkleiden. Doch ihr Kollege hatte sie erst zwei Tage vor dem Start überredet, mitzulaufen.
Jugendfeuerwehr gewinnt Pokal für beste Verkleidung
Der war mal beim Vivawest-Marathon in Gelsenkirchen in einer aufgeblasenen Bierflasche gelaufen. Eine Option für ein nächstes Mal, denn es funktionierte. Und die Pacer organisieren zudem selbst seit zwei Jahren etwas Verrücktes: Die „Biermeile“ in Sprockhövel, ebenfalls ein Fun-Lauf. Jeder Art von Anstrengung zollt das Orga-Team Respekt. „Es ist der absolute Wahnsinn, wenn jemand dreimal läuft. Gleichzeitig belebt das die Veranstaltung und ich kann das mit moderieren“, so Moderator Philipp Krokowski. Als Anreiz für die Staffeln in Herdecke wurde in diesem Jahr über den TSV erstmals ein Pokal an das am verrücktesten gekleidete Team verliehen.
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Das erhielt die Jugendfeuerwehr – eigentlich auch die einzige, die wirklich in einem untypischen Laufdress startete. In einem ganz anderen, nämlich in Feuerwehruniform- und schuhen samt Helm und Löschflasche auf dem Rücken. Einigen Zuschauern ging das Herz dabei auf, da sich die Kinder trotzdem ins Zeug legten. Merle aus dem Quartett erzählt: „Es war gar nicht so anstrengend, ich bin letztes Jahr schon die zehn Kilometer mitgelaufen und kenne deswegen schon was Schlimmeres.“ Etwas anstrengender als in Sportsachen sei es schon, gesteht ihre Haylee: „Der Helm wackelt und der PA am Rücken klappert. In den Schuhen kann man auch nicht so gut laufen. Man spürt schon eine Blockade, weil man nicht so kann wie man es will. Aber wenn man sich nach einer Weile dran gewöhnt, geht es.“
Viel Ehrgeiz beim Fun-Staffellauf
Und Toby zeigt sich ganz cool: „Es geht in den Schuhen, ich spüre eigentlich nicht viel. Ich habe sie Schuhe einfach angezogen und bin losgelaufen.“ Das feierten viele, was die Kinder wiederum anspornte, wie Arik verrät: „Dadurch läuft man automatisch schneller. Ich war das zweite Mal dabei, beim ersten Mal sind wir noch mit Jacke gelaufen, dafür aber nicht mit den Arbeitsschuhen. Die Schuhe ziehen einen durch die Stahlkappe auch nach unten.“ Frank Mier, Stadtjugendfeuerwehrrat, sagt: „Die Kinder trainieren nicht einmal dafür. Der Spaß steht im Vordergrund.“
TSV und TSG Herdecke unterstützen sich
Unter den Staffeln waren 13 Teams. Allein sechs davon wurden von der TSG Herdecke gestellt. Neben Jungs und Mädchen aus der Fußballjugend waren auch Mütter der Kicker am Start sowie traditionsgemäß das Vorstandsteam. „Das kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen, dass sie mit so vielen Leuten zu uns kommen“, freut sich Philipp Krokowski und fügt hinzu: „Wir sind nun in der Bringschuld und müssen sie am Bleichstein auch mal supporten.“
Der TSV möchte sich an einem der nächsten Hobbyturniere beteiligen. Zudem merkt Krokowski an: „Gleichzeitig müssen wir sagen, dass wir vom TSV auch mal mehr eigene Staffeln brauchen. Ob Vorstand, Trainerstab. Die haben sich auch herausgefordert gefühlt, nächstes Jahr anzugreifen.“
2023 waren erwachsene Feuerwehrmänner dabei – ebenfalls in ihrer kompletten Montur. Es sollten ursprünglich Firmen aktiviert werden, als Staffel zu laufen. Daraus hat sich mehr und mehr der Fun-Staffellauf entwickelt. Es geht dabei eigentlich weniger um Bestleistungen, der Druck soll bewusst abfallen. Dem ist aber gar nicht so, bei keiner Staffel. Die Staffeln haben die sportliche Herausforderung trotzdem angenommen und Gas gegeben. „Sie beißen echt noch einmal richtig durch, aber es ist alles entspannt“, sagt Chef-Organisator Philipp Winter.
Mit Jesko Kohlstedt war ein Herdecker wieder bei seinem „Heimat-Lauf“ mit am Start – und zwar barfuß. Den Organisatoren ist er bekannt und auch einigen Zuschauern. Auf den ersten Blick hat sicher nicht jeder erkannt, dass Kohlstedt ohne festes Schuhwerk durch die Innenstadt unterwegs war. Der Läufer des Jahrgangs 1981 legte die zehn Kilometer in 55:01 Minuten zurück. Erstmals war in Herdecke mit Silke Albers-Heise eine Starterin dabei, die ihren Hund über die zehn Kilometer eine Stunde und sechzehn Sekunden an der Leine mitführte. Noch etwas Besonderes. „Wenn alle mit Hund laufen würden, wäre es wahrscheinlich sehr voll und schwierig. Aber so war es mal ganz lustig“, kommentiert Krokowski.