Hagen. Aufgrund eines angeblichen Rassismus-Eklats verzichten die Tornado-Fans von Phoenix Hagen am Freitag auf die Auswärtsfahrt nach Kirchheim.
Ohne die lautstarke Unterstützung des Fanclubs Tornados werden an diesem Freitag die ProA-Basketballer von Phoenix Hagen ihr viertes Playoff-Viertelfinal-Spiel gegen die Kirchheim Knights bestehen müssen. Nach tagelangen Querelen mit der Liga und Vereinsverantwortlichen wegen angeblichen Beleidigungen und rassistischer Rufe haben die Fan-Verantwortlichen den Bus für die Auswärtsfahrt wieder abgesagt, weil ursprüngliche Absprachen nicht eingehalten worden seien und sich die leidenschaftlichen Supporter auch nicht als Rassisten stigmatisieren lassen wollen.
Aus Kirchheim wurde zuletzt berichtet, dass es in den ersten drei Spielen der Serie jeweils Vorfälle abseits des Parketts gegeben habe, die die Verantwortlichen beider Clubs hinter den Kulissen intensiv beschäftigt hätten. In mehreren Gesprächsrunden sowie in Absprache mit der Liga und dem Hagener Fanclub Tornados sei daher gemeinsam beschlossen worden, dass das Gästeticketkontingent für das Spiel am Freitag in Kirchheim auf 50 Tickets begrenzt werde. Zudem informierten die Kirchheimer, dass die Knights eine Namenliste der Gäste-Fans erhielten und die Identität anhand der Personalausweise kontrollieren würden: „Bei Beleidigungen jeglicher Art erfolgt eine sofortige Entfernung der jeweiligen Person aus der Halle durch den Ordnungsdienst der Knights“, kündigten die Kirchheimer an.
Klares Statement von Phoenix
Parallel dazu schob am Donnerstag auch Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt ein entsprechendes Statement nach. Darin heißt es: „Unser Sport steht für Emotionen, Leidenschaft und Respekt. Unser Sport ist bunt und multikulturell. In unserem Sport gibt es keine Zäune und Grenzen zwischen Spielern, Mitarbeitern und Fans. Unser Sport ist spürbar und nahbar. Und das soll er immer bleiben.“ Phoenix Hagen stehe gemeinsam mit seinen Fans, Sponsoren, Partnern und Mitarbeitern für diese Werte ein und stelle sich klar gegen jede Art von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, sexueller oder religiöser Diskriminierung und Anfeindung, so Schmidt weiter. „Emotionen: Absolut ja! Leidenschaft: Definitiv! Support bis zum Ende: Immer! Rassismus und Diskriminierung: Klar nein!“
Die Hagener Tornados bestätigen entsprechend in einer Erklärung, dass es bereits im Vorfeld zu Spiel 3 in Hagen ein klärendes Gespräch mit dem Kirchheimer Geschäftsführer gegeben habe. Dabei ging es offenkundig um angebliche ehrverletzende Beleidigungen vom Heuboden der Ischelandhalle in Spiel 1 sowie einen „Ey, Du Affe“-Ruf eines Hagener Fans bei Spiel 2 in Kirchheim. Da sich zu diesem Zeitpunkt ein dunkelhäutiger Spieler aus Kirchheim beim Freiwurf befand, wurde von Liga und Kirchheim angenommen, dass der Zwischenruf diesem Spieler gegolten habe, was als eine übel rassistische Beleidigung interpretiert worden sei.
Tornados verwehren sich gegen Vorwürfe
„Für die Rufe in Spiel 1 haben wir unser ausdrückliches Verständnis zum Ausdruck gebracht und erklärt, dass diese Beleidigung unangemessen gewesen sei und zugesagt, weitere solcher Rufe im Rahmen unser Möglichkeiten zu unterbinden, was aus unserer Sicht in Spiel 3 der Serie problemlos funktionierte“, so die Darstellung der Hagener Tornados. „Bei dem Wort „Affe“ haben wir mehr als ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass es in unserem Verständnis in keiner Weise eine rassistische Intention verfolgt, sondern es sich irgendwo auf einem Niveau mit dem Begriff „Dummkopf“ befindet und wir ausdrücklich bekundet haben, dass es niemandes Intention gewesen sei, irgendeine Person in irgendeiner Form wegen seiner Hautfarbe zu beleidigen.“ Gleichzeitig sichern die Tornados zu, ihr Umfeld für solche Missinterpretationen zu sensibilisieren. Dazu sollte die Ticketbestellung für die jetzt anstehende Partie in Kirchheim ausschließlich über den Fanclub laufen, damit nur bekannte Personen Zugang in den Gästeblock finden.
„Ausdrücklich nicht abgesprochen und zugesagt worden ist von uns, dass Hagener Fans einen personalisierten Einlass mit Ausweiskontrolle erhalten“, halten die Tornados eine solche Eskalation in der Gangart des Umgangs jedoch für inakzeptabel. Gleichzeitig verweisen sie anhand zahlreicher Sozialprojekt-Beispiele darauf, dass ihnen Rassismus und Ausgrenzung von Gruppen völlig fremd sei und auch niemals geduldet werde: „Wir verwehren uns ausdrücklich dagegen, potenzielle Rassisten sein zu können als Fanclub in einer Sportart, die geprägt ist durch kulturelle Vielfalt.“ Als solche wolle man sich in Kirchheim auch nicht zu Schau stellen und durch Vorverurteilungen stigmatisieren lassen.
„Nach langen und intensiven internen Diskussionen sind wird zu dem Entschluss gekommen, die Reise nach Kirchheim nicht anzutreten“, teilen die Tornados am Himmelfahrtstag mit: „Wir möchten ausdrücklich nochmals bekunden, dass es uns extrem leidtut, bei diesem wichtigen Spiel die Mannschaft nicht unterstützen zu können.“